CNA Deutsch präsentiert die folgende Predigt zum Sonntag des bevorstehenden Festes der Taufe des Herrn.

Das Fest der Taufe des Herrn war ursprünglich Teil der Feier der Erscheinung des Herrn: „Drei Wunder heiligen diesen Tag: Heute führte der Stern die Weisen zum Kind in der Krippe. Heute wurde Wasser zu Wein bei der Hochzeit. Heute wurde Christus im Jordan getauft, uns zum Heil.“

In diesem liturgischen Jahr „C“ haben wir die Gelegenheit, alle drei dieser Wunder zu feiern: vor ein paar Tagen die Offenbarung des Herrn vor den heiligen drei Königen, am nächsten Sonntag die Hochzeit zu Kana und heute die Taufe des Herrn.

Bis zu diesem Moment hatte Jesus verborgen in Nazareth gelebt. Nun tritt er öffentlich in Erscheinung. Im Evangelium (Lk 3,15–16.21–22) sehen wir ihn zusammen mit den Sündern in das Wasser des Jordan hinabsteigen. Er, der keine Sünde hatte, nahm die Last der Schuld der gesamten Menschheit auf seine Schultern, er nahm sie mit sich in den Jordan. Er beginnt sein öffentliches Wirken damit, dass er den Platz der Sünder einnimmt: Es ist eine Vorwegnahme des Kreuzes – und es ist kein Zufall, dass er von seinem Tod spricht als einer „Taufe, mit der er getauft werden muss“ (vgl. Lk 12,50).

Während er betet, öffnet sich der Himmel über ihm, der Heilige Geist kommt in Form einer Taube herab und die Stimme des Vaters sagt: „Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen gefunden.“

Diese Stimme ist die Vorwegnahme der Auferstehung: Die Liebe des Vaters nimmt die Hingabe des Sohnes an und schenkt ihm sein Wohlgefallen.

Die Taufe des Johannes mit Wasser erhält die Fülle der Bedeutung von der Taufe des Lebens und Todes Jesu. Jesus wird somit als derjenige offenbart, der mit dem Heiligen Geist und mit Feuer tauft.

Die Taufe verstehen bedeutet, die Erlösung verstehen. Der Anlass der heutigen Feier drängt uns dazu, die Taufe der Erlösung, die wir empfangen haben, neu zu bedenken und neu zu entdecken.

Wir alle wissen, dass Jesus erlöst. Aber wovor erlöst er? Ich habe den Eindruck, dass sich viele darauf beschränken zu denken, dass Jesus uns vor der Verurteilung rettet, die wir verdienen für das Böse, das wir getan haben. Aber die Realität ist schöner und tiefer, denn Jesus rettet uns vor dem Bösen.

Vielleicht sind wir gewohnt, die Sühne für die Sünden als Tilgung von Schulden oder als Wiedergutmachung für eine Beleidigung zu betrachten, also als vindicatio. Dieser Aspekt ist jedoch nicht der Hauptaspekt. In der Heiligen Schrift ist Sühne im Wesentlichen Reinigung. So hat die Flut die Aufgabe, das Böse auszulöschen, um die Menschheit zu erneuern. So muss Israel 40 Jahre lang in der Wüste umherwandern – zum Zweck, die Generation der Rebellen zu tilgen. So ist die babylonische Sklaverei – auf die sich der Prophet in der ersten Lesung bezieht (Jes 40,1–5.9–11) – eine Strafe, die nicht so sehr dazu dient, dem beleidigten Gott zu vergelten, sondern vielmehr dazu, das sündige Volk zu korrigieren.

Gott rettet nicht nur, weil er die Schuld erlässt: Er rettet, weil er erlöst! Traurig wäre eine Befreiung, die uns nur von der äußeren Sklaverei, von der Unterdrückung anderer befreit, nicht aber von der inneren Sklaverei: von der Sklaverei der Laster, der schlechten Wünsche, unserer eigenen Hässlichkeit!

Der heilige Paulus sagte uns in der zweiten Lesung (Tt 2,1–14;3,4–7), dass Jesus Christus
sich für uns hingegeben hat, damit er uns von aller Ungerechtigkeit erlöse und für sich ein auserlesenes Volk schaffe, das voll Eifer danach strebt, das Gute zu tun.

Das ist das Werk der Erlösung, die ein Geschenk der Gnade ist. Sie hat sicherlich eine pädagogische Funktion, denn sie erzieht uns dazu, uns von der Gottlosigkeit und den irdischen Begierden loszusagen und besonnen, gerecht und fromm in dieser Welt zu leben.

Ja, die Gnade des Herrn lehrt uns viele Dinge. Aber noch zuvor ermöglicht sie uns, die Dinge zu tun, die sie lehrt. Bevor er uns lehrt, gießt der Herr das Wasser der Wiedergeburt und Erneuerung im Heiligen Geist über uns aus. Paulus sagt, dass wir durch seine Gnade gerecht gemacht werden. Gerecht gemacht bedeutet „richtig gemacht“, so gemacht, wie wir sein sollten, „be-richtigt“.

Entdecken wir also diese Gnade, die in uns wirkt, wieder neu, unterstützen wir ihr Wirken und erneuern wir unsere Hoffnung in Christus.

Aldo Vendemiati ist Priester und Professor an der Philosophischen Fakultät der Päpstlichen Universität Urbaniana. Sein Blog findet sich HIER. Die Predigt wurde mit freundlicher Genehmigung veröffentlicht.

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