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Erster Tag der Reise: Papst Franziskus ruft in Zypern zur Brüderlichkeit auf

Papst Franziskus spricht vor den Behörden, der Zivilgesellschaft und dem diplomatischen Korps im Präsidentenpalast in Nikosia, Zypern, 2. Dezember 2021.
Papst Franziskus besucht die maronitische Kathedrale Unserer Lieben Frau der Gnade in Nikosia, Zypern, 2. Dezember 2021.
Papst Franziskus trifft den zyprischen Präsidenten Nicos Anastasiades im Präsidentenpalast in Nikosia, Zypern, 2. Dezember 2021.
Papst Franziskus spricht zu Journalisten und Flugbegleitern auf der Reise nach Zypern am 2. Dezember 2021.

Es geht um Geschwisterlichkeit, die Fraternitas: An seinem ersten Tag in Zypern hat Papst Franziskus die Katholiken aufgefordert, den Geist der Brüderlichkeit in dem durch eine UN-Pufferzone geteilten Inselstaat zu fördern.

"Wir brauchen eine brüderliche Kirche, die in unserer Welt für Brüderlichkeit eintritt", sagte der Papst wörtlich am 2. Dezember, kurz nach seiner Ankunft in Nikosia, der geteilten Hauptstadt.

In seiner live übertragenen Rede in der maronitischen Kathedrale Unserer Lieben Frau von der Gnade sagte Franziskus, dass es "in Zypern viele spirituelle und kirchliche Sensibilitäten, verschiedene Hintergründe und Geschichten, verschiedene Riten und Traditionen gibt. Dennoch sollten wir die Vielfalt nicht als Bedrohung der Identität empfinden; nein, wir sollten nicht eifersüchtig oder defensiv sein".

"Wenn wir dieser Versuchung erliegen, wächst die Angst, und die Angst führt zu Misstrauen, Misstrauen führt zu Verdächtigungen und dann früher oder später zu Konflikten", fuhr er fort. "Wir sind Brüder und Schwestern, geliebt von einem einzigen Vater."

Papst Franziskus landete am Donnerstagnachmittag in Zypern zu Beginn einer fünftägigen Reise, die ihn auch nach Athen, Griechenland und erneut auf die Insel Lesbos führen wird. Es wird erwartet, dass die Massenmigration nach Europa im Mittelpunkt stehen wird, da beide Länder wichtige Zwischenstationen für Migranten und Flüchtlinge sind, die versuchen, nach Deutschland und andere Länder Europas zu gelangen, hauptsächlich aus dem Nahen Osten und Afrika. 

Papst Franziskus besteigt am Flughafen Fiumicino in Rom das Flugzeug nach Zypern, 2. Dezember 2021. Daniel Ibáñez/CNA.

Der Papst landete auf dem internationalen Flughafen von Larnaca und reiste dann mit dem Auto die 31 Meilen nach Nikosia.

In seiner Ansprache an die katholischen Priester, Geweihten, Diakone, Katecheten und kirchlichen Vereinigungen und Bewegungen Zyperns sagte er: "Durch euren Geist der Brüderlichkeit könnt ihr alle und ganz Europa daran erinnern, dass wir zusammenarbeiten müssen, um eine Zukunft aufzubauen, die der Menschheit würdig ist, um Spaltungen zu überwinden, Mauern niederzureißen, von der Einheit zu träumen und dafür zu arbeiten. Wir müssen uns gegenseitig willkommen heißen und integrieren und als Brüder und Schwestern zusammengehen, wir alle".

In der überwiegend christlich-orthodoxen Republik Zypern leben 1,2 Millionen Menschen, von denen eine sehr kleine Minderheit – etwa 10.000 Personen – katholisch getauft sind.

Die Insel ist durch eine Pufferzone der Vereinten Nationen geteilt, wobei sich der De-facto-Staat Nordzypern im nordöstlichen Teil der Insel befindet. Das überwiegend sunnitisch-muslimische Gebiet wird nur von der benachbarten Türkei anerkannt, die 1974 in Zypern einmarschierte, und wird von allen anderen Staaten als Teil der Republik Zypern betrachtet.

