CNA Deutsch präsentiert die folgende Predigt zum bevorstehenden Weihetag der Lateranbasilika.

Wir feiern die Weihe der Kathedrale Roms. Es ist ein Fest für alle Diözesen, ein Zeichen der Verbundenheit mit dem Sitz des Papstes.

Die Basilika wurde im vierten Jahrhundert geweiht, nachdem Kaiser Konstantin die christliche Religion als „erlaubt“ erklärt und der Kirche damit den Bau von Gebäuden für den öffentlichen Gottesdienst gestattet hatte. Zuvor, in der Zeit der Verfolgung, hatte sich die christliche Gemeinde in privaten Häusern und an versteckten Orten versammelt. Auch heute noch sind in manchen Teilen der Welt die Christen gezwungen, so zu leben; aber, wo immer es möglich ist, ist es wichtig, ein sichtbares Zeichen zu haben, einen Ort für die christliche Gemeinschaft inmitten der Welt.

Wir nennen unsere Gotteshäuser „Kirchen“, aber „Kirche“ (ecclesia) bedeutet „Versammlung“, eine versammelte Gemeinde. Ein sakrales Gebäude wird „Kirche“ genannt, weil es der Ort ist, an dem sich die eigentliche Kirche versammelt, also die Gemeinschaft der Männer und Frauen, die das Wort Gottes hören, an Jesus Christus glauben und seine Sakramente feiern, in Gemeinschaft mit dem Bischof und dem Papst.

In der zweiten Lesung (1 Kor 3,9c–11.16–17) schreibt der heilige Paulus: „Ihr seid Gottes Bau.“

Denken wir daran: ein Bau, der nicht auf uns selbst oder auf menschlicher Macht gegründet ist, sondern auf Christus. Der Geist des Herrn wohnt dort: „Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt?“

In irdischem Leben Christi wohnte der Heilige Geist in ihm; deshalb spricht Jesus im Evangelium (Joh 2,13–22) von seinem Leib als Tempel. