Die Einheit der Kirche ist dort, wo sie nicht sein sollte; sie ist beim Teufel. Der Teufel hat auch das meiste Interesse daran, denn eine gespaltene Kirche verdunkelt, was er nicht ertragen kann: Die Wahrheit, die Gott offenbart hat.

Natürlich sind Spaltungen nicht neu; der Teufel geht bekanntlich auf Erfolg aus. Dass sich nun die Kirche noch einmal spaltet, zeigt klar: Er legt es aufs Ganze an.

Der Spalt, durch den er nach einem berühmten Wort Papst Pauls VI. in die Kirche eingedrungen sei, hat sich inzwischen zu einer Bruchlinie entwickelt, die immer weniger übersehbar wird.

Allein in den Fragen der kirchlichen Sexualmoral begann sich diese Bruchlinie spätestens mit dem päpstlichen Schreiben „Amoris laetitia“ abzuzeichnen. Dessen weitgefasste Interpretation durch die Bischöfe führte vor allem in Europa zu einem völligen Durcheinander: Die geltende Sexualmoral endet seitdem teilweise an den Grenzen eines Bistum zum nächsten. Je nachdem, welche Lesart der betreffende Ordinarius wählt, sind wiederverheiratete Geschiedene dort zur Heiligen Kommunion zugelassen oder nicht. – Wenn der „diabolos“ in der griechischen Bedeutung seines Namens ein „Durcheinanderbringer“ ist, dann hat er hier ganze Arbeit getan; er hat den Spalt enorm vergrößert.

Unter noch so vager Berufung auf „Amoris laetitia“ steht mittlerweile nun sogar die komplette katholische Sexualmoral auf der Kippe. Aus einer angeblichen „gay lobby“ in den verschwiegenen Gängen des Vatikan ist eine regelrechte pressure group geworden. Unter Führung der Bischöfe des deutsch-synodalen Irrwegs wird nun eine kirchliche Anerkennung homosexueller Praxis und Partnerschaft verlangt.

Dass dies dem biblischen Menschenbild diametral widerspricht, ist klar; dem beständigen Lehramt ebenso. Das macht aber nichts; man hebelt all dies einfach aus, indem man einen „sensus fidelium“ behauptet, der nichts weniger ist als das. Mit dem Glauben aller Menschen zu allen Zeiten hat dieser „sensus“ nichts mehr zu tun; stattdessen setzt er sich aus einem „Glaubensgefühl“ von Abtreibungsbefürwortern und Kirchenfeinden zusammen, die sich im sogenannten „Zentralkomitee deutscher Katholiken“ versammeln.

Anders als im Nachgang zu „Amoris laetitia“ griff der Vatikan hier bekanntermaßen zeitig ein: Die „Segnung“ gleichgeschlechtlicher Partnerschaften wurde bereits 2021 noch einmal verboten. Gott hat eben nur die Ehe zwischen Mann und Frau gesegnet, nichts sonst. Für andere Segnungen hat die Kirche keine Vollmacht. Gott offenbart seine Wahrheit ganz oder gar nicht. Einen „Trostpreis“ für nichteheliche Partnerschaften hat er nicht eingesetzt, auch nicht für homosexuelle.

Wer glaubt, das hätte den teuflischen Spalt verringert, kennt den Satan nicht: Landauf, landab fanden daraufhin in Deutschland „Segnungsgottesdienste“ für „queere Paare“ statt. Doch damit nicht genug. Während jüngst auf dem Synodalen Irrweg ein Dokument scheiterte, dass das christliche Menschenbild aufgeben wollte, überraschten nun die Bischöfe Flanderns: Sie führen offiziell „Segnungsgottesdienste für Homosexuelle“ ein. Manchmal überbietet der Satan sein eigenes Tempo. Noch vor den deutschen haben nun die flandrischen Bischöfe ihre Abspaltung von der Kirche vollzogen. Ob dies die notwendigen Folgen haben wird, bleibt abzuwarten. Im schlimmsten Fall würde sich wiederholen, was nach „Amoris laetitia“ zu erleben war: Die Praxis variiert dann je nach Bischof, die Einheit ist allerdings spätestens da in der ganzen Kirche vorbei. Sicher ist eins: Das ist das Ziel des Teufels.

Der Verfasser, Dr. Joachim Heimerl, ist Priester der Erzdiözese Wien und Oberstudienrat.

Hinweis: Meinungsbeiträge wie dieser spiegeln allein die Ansichten der jeweiligen Gast-Autoren wider, nicht die der Redaktion von CNA Deutsch.

Das könnte Sie auch interessieren:

Erhalten Sie Top-Nachrichten von CNA Deutsch direkt via WhatsApp und Telegram.

Schluss mit der Suche nach katholischen Nachrichten – Hier kommen sie zu Ihnen.