17. Juli 2025
CNA Deutsch präsentiert die folgende Predigt zum bevorstehenden 16. Sonntag im Jahreskreis.
Das Evangelium vom kommenden Sonntag (Lk 10,38–43) berichtet, wie Jesus in ein Dorf kommt und im Haus einer Frau namens Martha aufgenommen wird.
Das Thema der Gastfreundschaft ist auch in der ersten Lesung (Gen 18,1–10) zentral, die uns Abraham und drei geheimnisvolle Reisende zeigt. Abraham konnte nicht ahnen, dass er es mit Gott zu tun zu hat, aber er nimmt die Gäste auf, weil er weiß, dass in jedem Menschen das Bild Gottes ist, besonders im Fremden, im Pilger, im Schwachen.
Und dann begegnet er Gott wirklich von Angesicht zu Angesicht in diesen Männern und er empfängt den größten Segen: einen Sohn. Abrahams Eifer und Sorge sind beeindruckend. Abraham rennt, er beeilt sich. Und als die drei Gäste bei Tisch sind, setzt er sich nicht, sondern er steht, bereit zu dienen.
Dieselbe Betriebsamkeit durchdringt das Haus von Martha und Maria, als Jesus kommt, doch es ist vor allem Martha, die sich um die gesamten Vorbereitungen kümmert (sie war ganz davon in Anspruch genommen, zu dienen). Maria hingegen setzte sich dem Herrn zu Füßen und hörte seinen Worten zu.
Man kann sich leicht vorstellen, wie sich Martha vor Jesus hinstellt und in welchem Ton sie sagt: „Herr, kümmert es dich nicht, dass meine Schwester die Arbeit mir allein überlässt? Sag ihr doch, sie soll mir helfen!“
Martha hat keine Zweifel, was es bedeutet, jemanden aufzunehmen: Es bedeutet, sich gut um die Dinge des Haushalts zu kümmern. Als gute Gastgeberin hat sich Martha einen Arbeitsplan erstellt. Jemanden „aufnehmen“ bedeutet für sie, all das in die Tat umzusetzen, was sie sich überlegt hat.
Martha ist der Prototyp des effizienten Menschen. Derart effizient, dass sie vergisst, zuzuhören! Sie ist beschäftigt, aufgeregt und aufgerieben von all den Dingen, die getan werden müssen, denn sie weiß um ihre Pflicht, sie kennt sie bereits! Warum also zuhören?
Niemand, am allerwenigsten Jesus, würde Martha zurechtweisen, wenn sie nicht die Initiative ergriffen hätte, ihre Schwester zu tadeln oder vielmehr Jesus zu bitten, einzugreifen. Sie ist verärgert. Sie fühlt sich von Jesus nicht beschützt, nicht umsorgt: Herr, kümmert es dich nicht?
Aber, liebe Martha, du hast dir diese vielen Aufgaben, diese Arbeit, selbst aufgetragen: Es war nicht der Herr, der es dir gesagt hat. Du dirigierst. Du willst das Haus dirigieren, du willst deine Schwester dirigieren, und du willst sogar den Herrn dirigieren und ihn anweisen, was er sagen soll. Alles auf deine Art. Mit den besten Absichten, sicher, aber auch mit viel Anmaßung. Und wenn die Dinge nicht auf deine Art laufen, dann fühlst du dich vernachlässigt, nicht wertgeschätzt, ungeliebt.
„Martha, Martha, du machst dir viele Sorgen und Mühen.“ Mit großer Zuneigung ruft Jesus sie zurück zur Wahrheit. Sie fühlt sich gut, weil sie so viel für den Herrn tut, aber sie erkennt nicht, dass der Herr das nicht von ihr verlangt. Jesus kam nicht zu ihr nach Hause, um ein üppiges Mahl zu genießen, sondern um gehört zu werden. Marthas Dienst entspringt letztlich dem menschlichen Anspruch, „richtig“ zu sein, weil wir die Dinge gut machen – doch dann endet es damit, die Brüder und Schwestern anzuklagen, die nicht so handeln wie wir, wir ignorieren das Wort Gottes und wir behaupten, besser als die anderen und im Reinen mit Gott zu sein.
Aber nur eines ist notwendig. Maria hat den guten Teil gewählt, der wird ihr nicht genommen werden.
Auch Arbeit ist wertvoll, natürlich. Aber nicht wegen dem, was sie hervorbringt: Sie ist wertvoll in dem Maß, in dem sie Ausdruck deiner Liebe ist. Und der erste Akt der Liebe besteht darin, demütig und andächtig auf den Herrn zu hören, der zu dir spricht. Es geht nicht darum, immer nur zu machen, zu machen, zu machen – sondern darum, Jesu Liebe zu uns zu empfangen, zu seinen Füßen zu sitzen. Das ist das einzig Notwendige. Das ist der gute Teil, der uns nicht genommen werden wird.
Aldo Vendemiati ist Priester und Professor an der Philosophischen Fakultät der Päpstlichen Universität Urbaniana. Sein Blog findet sich HIER. Die Predigt wurde mit freundlicher Genehmigung veröffentlicht.
Hinweis: Meinungsbeiträge wie dieser spiegeln die Ansichten der jeweiligen Gast-Autoren wider, nicht notwendigerweise jene der Redaktion von CNA Deutsch.