Paul VI. wirbt in „Humanae vitae“ für die Schaffung einer „für die Keuschheit gedeihlichen Atmosphäre“ – und empfiehlt einen gewissermaßen moralischen Klimawandel. Es sei notwendig, „ein Klima zu schaffen, das geschlechtlich zuchtvolles Verhalten begünstigt“: „So überwindet wahre Freiheit Ungebundenheit durch Wahrung der sittlichen Ordnung. Alle, denen der Fortschritt der menschlichen Kultur und der Schutz der wesentlichen Güter der Seele am Herzen liegt, müssen einstimmig verurteilen, was bei den modernen Massenmedien dazu beiträgt, die Sinne aufzupeitschen und Sittenverfall zu verbreiten, ebenso jede Form von Pornographie in Schrift, Wort und Darstellung. Man soll doch nicht versuchen, solche Entartung mit Berufung auf Kunst und Wissenschaft zu rechtfertigen oder mit dem Hinweis auf die Freiheit, die vielleicht in diesem Bereich die staatlichen Stellen gewähren.“

Paul VI. mahnt eindeutig und nachdrücklich, was sich bereits abzeichnet und was sich später in der sogenannten sexuellen Revolution im Zuge der 1968er-Bewegung verheerend auswirken wird. Er appelliert an die Verantwortlichen in der Politik: „Duldet niemals, daß die guten Sitten eurer Völker untergraben werden; verhindert unter allen Umständen, daß durch Gesetze in die Familie, die Keimzelle des Staates, Praktiken eindringen, die zum natürlichen und göttlichen Gesetz im Widerspruch stehen.“ Den Wissenschaftlern legt er nahe, indem er auf Pius XII. verweist, dass die Medizin, „aufbauend auf dem Wissen um die natürlichen Zyklen“ verlässliche und stabile Grundlagen für eine „sittlich geordnete Geburtenregelung“ schaffen möge.

Die christlichen Eheleute ermutigt der Papst, in Demut der Stimme des Herrn zu folgen und zu erkennen, „daß ihre Berufung zum christlichen Leben, die in der Taufe gründet, im Sakrament der Ehe entfaltet und gefestigt wurde“. Sie sollen ihre „Aufgaben treu erfüllen, ihre Berufung zur Vollendung führen und vor der Welt das ihnen aufgetragene christliche Zeugnis geben“: „Diese Aufgabe hat der Herr ihnen anvertraut, damit sie den Menschen jenes heilige und doch milde Gesetz offenbar machen, das ihre gegenseitige Liebe und ihr Zusammenwirken mit der Liebe Gottes, des Urhebers menschlichen Lebens, innig vereint. … Deshalb sollen die Eheleute die ihnen auferlegten Opfer bereitwillig auf sich nehmen, gestärkt durch den Glauben und die Hoffnung.“

Der Papst wünscht sich eine Vertiefung des Familienapostolates und denkt auf gewisse Weise an Formen der Begleitung und einer Art Patenschaft von bewährten christlichen Eheleuten für andere Ehepaare: „So fügt sich dem weiten Bereich der Laienberufung ein neues Apostolat ausgezeichneter Art ein: der Dienst jener aneinander, die in gleicher Situation stehen: die Eheleute übernehmen für andere Eheleute, denen gegenüber sie sich als Führer erweisen, eine apostolische Aufgabe. Das scheint heute eine besonders zeitgemäße Form des Apostolates zu sein.“

Nicht zuletzt bekräftigt Paul VI. entschlossen die kirchliche Morallehre, wenn er sich an die Priester und Dozenten wendet: „Eure Pflicht ist es ja – Unser Wort gilt besonders den Lehrern der Moraltheologie –, die kirchliche Ehelehre unverfälscht und offen vorzulegen. Gebt an erster Stelle ihr bei der Ausübung eures Amtes das Beispiel aufrichtigen Gehorsams, der innerlich und nach außen dem kirchlichen Lehramt zu leisten ist. Wie ihr wohl wißt, verpflichtet euch dieser Gehorsam nicht so sehr wegen der beigebrachten Beweisgründe, als wegen des Lichtes des Heiligen Geistes, mit dem besonders die Hirten der Kirche bei der Darlegung der Wahrheit ausgestattet sind. Ihr wißt auch, daß es zur Wahrung des inneren Friedens der einzelnen und der Einheit des christlichen Volkes von größter Bedeutung ist, daß in Sitten- wie in Glaubensfragen alle dem kirchlichen Lehramt gehorchen und die gleiche Sprache sprechen.“

Wie sehr wünschten wir uns, dass auf dem Synodalen Weg in Deutschland diese Worte Pauls VI. bedacht und beherzigt würden. Einen wichtigen, unverzichtbaren Rat gibt der Papst den Priestern: „Es geht nicht ohne Gebet. Lehrt es die Eheleute; unterweist sie, daß sie oft, mit großem Glauben, zu den Sakramenten der Eucharistie und der Buße kommen und niemals wegen ihrer Schwachheit den Mut verlieren.“ Die Bischöfe hätten die Aufgabe, für „Schutz und Heiligkeit der Ehe“ einzutreten und einzustehen: „Nur wenn der Mensch sich an die von Gott in seine Natur eingeschriebenen und darum weise und liebevoll zu achtenden Gesetze hält, kann er zum wahren, sehnlichst erstrebten Glück gelangen.“

Am 25. Juli 1968 wurde diese Enzyklika publiziert. Das war ein großer, lichtreicher und schöner Tag im Leben der Kirche. Wie sehr könnte, wie sehr sollten Kleriker und Weltchristen „Humanae vitae“ aufmerksam studieren, mit einem hörenden Herzen lesen und die Weisungen dieses Lehrschreibens positiv aufnehmen. Darum sei kurz wiederholt, was Paul VI. ausführt und betont, dass es „von größter Bedeutung ist, daß in Sitten- wie in Glaubensfragen alle dem kirchlichen Lehramt gehorchen und die gleiche Sprache sprechen“ – gestern, heute und morgen.

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