Neulich besuchte ich Ada. Sie lebt zumeist verborgen vor der Welt. Wir treffen uns gelegentlich zu einem Gespräch über das, was in der Kirche in Deutschland heute gern als „Lebenswirklichkeit“ bezeichnet wird.

Ada äußert sich mitunter philosophisch, nämlich katzenhaft-lebenskünstlerisch. Mich interessierte, was sie über den „Synodalen Weg“ der römisch-katholischen Kirche in Deutschland denkt.

Zwar kennt sie von ihren Streifzügen durch die Umgebung einige Kirchen aus der Nähe, doch es fällt ihr schwer, katholische Gotteshäuser von protestantischen zu unterscheiden. Ich sagte Ada, so ähnlich wirke auch das Programm des „Synodalen Weges“, nämlich eine Art Reformation. Da sie historisch nicht interessiert ist, verzichtete ich auf nähere Erläuterungen. Papst Franziskus hat einmal ironisch gesagt, es gebe in Deutschland schon eine gute protestantische Kirche und man brauche dort nicht noch eine zweite.

Ich erklärte Ada also, dass auf dem „Synodalen Weg“ viele Christen über den künftigen Weg der Kirche beraten. Es gebe lebhafte Diskussionen. Soziologische Theorien über Diversität werden als absolut wichtig angesehen. Statt vom Sakrament der Ehe spreche man dort von „gelingenden Beziehungen“. Ada wirkte skeptisch. Gelingende Beziehungen? Davon verstand sie nichts.

Möglicherweise war das eine neue Theorie. Sie hatte schon verschiedene Ansichten über Katzen gehört. Eine davon lautet: „Katzen haben sieben Leben.“ Ada war sich sicher, dass das nicht stimmen konnte. Aus vielen Meinungen entsteht – in Menschenweise gesprochen – keine Wahrheit.

Ich betonte, dass auf dem „Synodalen Weg“ auch über geschlechtliche Identität nachgedacht werde. Ada grübelte und sah mich staunend an. Das hieß vielleicht, dass sie nie darüber nachgedacht hatte. Mich verwunderte das nicht, denn mir geht es auch so. Vielleicht verstehe ich mich auch deswegen so gut mit Ada – wir denken beide über vieles nicht nach und nehmen anderes als gegeben hin. Dazu gehören auch Menschen und Tiere.

Ada meinte, sie sei einfach nur eine Katze, von Natur aus. Und man könne doch als Katze auch nur eine Katze sein. Womöglich bist du einfach so, wie du bist, als Geschöpf, von Gott gewollt, geliebt und gebraucht, sagte ich zu ihr. Sie schaute mich an und miaute. Vielleicht stimmte sie mir zu? Das wäre eine nicht auszuschließende Möglichkeit.

Ich hielt Ada noch einen kleinen Vortrag über die Themen, die auf dem „Synodalen Weg“ besprochen werden – vom vermeintlichen Machtmissbrauch in der Kirche, von der deutschen synodalen Räterepublik und von den kunterbunten Forderungen vieler Akteure dort, die leidenschaftlich über alles Mögliche reden, aber nicht von Gott.

Ada hörte eine Weile zu. Dann legte sie sich auf die Seite und spielte „tote Katze“. Fand sie den „Synodalen Weg“ etwa todlangweilig? Vielleicht war sie – wie viele einfach gläubige Katholiken in Deutschland – einfach auch nur müde geworden und tatsächlich eingeschlafen. Ich konnte sie gut verstehen. Für Ada war der „Synodale Weg“ offenbar eine Art narkotischer Weg.

Zum Schluss erzählte ich ihr noch von dem am Silvestertag 2022 verstorbenen Vater Benedikt, dem emeritierten Papst, der ein großes Herz für Katzen hatte und ihre synodale Müdigkeit gut verstanden hätte. Ada wachte auf, schnurrte und miaute.

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