Bevor er den Vatikan am 2. Dezember verließ, begrüßte Franziskus etwa 12 Migranten aus Afghanistan, Somalia, dem Kongo und Syrien, die jetzt in Italien leben. Einige von ihnen waren Migranten, die nach seinem Besuch auf Lesbos 2016 mit Papst Franziskus im Flugzeug nach Rom gekommen waren.

Auf dem Weg zum Flughafen hielt der Papst an, um auch noch eine andere Gruppe von Migranten zu treffen, die in der Kirche Santa Maria degli Angeli, einer Pfarrei in der Nähe des Flughafens Fiumicino, untergebracht sind. Dort betete er auch vor einem Bildnis der Muttergottes von Loreto.

Papst Franziskus forderte die Katholiken in Zypern auf, Geduld aufzubringen und sich an dem heiligen Barnabas zu orientieren, der auf Zypern zur Welt kam.

(Die Geschichte geht unten weiter)

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"Die Arbeit, die ihr auf dieser Insel leistet, indem ihr neue Brüder und Schwestern aufnehmt, die von anderen Ufern der Welt kommen, ist wertvoll", sagte er. "Wie Barnabas seid auch ihr aufgerufen, eine geduldige und aufmerksame Haltung zu pflegen, sichtbare und glaubwürdige Zeichen der Geduld Gottes zu sein, der niemanden außerhalb des Hauses seiner liebenden Umarmung beraubt."

Barnabas sei auch ein Vorbild an Brüderlichkeit, so der Pontifex weiter: Das zeige seine Freundschaft mit Paulus. 

"Ich teile mit Ihnen meine Freude, dieses Land zu besuchen und als Pilger auf den Spuren des großen Apostels Barnabas zu reisen, einem Sohn dieses Volkes, einem Jünger, der Jesus liebte und ein furchtloser Verkünder des Evangeliums war", sagte Papst Franziskus.

Der Präsidentenpalast in Nikosia, Zypern, 2. Dezember 2021. Andrea Gagliarducci/CNA.

Der Papst lobte heute auch eine friedensfördernde Initiative mit dem Namen "Religious Track of the Cyprus Peace Project", die unter der Schirmherrschaft der schwedischen Botschaft die religiösen Führer der Insel zusammenbringt.

"Zeiten, die am ungünstigsten erscheinen, in denen der Dialog stockt, können genau die Zeiten sein, die den Frieden vorbereiten", sagte er.

"Die Perle erinnert uns auch daran, denn sie nimmt Gestalt an in dem geduldigen, verborgenen Prozess des Zusammenwebens neuer Substanzen mit dem Mittel, das die Wunde verursacht hat".

Der Papst forderte die entmutigten Staats- und Regierungschefs auf, an die jüngeren Generationen zu denken, die sich nach einer "Welt des Friedens" sehnen und nicht nach einer "Welt, die von immerwährenden Rivalitäten getrübt und von ungelösten Streitigkeiten vergiftet ist".

"Zypern ist als geografischer, historischer, kultureller und religiöser Knotenpunkt in der Lage, Frieden zu stiften. Möge es eine Werkstatt des Friedens im Mittelmeerraum sein", sagte er.

"Frieden wird nicht oft durch große Persönlichkeiten erreicht, sondern durch die tägliche Entschlossenheit einfacher Männer und Frauen. Der europäische Kontinent braucht Versöhnung und Einheit, er braucht Mut und Enthusiasmus, wenn er vorankommen will".

"Denn es werden nicht die Mauern der Angst und die von nationalistischen Interessen diktierten Vetos sein, die seinen Fortschritt gewährleisten, und auch der wirtschaftliche Aufschwung allein wird nicht ausreichen, um seine Sicherheit und Stabilität zu garantieren."

Er schloss: "Schauen wir in die Geschichte Zyperns, um zu sehen, wie Begegnung und Aufnahme gute Früchte hervorgebracht haben, die Bestand haben. Nicht nur in der Geschichte des Christentums, für das Zypern 'das Sprungbrett' auf diesem Kontinent war, sondern auch für den Aufbau einer Gesellschaft, die ihren Reichtum in der Integration gefunden hat."

Hannah Brockhaus (Rom), Luke Coppen (London) und Andrea Gagliarducci (Zypern) trugen zur Berichterstattung bei.

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Übersetzt und redigiert aus dem Original der CNA Deutsch-Schwesteragentur. 

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