Die christliche Familie hat einen kirchlichen Auftrag. Nicht genug sind wir darum aufgerufen, für den Schutz der Familie in einer zunehmend säkularen Gesellschaft zu werben und einzutreten. Die Familie ist dazu berufen, so Johannes Paul II. in „Familiaris consortio“, am „Aufbau des Reiches Gottes“ mitzuwirken, „indem sie am Leben und an der Sendung der Kirche teilnimmt“.

Nun dürfen wir nicht grundlos uns fragen, ob die Kirchenprovinz Deutschland mit ihren Vorstellungen zu einer postmodernen Sexualethik und einer Reformagenda auf dem „Synodalen Weg“ überhaupt noch am Leben und an der Sendung der Kirche teilnimmt – und tröstlich vielleicht erkennen, dass zahlreiche einfach gläubige Katholiken und Familien vorbildlich durch ihr stilles Zeugnis für die Schönheit und Berufung der christlichen Familie eintreten.

In „Lumen gentium“ wurde die „Ecclesia domestica“, die „Hauskirche“ also, aufmerksam gewürdigt und empfohlen. Johannes Paul II. bekräftigt dies und betont, dass die Familie ein „lebendiges Bild und eine Vergegenwärtigung des Geheimnisses der Kirche in der Zeit darstellt“. Seine klaren Worte sind zugleich wie eine Kritik der moraltheologischen Irrtümer und Irrlehren dieser Zeit: „Es ist zunächst die Mutter Kirche, welche der christlichen Familie das Leben schenkt, sie erzieht und wachsen läßt, indem sie die Heilssendung, die sie von ihrem Herrn empfangen hat, an der Familie vollzieht. Durch die Verkündigung des Wortes Gottes enthüllt die Kirche der christlichen Familie deren wahre Identität, das, was sie nach dem Plan des Herrn ist und sein soll. Durch die Feier der Sakramente bereichert und bestärkt die Kirche die christliche Familie mit der Gnade Christi, damit sie heilig werde zur Ehre Gottes, des Vaters. Durch die unablässige Verkündigung des neuen Gebotes der Liebe inspiriert und führt die Kirche die christliche Familie zur dienenden Liebe, auf daß sie dieselbe sich verschenkende und aufopfernde Liebe, die der Herr Jesus Christus für die ganze Menschheit hegt, nachvollziehe und lebe.“

Die „wahre Identität“ der Familie entspricht also dem „Plan des Herrn“ – und nicht wissenschaftlich etikettierten Variationen oder neuen Formen des Zusammenlebens, die dann als „gelingende Beziehungen“ firmieren. Johannes Paul II. gibt das Naturrecht nicht preis, im Gegenteil, und steht damit ganz auf der Linie des Zweiten Vatikanischen Konzils, dessen Lehre und Theologie sich in diesem Text in authentischer Weise widerspiegeln. Wer anderes lehrt, weicht von der Lehre des Konzils und damit zugleich von der Lehre der Kirche aller Zeiten und Orte ab.

Johannes Paul II. führt aus: „Die christliche Familie ist dazu berufen, aktiv und verantwortlich an der Sendung der Kirche mit einem besonderen und eigenen Beitrag teilzunehmen, indem sie sich selber mit ihrem Sein und Handeln als innige Liebes- und Lebensgemeinschaft in den Dienst an Kirche und Gesellschaft stellt.“ Die christliche Familie sei eine „glaubende und verkündende Gemeinschaft“. Sie nimmt das Wort Gottes an und trägt es weiter. Der Glaube führt dazu, den „Plan Gottes“ für die Familie zu entdecken: „Denn nur im Glauben können sie ja wahrnehmen und in froher Dankbarkeit bewundern, zu welcher Würde Gottes heiliger Wille Ehe und Familie erhoben hat, indem er sie zum Zeichen und Ort des Liebesbundes zwischen Gott und den Menschen, zwischen Jesus Christus und seiner Braut, der Kirche, gemacht hat.“

Der Papst betont den Wert der Ehevorbereitung, die selbst schon ein „Glaubensweg“ sei – und wohlgemerkt nicht ein Weg der sündhaften Zweisamkeit. Der Weg der Verlobung führt zum Sakrament der Ehe: „Wenn die Trauung in sich selbst Verkündigung des Wortes Gottes ist, muß sie bei allen, die die Feier tragen oder mitvollziehen, zu einem Glaubensbekenntnis werden, das in der Kirche, der Gemeinschaft der Glaubenden, und zusammen mit ihr abgelegt wird.“ Zugleich sieht Johannes Paul II. die Schwierigkeiten des Alltags und des täglichen Lebens.

Energisch betont der Papst, dass die Kirche Gottes auch die Hauskirche Familie schützen und begleiten müsse und hebt den „ekklesialen Dienst“ der Familie hervor: „Die Familie muß die Kinder so für das Leben formen, daß jedes entsprechend der von Gott empfangenen Berufung seine Aufgabe ganz erfüllen kann. Eine Familie, die offen ist für die transzendenten Werte, die den Brüdern in Freude dient, die hochherzig und treu ihre Aufgaben erfüllt und sich ihrer täglichen Teilnahme am österlichen Geheimnis des Kreuzes Christi bewußt ist, eine solche Familie wird zum ersten und besten Seminar für die Berufung zu einem dem Reiche Gottes geweihten Leben.“ Mit Mut und Gelassenheit sollen die Eltern ihre Kinder begleiten, auch wenn diese den christlichen Glauben kritisieren.

Heute erleben wir auch oft, dass Eltern wenig oder nichts mehr vom Glauben wissen, ja dass in den Familien, die noch der römisch-katholischen Kirche zugehören, der Glaube wie verdunstet erscheint. Die Arbeit an der Neuevangelisierung – so etwa in der Erstkommunionvorbereitung – ist umso wichtiger. Dasselbe gilt für den konfessionellen Religionsunterricht. Wir können und dürfen nur hoffen und auch dafür beten, dass die Lehrkräfte treu auf dem Boden des Evangeliums ihren Unterricht erteilen und im Credo der Kirche verwurzelt sind, so dass sie glaubwürdige Zeugen der Botschaft der Erlösung sind und Kindern ein gutes Beispiel geben. Doch auch heute können und dürfen wir uns an der Schönheit der „Familie als Hauskirche“ erfreuen – es gibt sie wirklich – und hoffen, dass dieser leise Dienst der Verkündigung des Evangeliums Früchte schenkt.

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