Gott lässt sich suchen und finden – von dieser tiefgründigen Erfahrung berichtet auch die Enzyklika „Lumen fidei“. Wer religiös sei, so erfahren die Leser in der gemeinsam von Benedikt XVI. und Papst Franziskus verfassten Enzyklika, versuche, „die Zeichen Gottes in den täglichen Erfahrungen seines Lebens zu erkennen, im Kreislauf der Jahreszeiten, in der Fruchtbarkeit der Erde und in der ganzen Bewegung des Kosmos“: „Gott ist lichtvoll und kann auch von denen gefunden werden, die ihn mit aufrichtigem Herzen suchen.“ Beispielhaft genannt hierfür werden die Sterndeuter, die sich bis zur Krippe nach Bethlehem führen lassen. Das „Licht Gottes“ habe ihnen den Weg gezeigt.

Der Stern stehe auch für die „Geduld Gottes mit unseren Augen, unseren Augen, die sich an seinen Glanz gewöhnen müssen“: „Der religiöse Mensch ist unterwegs und muss bereit sein, sich führen zu lassen, aus sich herauszugehen, um den Gott zu finden, der immer überrascht. Diese Rücksicht Gottes gegenüber unseren Augen zeigt uns, dass das menschliche Licht, wenn der Mensch ihm näher kommt, sich nicht in der blendend hellen Unendlichkeit Gottes auflöst, als sei es ein im Morgengrauen verblassender Stern, sondern um so strahlender wird, je näher es dem ursprünglichen Feuer kommt, wie der Spiegel, der den Glanz reflektiert.“

Der Glaube wird als Weg verstanden, der auch das Leben jener Menschen berührt, „die zwar nicht glauben, aber gerne glauben möchten und unaufhörlich auf der Suche sind“: „In dem Maß, in dem sie sich mit aufrichtigem Herzen der Liebe öffnen und sich mit dem Licht, das sie zu erfassen vermögen, auf den Weg machen, sind sie bereits, ohne es zu wissen, unterwegs zum Glauben. Sie versuchen so zu handeln, als gäbe es Gott — manchmal, weil sie seine Bedeutung erkennen, wenn es darum geht, verlässliche Orientierungen für das Gemeinschaftsleben zu finden; oder weil sie inmitten der Dunkelheit die Sehnsucht nach Licht verspüren; doch auch weil sie, wenn sie merken, wie groß und schön das Leben ist, erahnen, dass die Gegenwart Gottes es noch größer machen würde.“

Wer sich dem Guten zuwendet und Gutes tut, begibt sich bereits auf den Weg zu Gott und wird von ihm unterstützt, „denn es gehört zur Dynamik des göttlichen Lichts, unsere Augen zu erleuchten, wenn wir der Fülle der Liebe entgegengehen“. Auch die Theologie berichtet von Gott – heute müssen wir uns das in Anbetracht mancher akademischen Wunderlichkeiten neu sagen und vergegenwärtigen: „Es ist also klar, dass Theologie ohne Glauben unmöglich ist und dass sie zur Bewegung des Glaubens selbst gehört, der die Selbstoffenbarung Gottes, die im Geheimnis Christi gipfelte, tiefer zu verstehen sucht.“

Eigentümlich scheint es heute auch nicht nur eine kirchenkritische, sondern eine nachgerade gottfremde Theologie zu geben, die eher auf eine Apologie des Zeitgeistes sich ausrichtet und die innere Bindung an den lebendigen Gott verloren zu haben scheint. Benedikt und Franziskus dagegen bekräftigen: „Der rechte Glaube richtet die Vernunft daraufhin aus, dass sie sich dem Licht öffnet, das von Gott kommt, damit sie, von der Liebe zur Wahrheit geleitet, Gott in tieferer Weise erkennen kann.

Die großen mittelalterlichen Lehrmeister und Theologen haben darauf hingewiesen, dass die Theologie als Wissenschaft des Glaubens Teilhabe am Wissen ist, das Gott von sich selbst hat. Die Theologie ist also nicht nur das Wort über Gott, sondern besteht vor allem im Bemühen, das Wort aufzunehmen und tiefer zu verstehen, das Gott an uns richtet, das Wort, das Gott über sich selber äußert, denn er ist ein ewiger Dialog der Gemeinschaft und gewährt dem Menschen, ins Innere dieses Dialogs einzutreten. Zur Theologie gehört daher die Demut, sich von Gott anrühren zu lassen, die eigenen Grenzen gegenüber dem göttlichen Geheimnis zu erkennen und danach zu streben, mit der Disziplin, die der Vernunft eigen ist, die unergründlichen Reichtümer dieses Geheimnisses zu ergründen.“

Wir können uns fragen: Spüren wir diese Demut des Glaubens noch in der Theologie dieser Zeit? Die Theologie sei notwendig kirchlich – steht „im Dienst des Glaubens der Christen“.

Was für die römisch-katholische Theologie unbedingt notwendig ist, betonen Franziskus und Benedikt XVI. eindeutig: „Außerdem betrachtet die Theologie, da sie vom Glauben lebt, das Lehramt des Papstes und der mit ihm verbundenen Bischöfe nicht als etwas, das von außen kommt, als eine Grenze ihrer Freiheit, sondern im Gegenteil als eines ihrer inneren, konstitutiven Elemente, weil das Lehramt den Kontakt mit der ursprünglichen Quelle gewährleistet und folglich die Sicherheit bietet, aus dem Wort Christi in seiner Unversehrtheit zu schöpfen.“ Das gilt auch heute noch – und dafür sind einfach gläubige Katholiken sehr dankbar.

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