CNA Deutsch präsentiert die folgende Predigt zum bevorstehenden 15. Sonntag im Jahreskreis.

Der Wortgottesdienst an diesem Sonntag betont das Geheimnis unserer christlichen Berufung, insbesondere in ihrer prophetischen Dimension. In der zweiten Lesung (Eph 1,3–14) sagt der heilige Paulus, dass Gott uns in Christus erwählt hat „vor der Erschaffung der Welt“, „damit wir heilig und untadelig leben vor Gott“ in der Liebe. Das ist unsere Berufung: die Heiligkeit!

Wir dürfen uns nicht damit zufrieden geben, einfach „gute Menschen“ zu sein, wir müssen heilig werden! Wir dürfen uns nicht damit zufrieden geben, niemanden zu hassen: Wir müssen in der Liebe leben, die uns erfüllt mit Liebe zu Gott und dem Nächsten.

Das ist ein wunderschönes Ziel. Aber – so fragen wir uns – ist es auch realisierbar? Wenn wir nur auf unsere eigene Kraft vertrauen, dann ist die Antwort „nein“. Aber wir können auf die Gnade Gottes vertrauen, der alles möglich macht. Paulus sagt, dass uns der Vater „mit allem Segen seines Geistes gesegnet hat, durch unsere Gemeinschaft mit Christus im Himmel“. Deshalb können wir das tun, was er von uns verlangt.

Wenn wir unsere Schwäche und unser Elend sehen und Gottes Ruf zur Heiligkeit hören, müssen wir mit den Worten des Heiligen Augustinus beten: „Herr, gib, was du befiehlst, und befiehl, was du willst!“ Das ist der Weg, um das zu erhalten, was Gott von uns will. Aber es ist auch der Weg, um das zu erhalten, was wir von Gott wollen.

Im Antwortpsalm (Psalm 85 [84]) beten wir mit den Worten: „Lass uns schauen, o Herr, deine Huld und schenke uns dein Heil!“ Und der Herr antwortet: „Es begegnen einander Huld und Treue; Gerechtigkeit und Friede küssen sich.“ Was bedeutet das? Es bedeutet, dass die Liebe eine Frucht der Wahrheit ist und dass der Friede eine Frucht der Gerechtigkeit ist. Der Herr sagt also: Wenn ihr meine Huld, meine Liebe wollt, dann hegt die Wahrheit! Und wenn ihr meinen Frieden wollt, hegt die Gerechtigkeit! Und die Wahrheit und die Gerechtigkeit sind die Heiligkeit.

Leider verlangen wir oft, Früchte zu ernten, ohne uns um die Pflanzen zu kümmern. Wir wollen Barmherzigkeit, Frieden, Heil, aber wir widmen uns nicht der Wahrheit und der Gerechtigkeit. Deshalb sendet uns der Herr Propheten und Apostel, um uns an den rechten Weg zu erinnern.

Wer sind die Propheten und Apostel heute? Jeder, der das Wort Gottes hört und glaubt, ist gerufen, Prophet zu sein, das heißt, den anderen das Evangelium zu verkünden. Jeder von uns ist gerufen und gesandt zu seiner Familie, seinen Nachbarn, seinen Kollegen, um das Wort Gottes zu bringen. Und einige sind direkter gerufen, mit einer besonderen Berufung zum prophetischen und apostolischen Dienst.

Jene werden mit Sicherheit auf Unverständnis und Verfolgung treffen, wie der Prophet Amos in der ersten Lesung (Am 7,12–15). Der Priester Amazja glaubt, Amos sei ein Tagelöhner, und da die Botschaft von Amos ein äußerst starker Aufruf zu Wahrheit und Gerechtigkeit war, sagt Amazja zu ihm: „Seher, geh, flieh ins Land Juda, dort kannst du dir durch Prophezeien dein Brot verdienen!“ Aber Amos antwortet: „Ich prophezeie nicht, um mir mein Brot zu verdienen, sondern weil der Herr zu mir gesagt hat: ‚Geh und rede als Prophet zu meinem Volk Israel.‘“

Für die Propheten und Apostel besteht jedoch immer die Versuchung, zu Tagelöhnern zu werden. Jemand könnte anfangen, zu denken: Wenn wir mehr Geld haben, werden wir mehr Möglichkeiten haben, das Evangelium zu verkünden, also lasst uns Geld verdienen, auch wenn wir dafür die Wahrheit, die Gerechtigkeit und das Evangelium verraten müssen.

Deshalb befiehlt Jesus im heutigen Evangelium (Mk 6,7–13) den Zwölf „außer einem Wanderstab nichts auf den Weg mitzunehmen, kein Brot, keine Vorratstasche, kein Geld im Gürtel“. Die Verkünder des Evangeliums müssen frei sein, um Freiheit zu bringen. Sie müssen Leidenschaft besitzen für Wahrheit und Gerechtigkeit, um Barmherzigkeit und Frieden zu bringen. Sie müssen voller Liebe sein, um die Menschen zur Heiligkeit zu führen.

Das ist eine Pflicht für jeden von uns. Wir können unsere Unfähigkeit, unsere Schwäche sehen, aber wir wissen auch, wie wir beten sollen: „Herr, gib, was du befiehlst, und befiehl, was du willst!“

Aldo Vendemiati ist Priester und Professor an der Philosophischen Fakultät der Päpstlichen Universität Urbaniana. Sein Blog findet sich HIER. Die Predigt wurde mit freundlicher Genehmigung veröffentlicht.

Hinweis: Meinungsbeiträge wie dieser spiegeln die Ansichten der jeweiligen Gast-Autoren wider, nicht notwendigerweise jene der Redaktion von CNA Deutsch.

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