CNA Deutsch präsentiert die folgende Predigt zum bevorstehenden zweiten Fastensonntag.

Am letzten Sonntag hat uns das Evangelium an den Bußwert des Fastens erinnert. Am nächsten Sonntag sind wir aufgerufen, die Dimension des Gebets wiederzuentdecken und zu erneuern.

„In jener Zeit nahm Jesus Petrus, Johannes und Jakobus mit sich und stieg auf einen Berg, um zu beten.“ – Um die Wichtigkeit des Gebets zu verstehen, genügt schon diese einfache Tatsache: Jesus betet. Er geht auf den Berg, weil es notwendig ist, dem Gebet einen besonderen Raum und eine besondere Zeit zu geben, die dem Lärm und den Ablenkungen entzogen sind, in denen wir uns normalerweise bewegen.

Aber sein Gebet ist nicht das eines isolierten Mannes: Er nimmt seine Jünger mit. Es ist ein persönliches Gebet, sicherlich, das sich aber unmittelbar in einer gemeinschaftlichen Dimension widerspiegelt, sowohl auf Erden (in Petrus, Johannes und Jakobus) als auch im Himmel (in Mose und Elija). Die Jünger auf der Erde werden in das Gebet Jesu miteinbezogen und in Gemeinschaft mit dem Himmel gebracht.

Das Gebet Jesu ist gewiss ein unergründliches Geheimnis, das in seiner wesenhaften Einheit mit dem Vater und dem Heiligen Geist gründet und in seinem Fleisch verborgen ist. Aber auf dem Berg wird dieses Geheimnis zumindest teilweise sichtbar.

„Das Aussehen seines Gesichtes veränderte sich.“ – Das alltägliche Gesicht Jesu läuft Gefahr, unerkannt zu bleiben und als selbstverständlich hingenommen zu werden. Auch wir neigen leider dazu, seine Gegenwart in den Armen, in der Gemeinschaft, im Tabernakel zu vergessen. Deshalb ist es notwendig, auf den Berg zu steigen.

„Sein Gewand wurde leuchtend weiß.“ – Das Gewand ist das, was den Menschen umhüllt und ihn vorzeigbar macht. Das Gewand Christi ist die Kirche. Diese Kirche, die so oft dreckig und dunkel erscheint, zeigt sich im Gebet heilig und leuchtend. So wie sie in der Tiefe ist, jenseits der Erbärmlichkeiten der Menschen.

Mose und Elija – das Gesetz und die Propheten, die wir oft lesen, ohne sie zu verstehen – werden im Gebet mit Jesus zugänglich, sie finden ihren Interpretationsschlüssel. Man versteht sie nur, wenn man sie mit Jesus anhört, denn von ihm sprechen sie, von seinem Ende, das er in Jerusalem erfüllen sollte.

Aber wenn Jesus betet – auf dem Berg der Verklärung genauso wie im Garten Gethsemane –, dann schlafen die Jünger immer ein. Es handelt sich offensichtlich, so Papst Franziskus, „um ein Gebet, das sich in Stille und Besinnung lange hingezogen hat. Wir können uns vorstellen, dass sie am Anfang auch selbst gebetet haben, bis die Müdigkeit, der Schlaf, die Oberhand gewannen.“

Doch während der Verklärung wachen sie auf! Das Licht Christi weckt sie aus dem Schlaf. Ein tragischeres Erwachen wird sie auf dem Ölberg erwarten, denn der Weg geht genau dorthin, in der Stunde der Finsternis (vgl. Lk 22,53).

Petrus möchte den Moment anhalten und dort, auf dem Berg der Verklärung, drei Hütten bauen. Der Evangelist kommentiert: „Er wusste aber nicht, was er sagte.“

So wie Jakobus und Johannes, die – als sie um die ersten Plätze im Reich Gottes baten – die Antwort Jesu hörten: „Ihr wisst nicht, um was ihr bittet“ (Mk 10,38). Das Ziel ist nicht hier unten. Er ist weder in den Hütten des Petrus noch auf den Plätzen von Jakobus und Johannes.

„Unsere Heimat ist im Himmel“, sagt uns Paulus in der zweiten Lesung (Phil 3,17–4,1). In Christus auf dem Berg scheint diese Verheißung durch. Seine Verklärung ist die Offenbarung der unseren: Er wird unseren armseligen Leib verwandeln in die Gestalt seines verherrlichten Leibes.

Unser armer Leib ist der Zustand, in dem wir die Gegenwart des Herrn vergessen, ihn in den Notleidenden nicht erkennen, die Eucharistie als selbstverständlich erachten, nur das irdische Antlitz der Kirche sehen und die Hoffnung verlieren. Es gibt nur eine Erlösung, und sie wird von der Stimme des Vaters verkündet: „Dieser ist mein auserwählter Sohn, auf ihn sollt ihr hören!“

Es ist seltsam, denn auf dieser Seite des Evangeliums wird von keinen Worten Jesu berichtet. Hier betet Jesus. Wir müssen also unser Ohr seinem Gebet zuneigen. Und so lernen wir beten: Es geht einfach darum, Jesus Christus zuzuhören, in einen Dialog mit ihm zu treten, mit ihm zu schweigen. Und das wird uns dazu führen, „fest im Herrn zu stehen“ (Phil 4,1) in der Stunde der Prüfung.

Aldo Vendemiati ist Priester und Professor an der Philosophischen Fakultät der Päpstlichen Universität Urbaniana. Sein Blog findet sich HIER. Die Predigt wurde mit freundlicher Genehmigung veröffentlicht.

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