Das Sakrament der Ehe steht gesamtkirchlich nicht zur Disposition – auch wenn die Wortführer auf dem „Synodalen Weg“ nur noch von „gelingenden Beziehungen“ sprechen –, aber es mangelt an einer römisch-katholisch fundierten Begleitung von Verlobten und Ehepaaren.

In „Familiaris consortio“ bekräftigt der heilige Johannes Paul II. 1981, dass die Kirche auf dem Gebiet von Ehe und Moral als „Lehrerin und Mutter“ handele: „Als Lehrerin wird sie nicht müde, die sittliche Norm zu verkünden, welche die verantwortliche Weitergabe des Lebens bestimmen muß. Diese Norm ist nicht von der Kirche geschaffen und nicht ihrem Gutdünken überlassen. In Gehorsam gegen die Wahrheit, die Christus ist, dessen Bild sich in der Natur und der Würde der menschlichen Person spiegelt, interpretiert die Kirche die sittliche Norm und legt sie allen Menschen guten Willens vor, ohne ihren Anspruch auf Radikalität und Vollkommenheit zu verbergen.“

Die Kirche stehe allen Ehepaaren zur Seite, die im sittlichen Handeln gerade in diesem Punkt Schwierigkeiten haben. Sie tut dies aber nicht, indem sie die sittliche Norm revidiert oder in das subjektive Ermessen stellt, sondern indem sie durch „pastorale Führung“ begleitet und für die Norm wirbt, mit „Realismus“ und „Weisheit“: „Es besteht kein Zweifel, daß zu diesen Vorbedingungen auch zu zählen sind: Beharrlichkeit und Geduld, Demut und Starkmut, das kindliche Vertrauen in Gott und seine Gnade, das regelmäßige Gebet sowie der häufige Empfang der Eucharistie und des Bußsakramentes. Dadurch gestärkt, werden die christlichen Eheleute sich der einzigartigen Wirkung lebendig bewußt bleiben, die die Gnade des Ehesakramentes auf alle Bereiche des ehelichen Lebens und somit auch auf ihre Geschlechtlichkeit ausübt: Die Gabe des Heiligen Geistes, von den Eheleuten angenommen und fruchtbar gemacht, hilft ihnen, die menschliche Geschlechtlichkeit nach dem Plan Gottes und als Zeichen der einigenden und fruchtbaren Liebe Christi zu seiner Kirche zu leben.“

Wichtig sei es, den Körper und die Zyklen der Fruchtbarkeit zu kennen. Ebenso werden die Notwendigkeit der Selbstbeherrschung und die Tugend der Keuschheit betont. Letztere bedeute „keineswegs eine Verdrängung oder Mißachtung der menschlichen Geschlechtlichkeit; sie bedeutet vielmehr eine geistige Kraft, die die Liebe gegen die Gefahren von Egoismus und Aggressivität zu schützen und zu ihrer vollen Entfaltung zu führen versteht“.

Die sittliche Ordnung offenbare den „Plan Gottes“, darum könne sie nie etwas für den Menschen „Demütigendes und Unpersönliches“ sein: „Im Gegenteil, sie entspricht den tiefsten Bedürfnissen des von Gott geschaffenen Menschen und dient somit der vollen Entfaltung seines Menschseins, in jener einfühlenden und bindenden Liebe, mit der Gott selbst jedes Geschöpf beseelt, hält und zu seiner Seligkeit führt.“

Der Mensch sei dazu berufen, diesem Plan zu entsprechen, zu lieben und das sittlich Gute zu vollbringen. Das gilt auch für die Eheleute, die berufen seien, die „Werte, die das göttliche Gesetz schützt und fördert, immer besser zu erkennen, sowie vom ehrlichen und bereiten Willen, diese in ihren konkreten Entscheidungen zu verwirklichen“: „Jedoch können sie das Gesetz nicht als ein reines Ideal auffassen, das es in Zukunft einmal zu erreichen gelte, sondern sie müssen es betrachten als ein Gebot Christi, die Schwierigkeiten mit aller Kraft zu überwinden.“

Johannes Paul II. bekräftigt die Lehre der Enzyklika „Humanae vitae“ und deren normative Bedeutung. Gerade die aufmerksame Lektüre dieser Enzyklika wäre in der Zeit des postmodernen Relativismus und der irrlichternden Beliebigkeit sehr zu empfehlen, Frauen und Männern, die auf das Sakrament der Ehe zugehen, nicht anders als Klerikern, die zur Begleitung von Eheleuten bestellt sind. Dasselbe gilt freilich für Moraltheologen und Religionslehrer.

Johannes Paul II. schreibt: „Deshalb muß die Aufgabe der Weitergabe des Lebens in die umfassende Sendung des ganzen christlichen Lebens integriert sein, das ohne das Kreuz nicht zur Auferstehung gelangen kann. In solchem Zusammenhang begreift man, warum man das Opfer nicht aus dem Familienleben verbannen kann, sondern vielmehr mit bereitem Herzen annehmen muß, soll die eheliche Liebe sich vertiefen und Quelle inniger Freude werden. … Der Weg der Eheleute wird also erleichtert, wenn sie in Hochschätzung der Lehre der Kirche und im Vertrauen auf die Gnade Christi, unterstützt und begleitet von den Seelsorgern und der ganzen kirchlichen Gemeinschaft, den befreienden und fördernden Wert echter Liebe entdecken und erleben, die das Geschenk und der Auftrag von Christi Botschaft ist.“

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