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"Als Kirche Hilfe geben": Bischof Ackermann vor Ort im Katastrophengebiet

Hochwasser in Ehrang (Bistum Trier) im Juli 2021.
Bischof Stephan Ackermann besucht Einsatzkräfte an der Ahr und dankt den Helferinnen und Helfern.
Hochwasser in Ahrweiler

Das Bistum Trier ist von der Flutkatastrophe direkt betroffen: Neben den Kreisen Trier-Saarburg und Bitburg-Prüm ist besonders die Region an der Ahr von der Unwetter-Katastrophe betroffen. Bischof Stephan Ackermann ist am 16. Juli in Bad Neuenahr-Ahrweiler, Schuld und Remagen gewesen, um mit Betroffenen und Einsatzkräften zu sprechen und sich ein Bild von der Situation zu machen.

Im Interview mit Judith Rupp für die Webseite der Diözese sprach Ackermann über seine Erlebnisse.

Welches Bild hat sich Ihnen geboten, als Sie das Ahrtal erreicht haben?

Der Anblick ist erschütternd. Ich habe ja selbst in der Gegend gewohnt und kenne sie gut. Es ist entsetzlich, das Ausmaß der Zerstörung zu sehen: Ich habe teilweise völlig zerstörte Häuser gesehen, in denen kein Stein mehr auf dem anderen steht; zerstörte oder völlig verschlammte Straßen; Autos, die hochkant oder gegeneinander aufgeschichtet in den Vorgärten stehen. In der Piuskirche in Bad Neuenahr hat das Wasser die Türen eingedrückt und ein Auto bis in die Kirche geschwemmt. Es ist verheerend.

Mit wem konnten Sie sprechen, was haben die Menschen berichtet?

In Bad Neuenahr-Ahrweiler habe ich mich mit dem Pastoralteam um Pfarrer Jörg Meyrer und Ehrenamtlichen getroffen. Sie haben den Arbeitskreis „Kirche hilft“ gegründet. In Schuld war ich mit Pfarrer Rainer Justen unterwegs, habe mit Betroffenen gesprochen und mit Einsatzkräften von der Feuerwehr oder vom DRK. Dort ist die Kirche St. Gertrudis, die erhöht liegt, als Anlauf- und Verpflegungsstelle und Kleiderlager eingerichtet. Und in Remagen ist die Rheinhalle Notunterkunft, auch da war ich.

Ich habe mit einer jungen Frau gesprochen, deren Haus verwüstet wurde, die aber weiter fürs DRK im Einsatz ist. Sie hat nur noch ihre Einsatzkleidung. Ein Ehepaar hat erzählt, dass sie wissen, dass ihre Kinder in der Nähe in Sicherheit sind. Sie bekommen aber bisher so gut wie keinen Kontakt. Ein anderes Ehepaar ist nach der Rettung getrennt worden und hat noch nicht wieder zusammengefunden. Leute haben mir erzählt, dass sie gerade mit der Renovierung ihres Hauses fertig waren: Jetzt ist alles zerstört. Die neue Schützenhalle in Schuld hängt in Trümmern an einem Brückenpfeiler.

Ein großes Problem ist, dass die Kommunikation immer noch erschwert ist, weil die Telefon- und Mobilfunknetze nicht stabil sind oder der Strom noch nicht wieder da ist. Zu Menschen in Orten wie Dernau oder Mayschoß habe ich noch gar keinen Kontakt bekommen. Und das macht bisher die Koordination der Hilfe schwierig.

Aber die Hilfsbereitschaft ist riesig. Angefangen bei den Einsatzkräften der verschiedenen Dienste bis hin zu Privatleuten, die einfach mit der Schaufel kommen und fragen, wo sie helfen können. Ich glaube, das ist ganz wichtig für die Betroffenen, die natürlich sehr unterschiedlich mit der Situation umgehen: Das reicht vom Pragmatismus und der Haltung, sich nicht unterkriegen zu lassen, über ganz viel Trauer, Schock und Leid.

Warum war es Ihnen wichtig, vor Ort zu sein?

Ich wollte persönlich, aber auch für das ganze Bistum, meine und unsere Solidarität mit den Betroffenen und den Einsatzkräften und Helferinnen und Helfern ausdrücken. Und mir war es wichtig zu hören, welche Hilfe wir als Kirche jetzt geben können, die sich vielleicht vor Ort gerade nicht so gut regeln lässt.

Wie können Sie denn als Bistum jetzt helfen?

Die erste und wichtigste Hilfe ist sicher die tätige Hilfe von ganz vielen unserer Seelsorgerinnen und Seelsorgern und von Mitarbeitenden. Und dann der Einsatz der Notfallseelsorge, die mit vielen Frauen und Männern die Menschen hier begleiten, stützen und trösten. Wir haben zwei Spendenkonten eingerichtet, von Bistum und Diözesan-Caritasverband und von der Stiftung „Menschen in Not“.

Die Situation ist immer noch unübersichtlich. Wo es geht, wollen wir beim Vernetzen helfen. Der für den Visitationsbezirk Koblenz zuständige Weihbischof Jörg Michael Peters trifft sich am Sonntag mit Verantwortlichen aus den betroffenen Dekanaten, um zu hören, was gebraucht wird. Ich denke, dass wir auch im seelsorglichen Bereich helfen können, gerade auch, wenn es um die Trauerarbeit geht oder bei der Bestattung der vielen Toten.

Und dann sind ja auch Kirchen oder kirchliche Häuser beschädigt und zerstört. Da wird es dann um eine Schadenaufnahme gehen, und Dinge müssen auch verwalterisch bearbeitet werden. Das wird sich alles in den nächsten Tagen und Wochen zeigen. Wir als Bistum wollen da sein für die Menschen. Unter t1p.de/hochwasser-hilfe bündeln wir unsere Infos und Angebote.

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