"Leben wir in apokalyptischen Zeiten?" – Diese Frage sei vieldeutig und habe "unendlich viele Kommentare und Spekulationen hervorgerufen", meint der Autor Michael O'Brien. Trotzdem beharrt er darauf, zu sagen: "Ja, wir leben in apokalyptischen Zeiten!"

Michael O’Brien, der vor einigen Jahren mit "Father Elijah – Eine Apokalypse" einen aufsehenerregenden Roman geschrieben hat, geht nun in medias res und liefert in seinem Buch "Die Apokalypse. Warnung, Hoffnung und Trost" die Erläuterungen und Begründungen für seine These, dass wir gerade jetzt in dieser (End-)Zeit leben. Gabriele Kuby, die Übersetzerin vom Englischen ins Deutsche, hält in ihrem Vorwort fest, dass sie selbst Papst Benedikt XVI. die Frage gestellt habe, ob er glaube, dass "unsere Zeit die Zeit der Endzeit" sei. Der heute emeritierte Pontifex habe geantwortet: "Ja, ich glaube schon. Die Zerstörung geht an die tiefste Wurzel des Menschen wie niemals zuvor".

Um zu verdeutlichen, welche Apokalypse O’Brien meint, bemüht er den Katechismus. Dieser bestätigt ihm, dass die Kirche eine letzte Prüfung durchleben müsse, der Glaube vieler Menschen erschüttert werde und das "Mysterium der Bosheit" enthüllt würde. Dabei sei ein falscher Messianismus der schlimmste religiöse Betrug, in dem der Mensch nur sich selber verherrliche.

Kennen wir das nicht? Leben wir nicht tatsächlich in dieser Zeit? Immer noch glauben viele Menschen, "dass der Triumph des Guten über das Böse in der Welt durch soziale Revolution oder durch soziale Evolution erreicht wird". Als könnte der Mensch sich selbst retten, "wenn er nur genügend Wissen und Energie" aufbringen würde. O’Brien konstatiert: "Ich bin der Meinung, dass diese intrinsische Perversität nun die gesamte westliche Welt beherrscht." Wir erleben es doch tagtäglich, wenn nicht im nahen Umfeld, dann doch bestimmt in den medial vervielfachten Stimmen und Meinungen, derer wir uns kaum entziehen können und die gerade diesen neuen Glauben, ja diese Revolution transportieren und forcieren wollen.

Unabhängig davon, ob manche meinen, dass Papst Johannes Paul II. im derzeitigen römischen Pontifikat kaum Rückhalt besitzt: Seine Mahnung ist aktuell, "dass es falsch ist, sich die Zukunft als Wiederherstellung der Welt durch unaufhaltsame, evolutionäre Prozesse" vorzustellen. Vielmehr habe der große Papst, so O’Brien, "die westlichen, liberalen Demokratien" davor gewarnt, "dass sie langfristig sogar in noch größerer Gefahr seien als die Völker Osteuropas und anderer Teile der Welt, die unter offener Tyrannei gelitten haben. Ihre Leiden waren katastrophal; es waren gekreuzigte Nationen, gekreuzigte Völker, gekreuzigte Kirchen."

Damit wird auf das letzte Buch der Heiligen Schrift, nämlich die Apokalypse, hingewiesen. In der Offenbarung wird von diesem Tier gesprochen, "das jetzt überall sein Unwesen" treibe und die Unschuldigen und Schwachen, die sich nicht wehren können, verschlinge. "Am offensichtlichsten ist der staatlich legitimierte und finanzierte Massenmord von ungeborenen Kindern. Inzwischen verbreitet sich Euthanasie immer mehr."

O’Brien stützt seine Ausführung mit starken Aussagen wichtiger Zeugen der Geistesgeschichte, wie etwa der Philosophen Etienne Gilson und Josef Pieper. Er versteht es außerdem, die erlebbare Praxis der Katholiken zu benennen und weist hin auf eine "schizoide" westliche Kirche. Erleben wir das nicht auch in Deutschland, dass unser Hirten das Pharisäertum zwar verdammen, "uns aber nicht zur Reue und Umkehr" rufen? "Sehr viele Diözesen, Gemeinden und Orden vertreten die falsche Auffassung, es gebe eine Spaltung zwischen Geist und Herz und einen Widerspruch zwischen Wahrheit und Barmherzigkeit."

Und O’Brien stellt auch fest, dass es unredlich ist, die Frommen zu verdammen: "Die massive Unterminierung der Botschaft der Evangelien durch dissidente Theologen und ihre Schüler richtet bei weitem mehr Schaden an als die Fehler der frommen Gesetzestreuen, die nur noch eine verschwindend kleine Minderheit sind."

Für die Christen ist die Gnade der Offenbarung mit den Mahnungen des Herrn, die er der Kirche und uns, seinen Gliedern, nahelegt, nämlich allezeit in einem wachen Geist zu leben, Geschenk und Warnung zugleich. Es ist diese Klarheit des Autors, die eine Lektüre bringen kann: Die Einsicht, die Augen unseres Herzens und unseres Geistes für die Wirklichkeit offen zu halten, wie es die klugen Jungfrauen taten, die sich das Öl in den Lampen bewahrt haben. Die Einsicht, Christus zu erwarten und keine Angst haben zu müssen, wenn die vermeintlich Mächtigen der Erde uns eine große gefährliche Welt vormachen, oder wenn uns die alltäglichen Sorgen zu übermannen scheinen.

"Seid also standhaft, Brüder und Schwestern, und haltet an den Überlieferungen fest, in denen wir euch unterwiesen haben, sei es mündlich, sei es durch einen Brief! (2 Thess 2,15)."

 

Michael O’Brien, Die Apokalypse. Warnung, Hoffnung und Trost" ist im FE-Medienverlag erschienen und hat 150 Seiten.

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