CNA Deutsch präsentiert die folgende Predigt zum bevorstehenden Vierten Sonntag im Jahreskreis.

An diesem Vierten Sonntag im Jahreskreis sehen wir, wie die Botschaft Jesu die Menschen mit Staunen erfüllt, weil sie als eine neue Lehre mit Vollmacht auftritt (Mk 1,21–28).

Eine neue Lehre im Vergleich zu was? Im Vergleich zur Lehre der Schriftgelehrten, also jener Prediger, die die Leute gewohnt waren, am Sabbat in den Synagogen zu hören.

Neu bedeutet nicht „inhaltlich anders“; vielmehr wurde vieles von dem, was Jesus lehrt, auch von den Schriftgelehrten gelehrt, denn wir finden es bereits im Gesetz und bei den Propheten – also in dem, was wir das Alte Testament nennen.

„Neu“ steht nicht im Gegensatz zu „alt“, sondern zu „veraltet“ (vgl. 1 Joh 2,7–8). Veraltet bedeutet repetitiv, selbstverständlich, banal, angepasst – und daher „nicht einschneidend“: Eine veraltete Botschaft lässt die Dinge so, wie sie sind.

Das Evangelium ist alt, aber es ist nie veraltet: Es ist immer neu und macht alles neu (vgl. Offb 21,5), es erneuert die Herzen. Es nimmt ihnen nicht ihre alte Identität, sondern verleiht ihnen ihren ursprünglichen Glanz zurück.

Die Neuheit des Evangeliums hängt von der Vollmacht ab. Die Schriftgelehrten sind Wiederholer, aber Jesus ist der Urheber. Und seine Autorität und Neuheit erzeugen Widerstand. Der unreine Geist, der in der Welt ist, rebelliert machtlos: „Was haben wir mit dir zu tun, Jesus von Nazaret? Bist du gekommen, um uns ins Verderben zu stürzen?“ Vor dem Heiligen Gottes entlarvt sich der unreine Geist von selbst und wird dadurch vertrieben – allerdings nicht ohne Qual.

Mir scheint, dass diese Episode des Evangeliums uns dazu bringen soll, über unsere Beziehung zum Evangelium nachzudenken – sowohl in der Art, wie wir es hören, als auch in der Art, wie wir es verkünden.

Wenn uns das Evangelium beim Zuhören „veraltet“ vorkommt, ist das ein Zeichen dafür, dass wir oberflächliche Zuhörer sind. Wenn es jedoch Widerstand in uns hervorruft, ist es ein gutes Zeichen – unter der Bedingung, dass wir uns dem Wort gehorsam unterwerfen, damit es uns von unserer Unreinheit befreien kann.

Wenn wir das Evangelium verkünden (und wir alle sind dazu aufgerufen, es in unterschiedlichen Lebensumständen zu verkünden), müssen wir uns darüber im Klaren sein, dass wir es nicht mit leblosem Material zu tun haben. Das Evangelium ist ein loderndes Feuer – während wir es oft so behandeln, als wäre es das Feuer, das Meister Geppetto aus „Pinocchio” auf seinen Kamin gemalt hat. Natürlich ist ein aufgemaltes Feuer praktisch: Es verbraucht kein Holz, es besteht keine Gefahr, sich zu verbrennen, es verursacht keine Brände … Aber es wärmt auch nicht, es ist nutzlos!

Wenn das Evangelium, das wir bringen, keinen Widerstand hervorruft, dann sollten wir uns fragen, ob es wirklich das Evangelium ist. In der Welt regiert „der Herrscher dieser Welt“ (vgl. Joh 12,31; Eph 6,12). Wenn unsere Verkündigung keinen Widerstand seitens des unreinen Geistes hervorruft, dann fragen wir uns, ob es wirklich das Evangelium ist. Denn es besteht der Verdacht, dass es sich um das handelt, was Bonhoeffer „billige Gnade“ nannte: jene, die statt den Sünder zu rechtfertigen, die Sünde rechtfertigt.

Wenn wir das Evangelium verkünden, müssen wir uns der Autorität bewusst sein, die Christus uns gegeben hat. Er hat uns gesagt: „Wer euch hört, der hört mich“ (Lk 10,16). Auch wir können „mit Vollmacht“ sprechen. Aber das bedeutet, mit Authentizität zu sprechen.

Die Heilige Schrift lehrt, dass das Wort Gottes ein zweischneidiges Schwert ist, das bis zur Scheidung von Seele und Geist, von Gelenk und Mark durchdringt, und vor dem kein Geschöpf verborgen bleibt (Hebr. 4,12–13). „Zweischneidiges Schwert“ bedeutet, dass es die andere nur treffen kann, wenn es vorher dich trifft. Deine Verkündigung ist glaubwürdig in dem Maß, in dem das Wort auch dich verwundet hat und die Gebeine vom Mark getrennt hat!

Das Wort der Liebe ist nur dann maßgebend, wenn es aus einem verliebten Herzen kommt. Das Wort des Glaubens ist nur dann maßgebend, wenn es aus einem Herzen kommt, das vertraut. Mit der Autorität der Hoffnung spricht nur jener, der wirklich in die Herrlichkeit Gottes eingehen will.

Die Lehre Jesu ist neu, gegeben mit Vollmacht, denn in ihm ist das Wort des Evangeliums Fleisch geworden. Und es wartet darauf, auch in uns Fleisch zu werden.

Aldo Vendemiati ist Priester und Professor an der Philosophischen Fakultät der Päpstlichen Universität Urbaniana. Sein Blog findet sich HIER. Die Predigt wurde mit freundlicher Genehmigung veröffentlicht.

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