Als staatlich geschützter Feiertag gibt uns der heutige Pfingstmontag die Möglichkeit, noch einmal das Ereignis des Pfingstfestes zu bedenken und uns zu fragen, woran man denn das Wirken des Heiligen Geistes erkennen könnte.

Eine mögliche Spur führt uns ausgerechnet die Passionsgeschichte. Bei seinem nächtlichen Gebet verharrt Jesus im Ölberg und findet seine Jünger schlafend. Seine Worte sind bekannt: "So konntet Ihr nicht eine Stunde mit mir wachen? Wachet und betet, damit Ihr nicht in Versuchung fallt. Der Geist ist willig, das Fleisch aber ist schwach!" Dieser Satz Jesu ist sprichwörtlich geworden. Nicht selten redet man sich heraus, dass man dies und das "eigentlich" gern getan hätte, aber mit einem entschuldigenden Seufzer heißt es dann: "das Fleisch ist schwach!"

Es lohnt sich, im griechischen Urtext nachzuschauen. Dort ist nicht vom Geist des Menschen die Rede, von seinem Verstand und seinen Willenskräften. Der Evangelist Matthäus verwendet das Wort "Pneuma" und meint damit den Heiligen Geist. Von ihm wird gesagt, dass er "willig" sei. Dies ist zwar ein altertümliches Wort, aber man versteht es dennoch. Wenn jemand willig ist, "guten Willens", dann meinen wir damit seine positive Energie, seine spontane Bereitwilligkeit, umgangssprachlich gesagt: "den Mumm, den er in den Knochen hat".

Wenn wir einem Menschen begegnen, der sich nicht in Bedenkenträgerei aufhält und sich mit allen möglichen fadenscheinigen Argumenten davonstielt, sondern der zupackt, sich einlässt und das Wagnis eingeht, zum Beispiel im Einsatz für seine Mitmenschen, für Recht und Gerechtigkeit: dann erkennen wir in einem solchen Menschenleben das Wirken des Heiligen Geistes. Es muss überhaupt nicht spektakulär zugehen. Nicht Sensationen führen uns auf die Spur des Geistes Gottes, sondern jene Willigkeit, Bereitwilligkeit, in der Menschen sich engagieren und nicht auf die andere Straßenseite verschwinden, wenn eine Herausforderung der Zivilcourage auf sie zukommt.

In seiner Predigt anlässlich des zurückliegenden Besuchs in Ägypten sprach Papst Franziskus von diesem geistgewirkten Mut: "Der echte Glaube macht uns mildtätiger, barmherziger, ehrlicher und menschlicher; er beseelt die Herzen, um sie dazu zu bringen, alle bedingungslos zu lieben, ohne Unterschied und Bevorzugungen; er bringt uns dazu, im anderen nicht einen Feind zu sehen, der besiegt werden muss, sondern einen Freund, den man lieben, dem man dienen und helfen soll; er bringt uns dazu, die Kultur der Begegnung, des Dialogs, des Respekts und der Solidarität zu verbreiten, zu verteidigen und im Leben zu verwirklichen; er verleiht uns den Mut, dem zu verzeihen, der uns beleidigt; dem zur Hand zu gehen, der gefallenen ist." Und in diesem Zusammenhang verwendete der Papst dann eine atemberaubende Formulierung: "der einzige Extremismus, der für die Gläubigen zulässig ist, besteht in der Nächstenliebe! Jeglicher andere Extremismus kommt nicht von Gott".

Deutlicher, meine ich, kann man nicht sagen, woran sich Menschen erkennen lassen, die im Pfingstgeist leben.

Monsignore Wolfgang Sauer ist Ehrendomkapitular der Erzdiözese München und Freising und war u. a. langjähriger Geistlicher Direktor des Instituts zur Förderung des Publizistischen Nachwuches (IFP), Missionsdirektor der Erzdiözese Freiburg und Mitgliede verschiedener Gremien und Verwaltungsräte katholischer Hilfswerke. 

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