Bedeutsame Frauen und Männer bedienen sich manchmal eines festlichen Zuges, um ihre Bedeutung zu unterstreichen. Sie lassen sich feiern, in teuren Autos chauffieren. An der Art und Weise, wie ein Mensch auftritt, können wir seine Bedeutung ablesen. Je wichtiger, desto teurer und pompöser darf das Auftreten sein. Am Palmsonntag (Markus 11,1-10) feiert die Kirche den großen Auftritt Jesu, der aber in mancher Hinsicht ein wenig anders ist.

Jesus nähert sich der Stadt Jerusalem und möchte seinen Einzug vorbereiten. Er weiß, was ihm in dieser Stadt blüht: Verhaftung, Leiden, Tod. Abhalten lässt er sich davon nicht. Er schickt zwei seiner Jünger in ein Nachbardorf, wo sie etwas sehr Seltsames machen sollen: Ein Eselfohlen werden sie finden, das sollen sie einfach wegnehmen. Sollte sich jemand daran stören, sollen sie sagen: "Der Herr braucht ihn. Er lässt ihn bald wieder zurückbringen" (Markus 11,3). So machen das die Jünger: Sie gehen, finden den Esel und bringen ihn zu Jesus.

Palmsonntagsprozession mit Papst Franziskus auf dem Petersplatz, 2017. (Foto: CNA Deutsch / Lucia Ballester)

Auf diesen Esel setzt sich Jesus und reitet so in die Stadt hinein – die Menge der Menschen breiten Kleider vor ihm aus, reißen Zweige ab, um ihm zuzuwinken. Eine wahnsinnige Stimmung. Schließlich rufen die Menschen: "Hosanna! Gesegnet sei er, der kommt im Namen des Herrn! Gesegnet sei das" Reich unseres Vaters David, das nun kommt. Hosanna in der Höhe!" (Markus 11,9-10).

Heute wie damals

Dieses Evangelium wird am Beginn des Gottesdienstes vom Palmsonntag gelesen; die Gemeinde versammelt sich dabei meistens außerhalb der Kirche und zieht dann in das Gotteshaus: So erinnern Katholiken an den Einzug in Jerusalem. Jesus zog damals zur Zeit des Paschafestes in die Stadt. Es dürften also viele Menschen unterwegs gewesen sein. Vielleicht erklärt das auch die Volksmenge, die anwesend ist und "Hosanna" schreit. Damit wird Jesus der Empfang bereitet, der ganz üblich für einen Pilger war: "Gesegnet sei er, der kommt im Namen des Herrn!", war ein Satz, der allen Pilgern entgegengerufen wurde.

Und doch ist Jesus nicht nur ein normaler Pilger unter vielen. Die Szene hat etwas Besonderes. Die Menge ruft: "Gesegnet sei das Reich unseres Vaters David, das nun kommt." Das war kein üblicher Satz, der Pilgern entgegengerufen wurde. Dieser Satz bezieht sich auf eine radikale Wende der Zustände in dieser Welt. Dem König David war ein nie endendes Königtum versprochen worden, die Pilger in Jerusalem warten auf seinen Nachfahren, der das Reich des Vaters wiederaufrichten wird.

Das Reich Jesu

Ist es Jesus? Wird er ein politisches Königtum errichten und über seine Untertanen herrschen? Der ganze Duktus des Textes widerspricht dem scharf. Jesus reitet auf einem Esel. Das ist nicht das Tier, auf das man steigt, wenn man kriegerische Stärke ausstrahlen möchte. Ein Esel ist kein mächtiges, repräsentatives Tier. Jesus wählt bewusst den Esel, um zu zeigen, dass er keine Ambitionen besitzt, die Herrschaft im Land zu übernehmen. So ist er nicht. Während seines "Prozesses" wird Jesus vor Pilatus sagen: "Mein Königreich ist nicht von dieser Welt."

Zweimal das Gleiche

Noch etwas fällt am Palmsonntag auf: Es handelt sich um eine sehr bemerkenswerte Situation. Jesus sagt genau voraus, unter welchen Umständen die Jünger den Esel finden werden. Die umherstehenden Menschen lassen sich mit dem schlichten Hinweis beruhigen, der Herr brauche diesen Esel. Welcher Herr denn?

In der katholischen Feier des Palmsonntags wird in der Kirche die Passion Jesu nach dem Evangelisten Markus verkündet (Markus 14,1-15,47). Jesus will mit seinen Jünger das Paschafest feiern und beauftragt wieder zwei Jünger. Sie würden in der Stadt einem Mann mit Wasserkrug begegnen, dem sollen sie folgen. Sie sollen sagen: "Der Meister lässt dich fragen: Wo ist der Raum, in dem ich mit meinen Jüngern das Paschalamm essen kann?" (Markus 14,14) Ganz ähnliche Situation: Die Jünger finden die Situation exakt so, wie von Jesus beschreiben. Und auch hier scheint der Mann mit dem Wasserkrug nicht verwirrt. Er weiß irgendwie, worum es geht. Er weiß, wer dieser "Meister" ist.

Ein Sklavenkönig?

Im Einzug in Jerusalem und ebenso bei den Vorbereitungen des Mahles wird deutlich, dass hier nicht einfach ein normaler Pilger nach Jerusalem kommt, um wie die vielen anderen das Fest zu feiern. Der Evangelist Johannes spricht immer wieder davon, die "Stunde sei noch nicht gekommen". Als Jesus dann in Jerusalem ist, ist diese Stunde gekommen. Das heißt: Der Augenblick Jesu ist da. Er ist jetzt dran. Markus verwendet nicht diese Worte, aber man hat den Eindruck, es geht um das Gleiche: Alles ist so gefügt, dass es wirkt, als habe dieser Esel, als habe dieser Mann nur auf Jesus und auf seine Stunde gewartet. Auf dem Fohlen, das sagt Jesus, hat sogar noch nie zuvor ein Mensch gesessen. Obwohl ungezähmt, trägt es doch Jesus. Es spürt, wie wichtig diese Situation ist. Jesus tritt sein Königtum an – aber ganz anders, als man das erwarten würde.

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In der zweiten Lesung des Palmsonntags (Philipperbrief 2,6-11) heißt es: "Christus Jesus war Gott gleich, hielt aber nicht daran fest, wie Gott zu sein, sondern er entäußerte sich und wurde wie ein Sklave und den Menschen gleich." Meist wollen Menschen ihr Ansehen aufpolieren, nach mehr wirken, als sie sind. Jesus macht genau das Gegenteil. Er könnte den triumphalsten Einzug in Jerusalem für sich beanspruchen, entscheidet sich aber für die Demut eines Esels. So ist der Sohn Gottes: Er macht sich den Menschen gleich, wird zum Sklaven.

Zuerst erschienen bei f1rstlife. Veröffentlicht bei CNA Deutsch mit freundlicher Genehmigung.

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