2. November 2025
Am 19. Oktober 2025 wurden von Papst Leo XIV. in Rom sieben Personen heiliggesprochen. Unter ihnen waren der „Arzt der Armen“, Dr. José Gregorio Hernández, und die Gründerin der Kongregation der Dienerinnen Jesu, Schwester María Carmen Rendiles Martínez (1903–1977). Beide sind die ersten Heiligen aus Venezuela. Im Folgenden werfen wir einen Blick auf das Leben von José Gregorio Hernández.
Werdegang
Hernández, der spätere Arzt der Armen, wurde am 26. Oktober 1864 in einem kleinen Dorf im venezolanischen Bundesstaat Trujillo geboren. Im Alter von 13 Jahren äußerte er gegenüber seinen Eltern den Wunsch, Jura zu studieren und Anwalt zu werden. Seine Mutter überredete ihn zu einer medizinischen Laufbahn. In der fernen Hauptstadt Caracas ging er aufs Gymnasium und legte 1882 das Abitur ab. Er studierte Medizin an der Zentraluniversität von Venezuela in Caracas, wo er durch seine herausragenden akademischen Leistungen auffiel. Als er im Jahr 1888 sein Medizinstudium abschloss, gewährte ihm die venezolanische Regierung ein Stipendium für ein Studium in Europa. In Paris vervollständigte er seine medizinischen Studien insbesondere in den Bereichen Bakteriologie, Pathologie, Mikrobiologie, Histologie und Physiologie.
Nach seiner Rückkehr nach Venezuela wurde er in Caracas leitender Arzt am Hospital José María Vargas. Zwischen 1891 und 1916 widmete er sich neben seiner Arzttätigkeit auch der Lehre angehender Mediziner. Er veröffentlichte zahlreiche wissenschaftliche Arbeiten – etwa über Bakteriologie (1906), über Angina Pectoris (1909) und über Elemente der Philosophie (1912). Während seiner Tätigkeit als Arzt behandelte Hernández die Armen kostenlos und kaufte ihnen sogar Medikamente von seinem eigenen Geld. Als 1918 auch in Venezuela die hochansteckende Spanische Grippe ausbrach, behandelte er diese Patienten. Im folgenden Frühjahr wurde er von einem Autofahrer angefahren. An den Folgen der schweren Verletzungen starb Hernandez am 29. Juni 1919 im Alter von 54 Jahren.
Der „Arzt der Armen“ mit Erfahrungen in der Kartause
Als praktizierender frommer Katholik war Dr. José Gregorio Hernández die Ausübung seiner Religion sehr wichtig. Er ging zu den Sakramenten und führte bei all seinen beruflichen Herausforderungen ein tiefes geistliches Leben.
Doch im Jahr 1907 kam es zu einer plötzlichen Wende in seinem Leben, als er beschloss, seine Tätigkeit als Universitätsdozent aufzugeben, um ein noch intensiveres religiöses Leben führen zu können. Sein geistlicher Begleiter half ihm, Kontakt zum Prior der Kartause von Farneta in Italien aufzunehmen. Obwohl Hernández bereits über vierzig Jahre alt war, nahm der Prior den jungen und angesehenen Doktor der Medizin gerne auf.
Am 16. Juli 1908 traf José Gregorio Hernández in der Kartause ein. Die Vorbereitungen für seinen Eintritt bestanden aus mehrtägigen Exerzitien, in denen er seine Berufung aufs Neue prüfen konnte. In diesen Tagen wurde der angehende Novize in die Einzelheiten seines zukünftigen Lebens und die des Ordens, dem er beitreten wollte, eingewiesen. Gleichzeitig wurde geklärt, ob seine Berufung rein religiöser Natur war oder lediglich eine vorübergehende Reaktion auf die widrigen Umstände des Lebens in der Welt.
Nachdem seine Berufung bestätigt war, wusch ihm der Novizenmeister die Füße. Diese Zeremonie ist Teil des Aufnahmeritus vor Erhalt des Postulantenmantels. Diese Fußwaschung symbolisiert, dass der Novize beim Eintritt in die Klausur „den Staub des Jahrhunderts“ hinter sich lassen und sein Leben dem Gebet und der Hingabe weihen muss.
Die Postulatszeit dauerte einen Monat. Während dieser Zeit nahm der Postulant – mit schwarzem Mantel über seiner Zivilkleidung – an allen klösterlichen Aktivitäten der Kartäusermönche teil. Der Novizenmeister war dafür verantwortlich, ihn in jene Aufgaben einzuweisen, die nach seiner Aufnahme in den Orden seine tägliche Arbeit sein würden. Als der Prior nach Ablauf des Postulats erneut den Willen und die Berufung von José Gregorio Hernández bestätigt erhielt, schlug er ihn den Mönchen im Kapitelsaal zur Annahme und zur Einkleidung vor.
