Nahezu prophetisch, aber auch mit Blick auf seine Zeit schreibt Papst Paul VI. in „Humanae vitae“, dass die Kirche der „Garant der wahren Werte des Menschen“ sei, aber angegriffen würde: „Es ist vorauszusehen, daß vielleicht nicht alle diese überkommene Lehre ohne weiteres annehmen werden; es werden sich, verstärkt durch die modernen Kommunikationsmittel, zu viele Gegenstimmen gegen das Wort der Kirche erheben. Die Kirche aber, die es nicht überrascht, daß sie ebenso wie ihr göttlicher Stifter gesetzt ist zum Zeichen, dem widersprochen wird, steht dennoch zu ihrem Auftrag, das gesamte Sittengesetz, das natürliche und evangelische, demütig, aber auch fest zu verkünden.“

Heute sehen wir in den besonderen Signaturen der Zeit, dass die Angriffe auf die katholische Morallehre mitten im Raum der Kirche erfolgen – gewiss auch durch ein mediales Echo verstärkt, aber nicht dadurch verursacht. Die Kirche, damit jeder Einzelne von uns, ist aufgerufen, sich den „Gegenstimmen“ zu widersetzen, durch Verkündigung, Zeugnis und Gebet – und der Morallehre der Kirche treu zu bleiben.

Wenn wir aufmerksam die Entwicklungen auf dem Synodalen Weg in Deutschland beobachten, so sehen wir um so klarer und deutlicher, was Paul VI. 1968 lehrte und was bis in unsere Zeit hinein verbindlich gültig ist und bleiben wird: „Die Kirche ist ja nicht Urheberin dieser beiden Gesetze; sie kann deshalb darüber nicht nach eigenem Ermessen entscheiden, sondern nur Wächterin und Auslegerin sein; niemals darf sie etwas für erlaubt erklären, was in Wirklichkeit unerlaubt ist, weil das seiner Natur nach dem wahren Wohl des Menschen widerspricht. Indem sie das eheliche Sittengesetz unverkürzt wahrt, weiß die Kirche sehr wohl, daß sie zum Aufbau echter menschlicher Kultur beiträgt; darüber hinaus spornt sie den Menschen an, sich nicht seiner Verantwortung dadurch zu entziehen, daß er sich auf technische Mittel verläßt; damit sichert sie die Würde der Eheleute.“ Doch nehmen alle Bischöfe dieses Wächteramt noch wahr?

Die Kirche, so Paul VI., sei die „Mutter und Lehrmeisterin aller Völker“ und rufe die Menschen „zur treuen Befolgung von Gottes Gebot über die Ehe“ auf. Zugleich würden Familien und Völkern Hilfen „bei der Durchführung einer sittlich geordneten Geburtenregelung“: „Die Kirche kann sich ja zu den Menschen nicht anders verhalten als unser göttlicher Erlöser: sie kennt die Schwachheit der Menschen, sie hat Erbarmen mit den Scharen, sie nimmt sich der Sünder an; sie muß aber jenes Gesetz lehren, das wirklich das Gesetz des menschlichen Lebens ist: jenes Lebens, das auf seine ursprüngliche Wahrheit zurückgeführt, von Gottes Geist bewegt wird.“

Die Kirche kann nur bei der Wahrheit bleiben. Das gilt auch für die Geburtenregelung: „Sittlich geordnete Geburtenregelung aber verlangt von den Gatten vor allem eine volle Anerkennung und Wertschätzung der wahren Güter des Lebens und der Familie, ferner eine ständige Bemühung um allseitige Beherrschung ihrer selbst und ihres Trieblebens.“ Diese „geistige Herrschaft“ über den Naturtrieb sei mit Askese möglich und Enthaltsamkeit geboten: „Solche Selbstzucht, Ausdruck ehelicher Keuschheit, braucht keineswegs der Gattenliebe zu schaden; sie erfüllt sie vielmehr mit einem höheren Sinn für Menschlichkeit. Solche Selbstzucht verlangt zwar beständiges Sich-Mühen; ihre heilsame Kraft aber führt die Gatten zu einer volleren Entfaltung ihrer selbst und macht sie reich an geistlichen Gütern. Sie schenkt der Familie wahren Frieden und hilft, auch sonstige Schwierigkeiten zu meistern.“ Die Enthaltsamkeit wirke auch gegen die „ungezügelte Selbstsucht“ und stärke das Verantwortungsbewusstsein.

Nicht zuletzt wichtig sei die Befolgung der rechten Ordnung der Liebe für die Erziehung der Kinder. Paul VI. wählt hoffnungsvolle Worte dafür: „Die Selbstbeherrschung verleiht den Eltern bei der Erziehung der Kinder eine innerlich begründete, wirkungsvollere Autorität: dementsprechend werden dann Kinder und junge Menschen mit fortschreitendem Alter zu den wahren menschlichen Werten die rechte Einstellung bekommen und die Kräfte ihres Geistes und ihrer Sinne in glücklicher Harmonie entfalten.“

Hinweis: Meinungsbeiträge wie dieser spiegeln allein die Ansichten der jeweiligen Gastautoren wider, nicht die der Redaktion von CNA Deutsch.

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