Der Weg des Glaubens ist ohne das Gebet nicht vorstellbar. Benedikt XVI. und Franziskus verdeutlichen das in der gemeinsam verfassten Enzyklika „Lumen fidei“. Dabei ist das Beten nicht eine lästige Übung von äußerlichen Pflichten, die uns auferlegt sind, sondern ein wahrhaftiges Tun, das mit Freude erfüllt, und auch ein Ausdruck der Hingabe an Gott. Die Päpste sprechen über das Vaterunser: „Mit diesem Gebet lernt der Christ, die persönliche geistliche Erfahrung Christi zu teilen, und beginnt, mit den Augen Christi zu sehen. Von ihm her, dem Licht vom Licht, vom eingeborenen Sohn des Vaters lernen auch wir Gott kennen und können wir in anderen den Wunsch entfachen, sich ihm zu nähern.“ In gleicher Weise wichtig sind die zehn Gebote: „Der Dekalog ist nicht eine Sammlung von negativen Vorschriften, sondern von konkreten Weisungen, um aus der Wüste des selbstbezogenen, in sich verschlossenen Ich herauszukommen und in Dialog mit Gott treten zu können, während man sich von seiner Barmherzigkeit umfangen lässt, um selber Barmherzigkeit zu bringen. So bekennt der Glaube die Liebe Gottes, von der alles kommt und die alles trägt; er lässt sich von dieser Liebe bewegen, um unterwegs zu sein zur Fülle der Gemeinschaft mit Gott. Der Dekalog erscheint als der Weg der Dankbarkeit, der Antwort aus Liebe, der möglich ist, weil wir uns im Glauben für die Erfahrung der verwandelnden Liebe Gottes zu uns geöffnet haben.“

Untrennbar verbunden ist die „Einheit des Glaubens“ mit der „Einheit der Kirche in Zeit und Raum“. Insbesondere diese Dimensionen werden heute oft vergessen, wenn Menschen meinen, gewiss in bester Absicht, die Lehre der Kirche verändern und dem Geschmack der Zeit anpassen zu wollen. Diese gnostischen Versuchungen hat es in der Geschichte der Kirche immer wieder gegeben: „Der Glaube ist sodann einer, weil er sich an den einen Herrn richtet, an das Leben Jesu, an seine konkrete Geschichte, die er mit uns teilt. Der heilige Irenäus von Lyon hat dies in Abgrenzung von den Häretikern der Gnosis klargestellt. Diese behaupteten, dass es zwei Arten von Glauben gäbe: einen rohen, unvollkommenen Glauben, den Glauben der Einfachen, der auf der Stufe des Fleisches Christi und der Betrachtung seiner Geheimnisse bleibt; und dann einen tieferen und vollkommeneren Glauben, den wahren Glauben, der einem kleinen Kreis von Eingeweihten vorbehalten ist und der sich mit dem Verstand über das Fleisch Christi hinaus zu den Geheimnissen der unbekannten Gottheit erhebt. Gegenüber diesem Anspruch, der weiterhin seinen Reiz ausübt und selbst in unseren Tagen seine Anhänger hat, bekräftigt der heilige Irenäus, dass der Glaube ein einziger ist, da er immer über den konkreten Punkt der Menschwerdung geht, ohne je das Fleisch und die Geschichte Christi zu überwinden, denn darin wollte Gott sich vollkommen offenbaren. Deswegen besteht kein Unterschied zwischen dem Glauben dessen, ‚der viel über ihn zu sagen weiß‘, und dessen, ‚der nur wenig sagen kann‘, zwischen dem Besseren und dem weniger Fähigen: weder kann der Erste den Glauben vermehren, noch der Zweite ihn verringern.“ Unverzichtbar ist die aufrichtige Treue zur Gemeinschaft der Kirche aller Zeiten und Orte, die Bindung an Rom und den Papst: „Schließlich ist der Glaube einer, weil er von der ganzen Kirche geteilt wird, die ein Leib und ein Geist ist. In der Gemeinschaft des einen Subjekts – der Kirche – erhalten wir einen gemeinsamen Blick. Da wir denselben Glauben bekennen, ruhen wir auf demselben Felsen, werden wir von demselben Geist der Liebe verwandelt, strahlen wir ein einziges Licht aus und sehen auf gleiche Weise die Wirklichkeit.“

Die „Einheit des Glaubens“ sei die eines „lebendigen Organismus“: „Das hat der selige John Henry Newman sehr schön hervorgehoben, als er unter den Kennzeichen zur Unterscheidung der Kontinuität der Lehre in der Zeit ihr Vermögen aufzählte, alles in sich zu assimilieren, was sie in den verschiedenen Bereichen, wo sie hingelangt, und in den verschiedenen Kulturen, denen sie begegnet, vorfindet. Dabei läutert sie alles und bringt es zu seinem besten Ausdruck. So zeigt sich der Glaube als universal, katholisch, da sein Licht zunimmt, um den ganzen Kosmos und die ganze Geschichte zu erleuchten.“ Die „unversehrte Weitergabe“ sei durch die apostolische Sukzession gewährleistet: „Durch sie wird die Kontinuität des Gedächtnisses der Kirche gewährleistet und ist es möglich, sicher aus der reinen Quelle zu schöpfen, aus der der Glaube kommt. Die Garantie der Verbindung mit dem Ursprung wird also von lebendigen Personen gegeben, was dem lebendigen Glauben entspricht, den die Kirche weitergibt. Er stützt sich auf die Treue der Zeugen, die vom Herrn für diese Aufgabe ausgewählt werden.“ Wichtig ist dabei, zu bedenken, dass das kirchliche Lehramt sich nichts Neues ausdenkt und nicht über das, was der Kirche anvertraut ist, beliebig verfügen kann. Das Lehramt ist zum Gehorsam verpflichtet „gegenüber dem ursprünglichen Wort, auf das sich der Glaube gründet“. Wer auf das Lehramt der Kirche hört und den Weisungen folgt, wird nicht auf die kindische Idee kommen, die Kirche fantasievoll und zeitgeistig selbst gestalten zu wollen, sondern sich von der Kirche als Kind Gottes gestalten zu lassen.

Hinweis: Meinungsbeiträge wie dieser spiegeln allein die Ansichten der jeweiligen Gast-Autoren wider, nicht die der Redaktion von CNA Deutsch.

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