Im Kapitelsaal der Kartause kniete José Gregorio Hernández zu Füßen des Priors, der dessen Hände in seinen hielt, und beantwortete die Fragen des Priors auf Latein. Danach stimmten alle Mönche darüber ab, ob er als Novize aufgenommen werde, während er selbst sich in die Kapelle zurückzog, um das Ergebnis abzuwarten.
Die Abstimmung ist privat und geheim. Jeder Mönch kann je nach seiner Meinung zur Aufnahme des neuen Novizen in den Orden eine schwarze oder eine weiße Bohne in eine Urne legen. Nachdem die Bohnen gezählt und überwiegend weiß waren, wurde der Postulant zurück in den Kapitelsaal geführt, wo eine weitere Ansprache des Priors erfolgte.
José Gregorio wiederholte auf Knien seine Bitte um Aufnahme in den Orden, worauf der Prior antwortete: „Im Namen Gottes und des Ordens, in meinem Namen und dem meiner Brüder, nehme ich Sie in unsere Mitte auf; und ich mache Sie darauf aufmerksam, dass es Ihnen bis zu Ihrer Profess freisteht, auszutreten, doch auch wir unsererseits können Sie entlassen, wenn uns Ihr Verhalten missfällt.“
Unmittelbar danach gab er ihm den „Friedenskuss“, und dann kniete José Gregorio vor jedem seiner neuen Brüder nieder, die ihm ihrerseits den „Friedenskuss“ gaben und ihn umarmten.
Von diesem Moment an durfte José Gregorio keine weltlichen Gewänder mehr tragen. Stattdessen trug er unter dem schwarzen Novizenmantel die Cuculla der Novizen (ähnlich dem Skapulier), den Habit der Kartäuser und darunter das Cilicium, das vom Orden vorgeschriebene Hemd aus Rosshaar. Sein Haupthaar wurde abrasiert und ebenso sein Schnurrbart, den er bis dahin behalten hatte. Sein Name lautete nun „Frater Marcellus“ und ihm wurde die Klosterzelle mit dem Buchstaben „U“ zugewiesen, an deren Tür eine Tafel mit einem lateinischen Spruch aus der Bibel angebracht war: „Vir oboediens loquetur victoriam“ – Ein gehorsamer Mann wird vom Sieg sprechen (Spr 21,28).
Es war der 29. August 1908, an dem José Gregorio unter dem Namen Frater Marcellus in ein neues Leben der Ganzhingabe hineingeboren wurde, samt allen Entbehrungen und Härten, die von der Ordensregel vorgesehen sind.
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Alles schien darauf hinzudeuten, dass der neue Novize seinen eingeschlagenen Weg unbeschadet fortsetzen würde. Doch das Schicksal des eifrigen Kartäusers änderte sich, als seine Gesundheit durch die strengen Regeln des Ordens angegriffen wurde. Seine Oberen hielten es für ratsam, dass Frater Marcellus für einige Jahre nach Venezuela zurückkehren solle, um wieder vollständig zu gesunden.
Aus diesem Grund sah sich Frater Marcellus gegen seinen Willen gezwungen, neun Monate nach dem Eintritt ins Kloster seine Ordenstracht abzulegen und die Kartause Farneta wieder zu verlassen.
In einem weiteren Versuch Priester zu werden, immatrikulierte sich Dr. José Gregorio Hernández 1913 als Seminarist am Päpstlichen Lateinamerikanischen Kolleg in Rom, doch auch hier zwangen ihn gesundheitliche Probleme zur Rückkehr nach Venezuela.
Dort wandte er sich den Franziskanern zu und wurde Franziskanertertiär (Dritter Orden), um seiner religiösen Berufung zu folgen.
Er widmete sich wieder seiner Tätigkeit an der Universität und verbrachte die letzten Jahre seines Lebens damit, kostenlose Behandlungen und Therapien für die Armen und Benachteiligten zu fördern.
Im Angesicht seines Todes soll der „Arzt der Armen“ ausgerufen haben: „O selige Jungfrau!“
Aufgrund mehrerer bereits dokumentierter Gnaden begann im Jahr 1949 – 30 Jahre nach seinem Heimgang – der Prozess seiner Seligsprechung.



