CNA Deutsch präsentiert die folgende Predigt zum bevorstehenden Dritten Fastensonntag.

Die Fastenzeit präsentiert sich uns an diesem dritten Sonntag als eine Zeit der Reinigung. Reinigung ist eine Befreiung von dem, was schadet, es ist eine Erlösung von dem, was uns bedrückt. Damit sie wirksam sein kann, muss die Reinigung von dem her beginnen, was am tiefsten im Menschen ist: von der Beziehung zu Gott.

Wenn dieses unser „Herz“ nicht gereinigt wird, laufen wir Gefahr, wie jene Menschen zu sein, von denen am Ende des heutigen Evangeliums die Rede ist (Joh 2,13-25). Sie glaubten zwar an Jesus, aber Jesus konnte ihnen nicht vertrauen. Sie glaubten an Jesus, weil sie die Zeichen gesehen hatten, die er getan hatte; aber alles, was man durch die Zeichen sehen kann, ist, dass Jesus ein Wundertäter ist. Du kannst es erkennen. Aber wenn dein Wille böse ist, wenn dein Herz nicht gereinigt ist, ist der Glaube unzureichend.

Diejenigen, die Ochsen, Schafe und Tauben im Bereich des Tempels verkauften, die Geldwechsler, die an den Tischen saßen – es ist nicht so, dass sie nicht an Gott geglaubt hätten. Aber ihr Herz, ihr Wille war nicht bei Gott. Anstatt Gott zu dienen, bedienten sie sich des Tempel Gottes für ihre eigenen Interessen.

Als ich ein Junge war, erinnerte mich diese Episode der Vertreibung der Händler aus dem Tempel an die Stände, die man in bestimmten Heiligtümern sehen kann und an denen religiöse Gegenstände verkauft werden. Dann wurde mir klar, dass die Sache viel ernster ist. Die wahren Händler sind jene, die, anstatt der Kirche zu dienen, sich der Kirche bedienen für ihre eigenen Interessen: Geld, Karriere, Prestige, Macht. Papst Franziskus hat wiederholt diese Haltung angeprangert, die die Kirche zerstört, indem sie sie zur „Geschäftemacherin“ macht – das heißt, indem sie das Haus des Vaters zu einem Marktplatz macht.

Der Papst prangert diese Haltung in bestimmten Priestern und bestimmten Bischöfen an. Aber diese Kritik muss man auf das ganze Unterholz von kleinen und großen Geschäftemachern ausdehnen, die sich um die (und in den) Kurien und Pfarreien bewegen, von den kleinen Dörfern bis hinein in den Vatikan. Und fragen wir uns, ob nicht wenigstens ein paar Mal im Leben auch wir in Versuchung waren, in Derartiges zu verfallen.

Das Leben der Kirche ist, seit zweitausend Jahren, immer ein Kampf der Reinigung. In jeder Generation finden die Händler den Weg hinein in den Tempel und in jeder Generation stehen – Gott sei Dank – Propheten auf, die das anprangern. Aber diese Aufgabe ist keine leichte.

Angesichts des Handelns Jesu kommt den Jüngern ein Psalm in den Sinn, der die ganze Einsamkeit dessen hervorhebt, der für die Reinigung des Hauses Gottes kämpfen muss: Entfremdet bin ich den eigenen Brüdern, den Söhnen meiner Mutter wurde ich fremd. Denn der Eifer für dein Haus hat mich verzehrt; die Schmähungen derer, die dich schmähen, haben mich getroffen (Psalm 69,9-10).

Die Macht der Händler scheint unzerstörbar und scheint den Tempel selbst zu zerstören. Es gibt jedoch Hoffnung, die stärker ist. Jesus sagt: Reißt diesen Tempel nieder und in drei Tagen werde ich ihn wieder aufrichten (Joh 2,19).

„Reißt diesen Tempel nieder“ ist ein ironischer Imperativ. Es bedeutet: Macht nur so weiter und ihr werdet sehen, wie es enden wird! Wenn ihr euch der Reinigung dieses Tempels widersetzt, der sich zu einem Marktplatz verwandelt hat, dann wird er zerstört werden – und ihr mit ihm. Die kirchlichen Strukturen, derer ihr euch bedient, werden einstürzen – und ihr, welches Ende werdet ihr nehmen?

Ihr zerstört diesen Tempel, der aus Steinen gemacht ist, aus menschlichen Strukturen, aus Amtsstellen, Banken und Machtbeziehungen. Aber der echte Tempel, die wahre Kirche wird „in drei Tagen“ wieder auferweckt werden.

Johannes teilt uns mit, dass die Jünger in diesem Moment nicht verstanden, aber nach Ostern wurden ihnen die Dinge klar. Der Eifer für den Tempel wird Jesus zerstören und ihn in den Tod führen. Aber aus diesem Tod wird er auferstehen! Er selbst, sein auferstandener Leib, wird der neue Tempel sein, das Haus in dem wir den Vater in Geist und Wahrheit anbeten, die wahre Kirche.

An diesem Punkt liegt es an uns, eine Entscheidung zu treffen. Wollen wir wie die Händler sein, die den Tempel zerstören, dessen sie sich bedienen, die Christus töten und selbst verloren gehen? Oder wollen wir die Reinigung annehmen, das Kreuz akzeptieren, um im wahren Tempel zu leben, im Leib Christi, der die wahre Kirche ist?

Aldo Vendemiati ist Priester und Professor an der Philosophischen Fakultät der Päpstlichen Universität Urbaniana. Sein Blog findet sich HIER. Die Predigt wurde mit freundlicher Genehmigung veröffentlicht.

Hinweis: Meinungsbeiträge wie dieser spiegeln die Ansichten der jeweiligen Gast-Autoren wider, nicht notwendigerweise jene der Redaktion von CNA Deutsch.

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