An den Vereinten Nationen in Genf wurde jüngst das Ziel der Eintracht zwischen den Religionen besonders in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit gerückt.

Als Teil der "UN-Weltwoche der interreligiösen Harmonie" organisierten die UN zusammen mit der Botschaft Jordaniens, der Organisation für islamische Zusammenarbeit, der christlichen Vereinigung der Vereinten Nationen, dem Malteserorden und dem Heiligen Stuhl diese Veranstaltung mit dem Titel "Frieden durch interreligiöse Harmonie voranbringen".

Ich sprach aus diesem Anlass mit Erzbischof Ivan Jurkovic, Ständiger Beobachter des Heiligen Stuhls bei der UN in Genf.

Christian Peschken, Genfer UN-Korrespondent für EWTN.TV: "Diese besondere Veranstaltung geht auf eine Initiative des Königs von Jordanien im Jahr 2010 zurück und ist eine der sehr seltenen Anlässe, bei dem die Vereinten Nationen selbst etwas arrangieren oder organisieren, das mit Religion zu tun hat?"

Erzbischof Ivan Jurkovic, Ständiger Beobachter des Heiligen Stuhls:
Ich würde sagen, das gibt es jetzt öfter. Und viele, der Beteiligten innerhalb der Vereinten Nationen sind der Meinung, dass das Gespür für religiöse Themen zugenommen hat. Religion wird als solche anerkannt. Das ist ein wichtiger Punkt, der zumindest nicht ignoriert werden kann. Wir müssen die Gelegenheit nutzen, konstruktiv sein, unsere Meinung sagen, und hoffen, richtig verstanden zu werden.

In seiner Rede sagte der Erzbischof dass wir vor einer Frage, vor Aufgaben stehen, die uns vielleicht noch Jahre lang beschäftigen könnten: "nämlich ob eine Organisation, eine Regierung, bestimmen kann, was moralisch ist und was nicht."

"Eine Organisation vielleicht … aber Regierungen?"

"Wir, der Heilige Stuhl, sind Teil der Vereinten Nationen. Bei dieser Veranstaltung sind wir eingeladen, uns zu einem sehr heiklen Thema zu äußern, zu interreligiöser Harmonie. Also auszuführen, wer aus unserer Sicht entscheiden kann, was positiv, negativ, moralisch oder unmoralisch ist. Die Kirche teilt hier nicht die Haltung der Regierungen, sie steht hinter der Tradition, also hinter unserem kulturellen und spirituellen Erbe. Aber auch hier kann es unterschiedliche Meinungen geben – einer ist vielleicht von einer bestimmten Sache überzeugt, der andere von anderen Dingen – aber wenn es um die Achtung vor dem Menschen geht, die Auffassung von Familie, die Einstellung gegenüber, sagen wir mal, hauptsächlich anthropologischen Themen, liegen wir irgendwie nahe beieinander. Wir würden uns wünschen, dass die internationalen Organisationen und auch die Vereinten Nationen sich in die Sicht der religiösen Organisationen einfühlen und diese auch zu verstehen versuchen....Deshalb wiederholen wir auch stets unsere Position wenn zum Beispiel internationale Organisationen versuchen, unsere Gesellschaft zu verändern und sogenannte "Sozialtechnik" zu betreiben , oder ein neues Familienmodell einführen zu wollen oder neue Beziehungsmodelle für Menschen. Wir können schon sagen, dass wir hier sind, um etwas anderes einzubringen. Und ich denke, aus diesem Grund werden wir akzeptiert und auch richtig verstanden."

In ihrem Redebeitrag wies Botschafterin Marie-Therese Pictet-Althann, Ständige Vertreterin des Malteser Ordens bei der UN Genf darauf hin, dass die kulturelle, soziale und religiöse Umgebung für jeden Menschen von Wichtigkeit sei:" Dies hat eine besondere Bedeutung für Menschen, die ihre Heimat verlassen haben. Sie besinnen sich ihrer traditionellen Wurzeln und suchen eine Umgebung, die sie ein Zuhause nennen können."

"Ohne das infrage zu stellen – denn ich stimme dem zu - aber ist nicht die einzige ideale Umgebung die, wo alle diese Elemente vorhanden sind? Die Orte, wo diese Menschen herkommen?"

"Ich würde sagen, dass Menschen auf der Flucht , Vertriebene immer nur mit dem Nötigsten zurechtkommen, sie haben sonst nichts. Sie bleiben bei dem, was sie als wichtig erachten. Und wie Sie sehen halten sie an ihren Traditionen und an ihrer religiösen Identität fest."

Die facettenreiche Veranstaltung warb für eine gemeinsame Basis der "Liebe zu Gott oder dem Guten und Liebe zum Nächsten". Eine Botschaft die alle einlädt.

Botschafter Idriss Jazairy, UN-Sonderberichterstatter und Geschäftsführer des Genfer Zentrums für Menschenrechtsentwicklung und Globalen Dialog, sprach sich für gemeinsames Handeln aus:

"Also lassen Sie uns mit vereinten Kräften gegen Diskriminierung arbeiten und die Wurzeln der Ignoranz überall auf der Welt angehen. "Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg."

"Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg – gibt es denn einen Willen?"

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Erzbischof Jurkovic: "Wissen Sie, wir müssen kritisch sein, aber nicht zu kritisch. Ich denke, die Menschen sind sehr sensibel und die Reaktionen der Regierungen auf diese Sensibilität durchaus unterschiedlich. Im Moment ist die Stimmung an manchen Orten sehr negativ, aber ich denke, die Sensibilität der Menschen wird sich irgendwie neu ausbalancieren. Der "Wille" also… ich denke schon, dass er vorhanden ist - wir müssen ihn wenigstens öffentlich bewusst machen. Das ist, finde ich, ein guter Ansporn , hinter dem die Kirche stehen kann. Und wir freuen uns, dass auch die anderen so denken.

"Denken Sie, dass die "Weltwoche der interreligiösen Harmonie", auf das System der Vereinten Nationen einwirkt?"

"Ich meine, dass es zeigt dass die Vereinten Nationen sich bewusster werden, dass das ein unverzichtbares Thema ist, das wir nicht umgehen können. Nicht nur die katholische Kirche trägt zu diesen Bemühungen bei. Die Weltwoche der interreligiösen Harmonie will die Botschaft von Harmonie und Toleranz unter den Anhängern aller Weltreligionen, Glaubensrichtungen und Überzeugungen verbreiten."

Dieser Beitrag wurde von U.N.-Korrespondent Christian Peschken in Genf verfasst. Das Thema wird auch bei EWTN – Katholisches Fernsehen zu sehen sein im Rahmen des Magazins 'Vatikano'. Weitere Informationen zu Christian Peschken unter www.peschken.media 

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