Wer den Fernseher einschaltet, weiß: Die Corona-Krise ist allgegenwärtig. Wer aufs Smartphone schaut, sieht sofort Corona-News. Was uns widerfährt, haben wir uns nicht ausgesucht. Wir haben diese Situation nicht frei gewählt. Dennoch vernehmen wir viele Stimmen in dieser Zeit, auch von frommen Menschen, teilweise aus dem Raum der Kirche, die wie Hiobs Freunde Deutungsmuster zur Hand haben. Es gibt Erklärungsmodelle für die schwere Viruserkrankung und deren vermeintlich höhere Bedeutung. Solche Stimmen verunsichern, irritieren und vermehren die Angst. Wer von uns könnte aufrichtig und redlich mehr auf die Frage "Warum?" sagen als: "Ich weiß es nicht."?

Nein, wir kennen keine vernünftige Antwort darauf. Wir sind dem, was gegenwärtig geschieht, ausgesetzt und müssen damit zurechtkommen. Es ist sehr schmerzhaft. Wir halten Distanz zueinander, aber wir zeigen unsere Nähe im Gebet. Aber wir glauben und hoffen, dass wir im Innersten nicht allein sind.

Wir alle wissen nicht – diesseits und jenseits von Corona –, was uns auf unseren Lebensweg noch widerfahren wird und erwartet. Mir scheint, dass jene Mitmenschen, die es genau zu wissen meinen, es auch nicht genau wissen können. Benedikt XVI. hat in der Predigt anlässlich der heiligen Messe zu seinem 85. Geburtstag sehr nachdenklich machende Worte gefunden: "Ich stehe vor der letzten Wegstrecke meines Lebens und weiß nicht, was mir verhängt sein wird." Ganz gleich, ob wir jung sind, in mittleren Jahren oder im Alter stehen, mit – wie man heute sagt – "Vorerkrankungen" bezeichnet, oder ob wir uns gesund, stark und kräftig fühlen: Wir wissen nicht, was uns selbst, was unseren Angehörigen und unseren Mitmenschen verhängt sein wird. Doch worauf wir zugehen, das wissen wir eigentlich schon. Papst Benedikt sagte am 16. April 2012 weiter: "Aber ich weiß, daß das Licht Gottes da ist, daß er auferstanden ist, daß sein Licht stärker ist als alles Dunkel; daß Gottes Güte stärker ist als alles Böse dieser Welt. Und das läßt mich in Gewißheit weitergehen."

Auf zwei hörenswerte Predigten möchte ich verweisen. Vielleicht möchten Sie sich Zeit dafür nehmen? Der Hildesheimer Bischof Dr. Heiner Wilmer hat über die Krise dieser Zeit im Lichte des Evangeliums vom 4. Fastensonntag gesprochen. In gleicher Weise bedenkenswert und anschaulich findet Pater Engelbert Recktenwald Worte über das "Geistliche Überleben in Corona-Zeiten". Wir brauchen solchen geistlichen Zuspruch in Zeiten wie diesen so sehr.

Ans Herz legen möchte ich Ihnen noch ein Gebet, das aus dem Hochmittelalter stammt. Dem heiligen Ignatius wird es gelegentlich zugeschrieben, weil er in seinen Exerzitien darauf verweist. Der Verfasser ist unbekannt, aber das ist auch nicht so wichtig. So möchte ich Sie einladen, das Gebet "Anima Christi" von innen her zu bedenken – und vielleicht auch selbst zu beten:   

"Seele Christi, heilige mich!

Leib Christi, rette mich!

Blut Christi, tränke mich!

Wasser der Seite Christi, wasche mich!

Leiden Christi, stärke mich!

O guter Jesus, erhöre mich!

Birg in deinen Wunden mich!

Von dir lass nimmer scheiden mich!

Vor dem bösen Feind beschütze mich!

In meiner Todesstunde rufe mich!

Zu dir zu kommen, heiße mich,

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mit deinen Heiligen zu loben dich

in deinem Reiche ewiglich! Amen."

Ja, die Corona-Krise ist sehr präsent. – Aber vergessen wir nie: Der Herr ist gegenwärtig, im Allerheiligsten Sakrament des Altares und mitten unter uns – gestern, heute und morgen.

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