Schon jetzt wissen wir, dass das "Triduum sacrum" des Jahres 2020 für uns sehr besonders und unvergesslich bleiben wird. Mein eigenes Vorhaben für dieses Jahr – die Karwoche und die heiligen Tage in stiller Einkehr in Münster zu verbringen – habe ich schon vor mehr als vier Wochen aufgegeben, als die Corona-Situation sich zuzuspitzen begann. In den Sinn gekommen war mir damals, dass ich vor einem verschlossenen Paulusdom stehen könnte.

Meine Erinnerungen gehen an die letzten Jahre zurück. Besonders vor Augen habe ich Kardinal Joachim Meisner. Es waren lichtreiche Tage in Köln im Jahr 2010. Spaziergänger schlenderten am Rheinufer entlang. Ich pilgerte zu den Gräbern von Albertus Magnus und Adolph Kolping, besuchte das Museum "Kolumba". Wer besonderes Glück hat, begegnet nicht nur freundlichen grauen Riesen im Zoo, sondern hat auch eine unverhoffte Begegnung mit der Maus aus der bekannten ARD-Sendung und dem blauen Elefanten. Freude zeichnet auf den Gesichtern vieler Kinder ab, wenn sie die Fantasiefiguren in Lebensgröße dort entdecken. Ihre Augen beginnen zu leuchten.

Auch wenn die Luft am Rhein schon frühlingshaft und mild war, bot der Kölner Dom von den Raumtemperaturen her einen spürbaren Kontrast. Kardinal Joachim Meisner zelebrierte die liturgischen Feiern, hellwach, lebensklug, ernsthaft und humorvoll. Wer ihm begegnete, spürte, dass er ganz von der Botschaft erfüllt war, die er verkündigte. Am Ende des Osterhochamtes spendete er den päpstlichen Segen, auf die Fürsprache der Apostel Petrus und Paulus. Dem Erzbischof von Köln ist das zum Hochfest gestattet. Ich erinnere mich an diese so bewegenden Momente, besonders auch daran, dass Kardinal Meisner nachdrücklich sagte: "An Gottes Segen ist alles gelegen." Nach einem Moment der Stille fügte er an: "Vergesst das nicht!" Die Gläubigen im Kölner Dom hörten ihm aufmerksam zu. Seit damals begleitet mich dieser Gedanke, diese Erinnerung, die auf das Wesentliche hindeutet: Gott ist das Zentrum von allem, das Herz der Kirche. Vergessen wir das bisweilen …? Ihm gehören wir an, im Leben und im Sterben. Wenn Christus nicht von den Toten auferstanden wäre, dann wäre unser Leben sinnlos und leer, unser Glaube nur ein luftiges Gespinst, nicht mehr. Auf dem Glauben ruhe das Leben, sagte Adolph Kolping. Auf diesem Glauben, dessen Wahrheit wir Ostern feiern, ruht auch mein Leben. Auf diese Hoffnung hin lebe ich. Das ist die einzige Hoffnung, die mich trägt und hält.

Ja, an Gottes Segen ist alles gelegen. Wir werden einander frohe und gesegnete Ostern wünschen, am Hochfest, in der Osteroktav. Wir müssen und werden zugleich vieles von dem, was diese Zeit kennzeichnet, nicht verstehen. Aber wir können und dürfen Ihm glauben, Ihm, der den Tod besiegt hat: Der Herr ist auferstanden, der Herr ist wahrhaft auferstanden. Wir dürfen uns Ihm ganz anvertrauen. Zugleich wissen wir, dass wir uns das Kreuz, das wir tragen, nicht selbst aussuchen. Auch am Ostertag werden wir manche Lasten spüren, die uns bis vor kurzem unvorstellbar waren. Ein jeder muss seinen Weg finden, um damit umzugehen. Der Segen Gottes wird uns zugesprochen an diesem Ostertag, vom Papst, von allen Bischöfen und Priestern, die stellvertretend die heilige Messe feiern. Sie feiern sie nicht "für sich", sondern in der Gemeinschaft der Kirche aller Zeiten und Orte. Sie feiern die heilige Messe mit uns, die wir nicht zugegen sein werden. Wir können uns geistlich mit ihnen verbinden. An Gottes Segen ist alles gelegen. Vergessen Sie das bitte nicht.

Das könnte Sie auch interessieren: 

 

Erhalten Sie Top-Nachrichten von CNA Deutsch direkt via WhatsApp und Telegram.

Schluss mit der Suche nach katholischen Nachrichten – Hier kommen sie zu Ihnen.