Zahlreiche interessante und unterhaltsame Geschichten und Anekdoten findet der Leser im neuen Buch des bekannten Vatikankenners Ulrich Nersinger, "Sitting Bull und der Papst". Wer nach kurzweiligem Lesegenuss sucht oder entsprechend eine gesellige Runde erfreuen möchte, ist mit dem im Verlag Petra Kehl erschienenen Werk von gut 200 Seiten gut bedient. Die stets nur wenige Seiten umfassenden Kapitel sind in größere Sektionen gegliedert.

Los geht es im Abschnitt "Päpstliche Äußerlichkeiten" mit Anekdoten zum päpstlichen Schneider und den Schuhen, aber auch zur Fotografie. Unter "Päpstliche Vergnügungen" geht es dann um die Freizeit der Päpste. Wer wusste schon, dass Papst Pius XI. ein begeisterter Bergsteiger war, der sich vor seiner Wahl auf den Stuhl Petri sogar verschiedener Erstbesteigungen rühmen durfte?

Das Kapitel "Sitting Bull und der Papst", das dem Buch seinen Namen gab, findet sich im Abschnitt "Dem Papste verbunden". Ein irischer Soldat hatte sich mit seinen Landsleuten den Verteidigern des Kirchenstaates gegen die italienischen Truppen angeschlossen. Nach dem Ende der Kämpfe erbat er vom Papst ein "Agnus Dei", ein Wachstäfelchen mit einem Lamm sowie Namen und Regierungsjahr des jeweiligen Heiligen Vaters. Als der Soldat später in Amerika in einer Schlacht gegen die Indianer fiel, wurde sein Leib als einziger nicht entstellt:

"Sitting Bull hatte vor dem toten Offizier gestanden, ihn eigenhändig getötet. Das Skapulier mit seinem kostbaren Inhalt hatte den Medizinmann fasziniert, eigentümlich berührt und bewogen, das Skalpieren und Verstümmeln des Iren zu verbieten. Den Beutel mit seinem Inhalt an sich zu nehmen, hatte der Häuptling aus einer unerklärlichen Furcht heraus nicht gewagt."

Andere Kapitel widmen sich etwa den niederländischen Blumen, die an jedem Ostersonntag den Vatikan verschönern, oder auch den Spuren des Zwergstaates im Ausland. So gibt es etwa in der Schweiz ein schönes Museum mit zahlreichen Exponaten zur Schweizer Garde, die dem Papst seit Jahrhunderten dient. Auch die schöne Kirche in Oudenbosch (wiederum in den Niederlanden), die außen der Lateranbasilika, innen aber dem Petersdom detailgetreu nachempfunden ist, wird erwähnt. Auch hier gibt es einen Zusammenhang mit der Verteidigung des Kirchenstaates im 19. Jahrhundert – wie schon bei Sitting Bull: "Oudenbosch wurden in den 60er Jahren des 19. Jahrhunderts zum 'Verzamelcentrum', zum Sammelplatz der Zuaven-Anwärter, bevor diese die Niederlande in Richtung Rom verließen. Die Entstehung der 'Basiliek van de H. H. Agatha en Barbara' und ihre 'römische Prägung' wären nicht denkbar gewesen ohne die damalige enge Bindung der niederländischen Katholiken an ihre Kirche und vor allem an den Nachfolger des heiligen Petrus."

Ulrich Nersinger versteht sich ausgezeichnet darauf, ein aktuelles oder noch nicht lange zurückliegendes Ereignis als Aufhänger zu nehmen und dann aus seinem unerschöpflichen Fundus der Geschichte der Päpste und des Heiligen Stuhls lebendig zu erzählen. Nur manchmal ist die Sprache ein bisschen zu schwülstig, etwa wenn umständlich von "Handys mit integrierter Aufnahmefunktion" die Rede ist. Dies tut dem bereits angepriesenen Lesegenuss letztlich aber keinen Abbruch.

 

Ulrich Nersinger, "Sitting Bull und der Papst. Kurioses aus päpstlichen Gefilden", ist im Verlag Petra Kehl erschienen und hat 200 Seiten.

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Hinweis: Meinungsbeiträge spiegeln die Ansichten der Autoren wider, nicht unbedingt die der Redaktion von CNA Deutsch.  

 

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