Wie soll ein Bischof heute sein? Wenige Wochen vor seinem Amtsverzicht spendete Papst Benedik XVI., am Hochfest Erscheinung des Herrn, ein letztes Mal in seinem Pontifikat, das Sakrament der Bischofsweihe. In den Homilien der Weihnachtszeit kam er wiederholt auf ein Motiv der Theologie des heiligen Augustinus zu sprechen, nämlich die Unruhe des Herzens nach Gott. So legte er im Petersdom am 6. Januar 2013 in der Predigt dar, was zum Wesensmerkmal des bischöflichen Dienstes gehört: „Wie muß ein Mensch sein, dem die Hände zur Bischofsweihe in der Kirche Jesu Christi aufgelegt werden? Wir können sagen: Er muß vor allem ein Mensch sein, dem es um Gott geht, denn nur dann geht es ihm auch wirklich um die Menschen. Wir könnten auch umgekehrt sagen: Ein Bischof muß ein Mensch sein, dem die Menschen am Herzen liegen, den das Geschick der Menschen bewegt. Er muß ein Mensch für die anderen sein. Aber das kann er nur dann wirklich, wenn er ein von Gott ergriffener Mensch ist. Wenn ihm die Unruhe zu Gott zur Unruhe für sein Geschöpf Mensch geworden ist.“

In diesem Sinne ist ein Bischof weder ein weltlich unruhiger Zeitgenosse noch ein reformatorisch gesinnter klerikaler Unruhestifter, sondern zuinnerst ein Sendbote der Hoffnung, die ihn erfüllt und die er zu den Menschen trägt, in seinem Bistum und weit darüber hinaus. Benedikt sagte deutlich: „Die Unruhe des Menschen nach Gott und von ihr her die Unruhe Gottes nach dem Menschen muß den Bischof umtreiben. Das ist gemeint, wenn wir sagen, daß der Bischof vor allem ein Mensch des Glaubens sein muß. Denn Glaube ist nichts anderes als das innere Berührtsein von Gott, das uns auf den Weg des Lebens führt. Glaube zieht uns in das Ergriffensein von Gottes Unruhe hinein und macht uns zu Pilgern, die innerlich unterwegs sind zum wahren König der Welt und zu seiner Verheißung der Gerechtigkeit, der Wahrheit, der Liebe. Der Bischof muß in dieser Pilgerschaft vorausgehen, den Menschen Wegweiser zu Glaube, Hoffnung und Liebe hin sein.“

Zu diesen Boten der Hoffnung, in besonderer Weise für das Bistum Regensburg, doch auch für viele Menschen, Gläubige und Suchende jenseits seiner Grenzen, gehört Rudolf Voderholzer, der heute seinen 65. Geburtstag feiert. In zahlreichen Ansprachen und Begegnungen wird die Hoffnungsbotschaft, die er verkündet, immer wieder sichtbar, vor allem in festlichen Gottesdiensten, aber um nichts weniger im persönlichen Gespräch mit Gläubigen, auch in der leidenschaftlichen Auseinandersetzung mit all jenen Zeitgenossen, die eine Erneuerung der Kirche anstreben. Voderholzer verweist dann – ganz eindeutig im Sinne von Buchstaben und Geist des Zweiten Vatikanischen Konzils – auf die gebotene Reform der Kirche in Christus.

Dem Regensburger Bischof liegen insbesondere auch, wie Joseph Ratzinger / Benedikt XVI., jene Weggefährten am Herzen, die einfach gläubig sind, mit der Kirche leben, sich in ihr geborgen, ja verwurzelt wissen und dankbar für ihre geistige wie geistliche Heimat sind. Katholiken in ganz Deutschland sind immer wieder froh für das Zeugnis Voderholzers, der jedem Zeitgeist widersteht und auf den Heiligen Geist vertraut.

Bei seinem Abschied von der Theologischen Fakultät der Universität Trier stellte der heutige Jubilar seinen bischöflichen Wahlspruch in das Zentrum seiner Predigt: „Christus in vobis spes gloriae“, das heißt: „Christus ist unter euch. Er ist die Hoffnung auf Herrlichkeit!“ Damit nahm Voderholzer seinen Primizspruch auf, den er nicht auf einer Fahrt über den See Genezareth für sich entdeckte, sondern unterwegs auf den Spuren des heiligen Apostels Paulus, mit Rucksack und Bibel, im Jahr 1984.

Voderholzer berichtet darüber: „Ungefähr an der Stelle, wo man das antike Kolossä vermutet, las ich im Autobus so gut es ging den Kolosserbrief und kam zu der Stelle, die mich wie ein Blitz traf. Ich sagte mir damals. Wenn ich je zum Priester geweiht werde, dann soll das mein Spruch werden. Und jetzt soll er mich auch als Bischof begleiten. Christus ist unter euch. Er ist die Hoffnung auf Herrlichkeit.“ Dies bezeichnet er als „Kurzformel der Verkündigung“. Es sei der eine, der wesentliche Satz, der ermutigt, Hoffnung schenkt und Trost verheißt, erfüllt von der österlichen Hoffnung: „Der Offenbarer ist die Offenbarung selbst. Christus bringt nicht nur Hoffnung, er verkündet nicht nur Hoffnung, er stärkt nicht nur die Hoffnung, er ist sie, das heißt sie ist an seine Person, an die Beziehung zu ihm, an die Freundschaft mit ihm gebunden, so wie er nicht nur die Wahrheit lehrt, sondern die Wahrheit ist, nicht nur den Weg zeigt, sondern der Weg ist, nicht nur das Leben bringt, sondern das Leben ist (vgl. Joh 14,6).“

Rudolf Voderholzer versteht seinen Dienst als Priester und als Bischof christozentrisch, dasselbe galt auch für den akademischen Lehrer – und, so darf hinzugefügt sein, um nichts weniger für Rudolf Voderholzer, den Mitmenschen und Bruder im Glauben, der die Dynamik der Evangelisierung untrennbar mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil verbunden weiß: „Christus ist unter euch, die Hoffnung auf Herrlichkeit.“

Das Bistum Regensburg freut sich heute über den 65. Geburtstag seines Oberhirten, so wie seine Weggefährten, seine Familie und seine Freude. Die Kirche in Deutschland darf dankbar sein für Bischof Voderholzer, der im besten Sinne dem Glauben und der Lehre der römisch-katholischen Kirche verbunden ist und als Zeuge der Hoffnung die Frohe Botschaft verkündet. Bischof Voderholzer ist zugleich Direktor des Instituts Papst Benedikt XVI. in Regensburg, dem in besonderer Weise das Werk Joseph Ratzingers, die Herausgabe der gesammelten Schriften und die Erschließung von dessen Theologie anvertraut ist. In der Weise, wie Benedikt XVI. die Aufgabe des bischöflichen Dienstes beschrieben hat, übt der Jubilar seinen Dienst aus, als demütiger Pilger zu Gott, als nahbarer Weggefährte und treuer Wegweiser zu Glaube, Hoffnung und Liebe. Ad multos annos, lieber Herr Bischof Voderholzer!

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