Im Interview mit der "Herder Korrespondenz" hat Kardinal Kurt Koch sich prägnant zu dem Papier "Gemeinsam am Tisch des Herrn" und den Brief der Glaubenskongregation an Bischof Dr. Georg Bätzing geäußert: "Das Schreiben aus Rom hat eindeutig signalisiert, dass im Dokument des ÖAK Fragen berührt sind, die nicht einfach die Kirche in einem Land für sich entscheiden kann. Es ist für mich ohnehin schwer verständlich, wie man Wege der Eucharistiegemeinschaft zwischen Katholiken und Protestanten gehen will, ohne die Orthodoxen und Orientalen mit in das Gespräch einzubeziehen."

Prominente deutsche Bischöfe und Theologen formulieren nonchalant Abweichungen von der Lehre der römisch-katholischen Kirche. Gleichzeitig bekennen sie sich vehement dazu, keine deutsche Nationalkirche gründen zu wollen. Allein das vermehrt die Skepsis beträchtlich. Vielleicht könnte es hilfreich sein, sich auf die Überlegungen Benedikts XVI. zu besinnen, der stets für eine Vertiefung des ökumenischen Gesprächs plädierte und – etwa im Umfeld der Publikation der Jesus-Bücher – den Austausch mit vielen protestantischen Theologen gesucht hat, genannt seien nur Martin Hengel und Peter Stuhlmacher.

Während seiner letzten Apostolischen Reise nach Deutschland 2011 würdigte der Papst am 23. September 2011 Martin Luther bei es seiner Ansprache im Erfurter Augustinerkloster: "Luthers Denken, seine ganze Spiritualität war durchaus christozentrisch: »Was Christum treibet«, war für Luther der entscheidende hermeneutische Maßstab für die Auslegung der Heiligen Schrift. Dies aber setzt voraus, daß Christus die Mitte unserer Spiritualität und daß die Liebe zu ihm, das Mitleben mit ihm unser Leben bestimmt.

Nun könnte man vielleicht sagen: Schön und gut, aber was hat dies alles mit unserer ökumenischen Situation zu tun? Ist dies alles vielleicht nur ein Versuch, sich an den drängenden Problemen vorbeizureden, in denen wir auf praktische Fortschritte, auf konkrete Ergebnisse warten? Ich antwortete darauf: Das Notwendigste für die Ökumene ist zunächst einmal, daß wir nicht unter dem Säkularisierungsdruck die großen Gemeinsamkeiten fast unvermerkt verlieren, die uns überhaupt zu Christen machen und die uns als Gabe und Auftrag geblieben sind. Es war der Fehler des konfessionellen Zeitalters, daß wir weithin nur das Trennende gesehen und gar nicht existentiell wahrgenommen haben, was uns mit den großen Vorgaben der Heiligen Schrift und der altchristlichen Bekenntnisse gemeinsam ist. Es ist für mich der große ökumenische Fortschritt der letzten Jahrzehnte, daß uns diese Gemeinsamkeit bewußt geworden ist, daß wir sie im gemeinsamen Beten und Singen, im gemeinsamen Eintreten für das christliche Ethos der Welt gegenüber, im gemeinsamen Zeugnis für den Gott Jesu Christi in dieser Welt als unsere gemeinsame, unverlierbare Grundlage erkennen."  Benedikt machte hier auch deutlich, dass es nicht um uns geht, um unsere guten ökumenischen Absichten, um unsere Wünsche und vielleicht sogar um unsere kirchenpolitischen Luftschlösser. Nicht zuletzt erinnert sei an die Worte, die Benedikt XVI. am Sonntag Laetare 2010 beim Besuch in der evangelisch-lutherischen Gemeinde in Rom gefunden hat: "Ich glaube, wir sollten vor der Welt vor allem dies sichtbar machen: nicht allerlei Zank und Streit, sondern die Freude und die Dankbarkeit dafür, daß der Herr uns dies schenkt und daß es wirkliche Einheit gibt, die immer tiefer werden kann und die immer mehr auch zum Zeugnis für das Wort Christi, für den Weg Christi werden soll in dieser Welt.

Natürlich dürfen wir uns damit nicht zufrieden geben, auch wenn wir voller Dankbarkeit sein sollen für diese Gemeinsamkeit. Daß wir dennoch in wesentlichen Dingen, in der Feier der heiligen Eucharistie nicht den gleichen Kelch trinken können, nicht am gleichen Altar stehen, muß uns mit der Trauer erfüllen, daß wir Schuld auf uns laden, daß wir das Zeugnis verdunkeln; es muß uns innerlich unruhig machen, auf dem Weg zu mehr Einheit zu sein in dem Wissen, daß zuletzt nur er sie schenken kann, denn eine Einheit, die wir selbst aushandeln würden, wäre menschengemacht und so brüchig, wie alles, was Menschen machen. Wir geben uns ihm, suchen ihn immer mehr zu kennen und zu lieben, ihn zu sehen, und überlassen ihm, daß er uns damit wirklich ganz zur Einheit führt, um die wir in dieser Stunde in aller Dringlichkeit zu ihm beten."

Vielleicht könnte die Besinnung auf Benedikts Worte allen jenen, die heute – auch in bester Absicht – um die Mahlgemeinschaft unter den Christen ringen, Verständnis schenken, was theologisch elementar und was ökumenisch geboten ist. Der Weg zur Einheit der Christen führt uns auf den Weg des Gebetes. 

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