CNA Deutsch präsentiert die folgende Predigt zum bevorstehenden Hochfest Christi Himmelfahrt.

Die erste Lesung (Apg 1,1–11) und das Evangelium (Lk 24,46–53) vom kommenden Donnerstag berichten von der Himmelfahrt des Herrn. Die zweite Lesung (Hebr 9,24–28; 10,19–23) hilft uns, tiefer in das Geheimnis einzudringen. Jesus hat uns im Ostergeheimnis einen neuen und lebendigen Weg erschlossen, dank dem wir Zuversicht haben, in das Heiligtum einzutreten. Er hat unsere Sünde fortgenommen, er hat uns gereinigt. Wir leben in der Hoffnung, in Erwartung seines Kommens.

Die letzte Geste Jesu auf dieser Erde – so lesen wir im Evangelium – war, seine Jünger zu segnen. Ich denke, es ist wichtig, daran zu erinnern, denn in diesem Segen entfaltet sich unser Leben, das Leben der Kirche.

Der Herr geht fort von den Jüngern und sie kehren voller Freude nach Jerusalem zurück. Das mag seltsam erscheinen, da Trennung – so glauben wir – eigentlich Schmerz verursacht. Warum waren die Jünger stattdessen „voller Freude“? Weil sie verstanden hatten, dass die Trennung von Jesus nur auf der Ebene der Sinne geschieht. Seine reale Gegenwart dagegen verschwindet nicht, sie ist verborgen in seiner Kirche. Wie der heilige Leo der Große sagt, ist alles, was in unserem Herrn Jesus Christus sichtbar war, mit seiner Himmelfahrt in die Sakramente der Kirche übergegangen.

Das bedeutet jedoch, dass das Leben der Kirche eine Offenbarung der rettenden Gegenwart Christi in der Welt sein muss. Bis zum Ende der Zeiten wird Christus nur in den Gesichtern seiner Jünger sichtbar sein, sein Wort wird nur durch die Stimme seiner Jünger gehört werden, seine Gnade wird durch die Sakramente wirken, die seinen Jüngern anvertraut sind.

Bevor Jesus in den Himmel aufsteigt, erinnert er sie an die Prophezeiung: „So steht es geschrieben: Der Christus wird leiden und am dritten Tag von den Toten auferstehen und in seinem Namen wird man allen Völkern Umkehr verkünden, damit ihre Sünden vergeben werden.“

Der erste Teil der Prophezeiung ist bereits wahr geworden: Christus hat gelitten und ist wieder auferstanden. Nun geht der andere Teil in Erfüllung und wir sind mit dieser Aufgabe betraut. Wenn wir sie nicht erfüllen, so wird sich die Prophezeiung trotzdem erfüllen, aber wir werden davon ausgeschlossen sein.

Es geht darum, allen Völkern zu verkünden, denn jeder hat das Recht zu hören und wir haben die Pflicht zu sprechen. Sich dieser Aufgabe zu entziehen, wäre ein sehr schwerwiegendes Versäumnis.

Aber was sollen wir verkünden? Vielleicht Werte, Prinzipien, Ideen? Das wäre so, als ob man Licht wollte, ohne eine Lichtquelle zu haben. Oder als ob man eine Ernte haben wollte, ohne gesät zu haben. Die Worte Jesu sind eindeutig, das Ziel der Verkündigung ist klar: die Bekehrung, das heißt die Rückkehr zu Gott, und die Vergebung der Sünden, die Frucht der Bekehrung ist, denn die Sünde ist nichts anderes als die Entfernung von Gott.

All das ist unserem Zeugnis anvertraut, denn der Zeuge (auf Griechisch „martys“) ist nicht einfach einer, der von etwas redet: Es ist jemand, der gesehen hat, der gehört hat, der weiß und bezeugt, was er weiß. Der Zeuge ist nicht einfach jemand, der Bekehrung predigt: Es ist jemand, der durch seine Bekehrung predigt. Ein Zeuge des Evangeliums ist jemand, der sich wie Petrus und Paulus seiner eigenen Schwäche bewusst ist und gerade deshalb die Gnade des Herrn, der genesen, heilen und retten kann, in sich selbst sichtbar machen kann. Er verkündet die Vergebung der Sünden, weil er selbst aus dieser Vergebung lebt (vgl. 1 Tim 1,15–16).

Es versteht sich daher, dass die Jünger mit Kraft aus der Höhe erfüllt werden müssen: „Ihr werdet mit dem Heiligen Geist getauft werden […] ihr werdet Kraft empfangen, wenn der Heilige Geist auf euch herabkommen wird“ (Apg 1,5.8).

Wir haben diese Taufe empfangen, der Heilige Geist ist in uns und wir können ihn immer empfangen, jedes Mal, wenn wir im Namen Jesu darum bitten. Der Heilige Geist gibt die Kraft zum Zeugnis. Deshalb wissen wir – auch wenn wir uns schwach und unfähig fühlen, auch wenn wir unser Elend sehen –, dass wir eine „überragende Macht“ in uns haben, die von Gott und nicht von uns kommt. Setzen wir sie um!

Lasst uns nicht nur zum Himmel schauen, warten wir tätig auf seine Rückkehr: „Lasst uns an dem unwandelbaren Bekenntnis der Hoffnung festhalten, denn er, der die Verheißung gegeben hat, ist treu“ (Hebr 10,23).

Aldo Vendemiati ist Priester und Professor an der Philosophischen Fakultät der Päpstlichen Universität Urbaniana. Sein Blog findet sich HIER. Die Predigt wurde mit freundlicher Genehmigung veröffentlicht.

Hinweis: Meinungsbeiträge wie dieser spiegeln die Ansichten der jeweiligen Gast-Autoren wider, nicht notwendigerweise jene der Redaktion von CNA Deutsch.

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