Unsere Große hat im Kindergarten eine Mädels Clique, in der zusammen gespielt, getobt, gemalt und gezankt wird. Mehrmals am Tag kündigen sich die Mädchen gegenseitig die Freundschaft auf, würfeln neu, mischen sich in Kleingruppen zusammen, kommen wieder als Clique zusammen. Man liebt sich, man streitet sich und über allem steht da die Freundschaft.

Auch hier zu Hause wurde schon oft versucht, sich unter den Schwestern die Freundschaft aufzukündigen. Geht nicht... Man wohnt ja zusammen und wird die andere nicht mehr los. Die Große weiß das und sagt der Mittleren das auch: Du kannst das gar nicht sagen, ich bin deine Schwester.

Meistens geht das Gezanke dann erst recht los, weil nun die Ultima Ratio fehlt und nun verzweifelt nach einem wunden Punkt gesucht wird, an dem man die andere doch treffen kann.

Unter Freundinnen streiten die Kinder in dem Alter anders. Weniger persönlich, weniger verletzend, sondern deutlich sachdienlicher. Es geht um was. Um unterschiedliche Vorstellungen, um eine Puppe, die zwei Freundinnen haben wollen und sich nicht einig werden, um Spielideen, die Eine doof findet und die Andere nicht.

Genauso schnell wie die Emotionen hoch kochen, die Freundschaft beendet wird und zwei Mädchen in unterschiedliche Richtungen weg stapfen, genauso schnell vertragen die beiden sich auch wieder. Gar nicht unbedingt offiziell mit Hand geben und dem ganzen Kram, den wir Erwachsenen oft einfordern, sondern man spielt einfach wieder miteinander.

Vielleicht vergewissert man sich noch und fragt: Bist du wieder meine Freundin? Aber eigentlich wird einfach wieder miteinander gespielt. Die Basis stimmt und auch ein Streit kann diese nicht erschüttern.

'Werdet wie die Kinder, denn ihnen gehört das Himmelreich', muss ich an dieser Stelle frei aus der Bibel zitieren. Wie schön und unkompliziert pflegen die Kinder ihre Freundschaften. Sie können sich streiten, aber genauso gut verzeihen und sich vertragen, ohne nachtragend zu sein.

Wie oft sind Beziehungen unter Erwachsenen kompliziert, uneindeutig, unbequem oder voller Altlasten? Natürlich ist die Erwachsenenwelt viel komplexer, als die schöne, heile Kinderwelt, dennoch sehe ich Potenzial, aus dem wir mit Blick auf unsere Kinder, schöpfen können.

Wenn ich darüber nachdenke, warum die Clique der Mädchen mit so unterschiedlichen Charakteren und Temperamenten so gut funktioniert, dann stelle ich fest, dass untereinander ein normativer Konsens besteht. Alle haben die gleiche Vorstellung von Gerechtigkeit, alle sind sich über die Maßnahmen bei Regelverstößen einig und alle wissen, wie der Satz 'ich bin nicht mehr deine Freundin' gemeint ist.

In unserer Gesellschaft herrscht dieser Konsens nicht (mehr). Wie oft erlebe ich im Alltag eine Ellbogenmentalität, die auf die eigene Bevorteilung bedacht ist. Mehr unter Fremden, weniger im Freundeskreis, aber selbst da können Beziehungen anstrengend werden, wenn die Vorstellungen gar allzu unterschiedlich sind.

Jetzt ist das natürlich kein Appell sich möglichst uniform und angepasst zu verhalten, es geht auch nicht darum, keine unterschiedlichen Meinungen vertreten zu dürfen, sondern vielmehr um die Basis, um das was uns eigentlich zusammenhalten müsste.

Und da bin ich bei Gott. Wie viele Menschen sich von Gott entfernen, zeigt die Gesellschaft, in der stille Feiertage ständig diskutiert werden, Menschen nur dem eigenen Vorteil nacheifern, an der Kasse keine Minute Zeit haben, bis der alte Mann seine Groschen zusammen gesucht hat oder Mutter Kind Parkplätze besetzen, einfach weil sie näher am Eingang sind und das bequemer ist.

Die Bandbreite ist weit gefächert und allem liegt das fehlende Menschenbild der Gottesebenbildlichkeit zu Grunde.

Die Mädchen tragen dieses Menschenbild intuitiv in sich, was mir den Glauben als natürliche Basis des Zusammenlebens vermittelt.

Eines der Mädchen spricht nicht gut Deutsch, ein anderes ist geistig nicht so fit wie die anderen, doch Matschsuppe kochen können alle und Freundinnen sind sie auch, denn da wo zwei oder drei zusammen sind, da bin ich mitten unter ihnen!

 

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