Der heilige Josef von Copertino (1603-1663) schwebte manchmal nur einige Zentimeter über dem Boden, flog aber auch hoch in die Luft. Das geschah teilweise vor großen Menschenmengen in ganz Italien. Dieses Phänomen wurde beim Prozess seiner Heiligsprechung einer eingehenden Prüfung unterzogen. So wurden viele schriftliche Aufzeichnungen, darunter 150 Augenzeugenberichte, mit detaillierten Informationen über Copertinos Levitationen, wie man das Schweben in der Luft nennt, ausgewertet.

Über diesen Heiligen, der für unsere rationale Welt, in der offenbar nur das zählt, was Politik, Medien und vermeintliche Wissenschaft behaupten – wir erleben es gerade in Zeiten, in denen „Fridays for Future“ oder „Covid-19“ die Menschen in Atem halten –, hat der Schweizer Franziskanerpater Gottfried Egger ein Buch vorgelegt mit dem ganz unwissenschaftlichen Titel „Hingerissen von der Liebe Gottes“, der dafür aber auf das konkrete Leben ausgerichtet ist.

Egger beschreibt „Leben und Spiritualität“ eines seltsamen Heiligen, der doch so gar nicht in diese unsere Welt zu passen scheint. Der am 17. Juni 1603 im südlichsten Zipfel Italiens geborene spätere heilige Josef von Copertino schien für das Leben nicht zu taugen. Seine Kindheit war von Entbehrungen, Krankheiten und Lernschwierigkeiten gezeichnet. Obwohl er dennoch groß und stark wurde, ging er, statt mit anderen Kindern zu spielen, lieber mit der Mutter zur Kirche. Als Kind schon schenkte er Jesus sein Herz. Da er oft staunend vor den Dingen des Lebens und der Größe Gottes beeindruckt war, stand sein Mund oft weit offen. So erhielt er seinen Spottnamen „offener Mund“. Nach fünfjähriger Krankheit wunderbar genesen, war er als 16-Jähriger zu nichts zu gebrauchen. Er taugte für keinen Beruf. Stattdessen verspürte er eine geistliche Berufung und versuchte den Eintritt in ein Kapuzinerkloster. Schließlich wurde er als Bruder Josef bei den Franziskaner-Konventualen aufgenommen und konnte im Alter von 22 Jahren die Gelübde ablegen. Nach langen und mühsamen Studien wurde Josef schließlich am 18. März 1628 zum Priester geweiht.

Bald begannen seine Ekstasen und Wunder. Nach zehn Jahren musste er vor der Inquisition erscheinen. Man verlangte von ihm, dass er die hl. Messe zelebrieren solle, was er zweimal tat. 

„Alles ging in Ruhe vor sich. Es ereignete sich dabei nichts Auffälliges. Am Ende der Messe aber durchbrach ein Schrei die Stille. Seiner Sinne völlig entrückt, flog er mit offenen Armen Richtung Altar und blieb dort unbeweglich. […] Nach einem kurzen Augenblick glitt Br. Josef wieder auf den Boden, kniete nieder, sang und tanzte lobend vor der Gottesmutter.“

Obwohl die Richter ihn fragen, was geschehen sei, bekommen sie die Antwort, dass er sich nicht erinnere und nicht wisse, was mit ihm dabei geschehe. Dennoch gibt er bereitwillig zu, dass ihm diese Ereignisse „Unbehagen“ bereiteten. „Dieses Fortgerissen-werden geschieht häufig beim betrachtenden Gebet, und wenn ich Gott Dank sage. Ich habe daher besonders acht auf mich und übe das Gebet abgesondert, allein für mich […], damit man mich nicht sehe, wenn jene Bewegungen über mich kommen.“ 

Seit 1657 lebt Br. Josef Copertino im Kloster von Osimo, wo er 1663 stirbt. In der ihm geweihten Basilika liegt er begraben. Sein Lebensweg war nicht einfach. Viele Beschwernisse begleiteten ihn. Doch täglich zelebriert er, nachdem er gebeichtet hat, die hl. Messe.

„Die hl. Messen, die er feierte, dauerten in der Regel zwei Stunden, wenn nicht mystische Erlebnisse, besonders an hohen Festtagen, sie bis zu fünf Stunden ausdehnen konnten.“

 

Gottfried Egger, der Autor der vorliegenden Lebensbeschreibung des heiligen Josef von Copertino, nennt ihn trotz aller geheimnisvollen Dinge, die ihn umrankten, einen einfachen Menschen, der ganz nach den Seligpreisungen gelebt habe. Und er nennt einige Geistesgaben, die ihn auszeichnen; diese seien nicht nur Ekstasen und Entrückungen, sondern vor allem seine Herzensschau, seine Gabe der Heilung und Prophetie, oder seine Erkenntnis und Weisheit. Wie viele andere große Heilige kämpft auch Br. Josef mit dem Leibhaftigen.

 

Das wunderbares Lesebuch, ausgestattet mit zahlreichen Farbfotos, bietet Lesern und Betrachtern vielfältige Gelegenheiten zum Staunen. Es bietet es sich in besonderer Weise an, einmal darüber nachzudenken, mit welchen Gnadengaben Gott einen jeden Menschen ausgestattet hat, sei es einem angenehm oder nicht. Auf der letzten Seite seines Buches notiert der Autor ein Wort des hl. Josef von Copertino, das mehr denn je die IST-Situation unserer Kirche beschreibt:

 

„Man kann nicht zwei Paradiese haben,

sich in dieser Welt erfreuen

und in der anderen Welt erfreuen.

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Gottfried Egger OFM, "Hingerissen von der Liebe Gottes. Leben und Spiritualität des hl. Josef von Copertino OFMConv." ist im FE-Medienverlag erschienen und hat 152 Seiten.

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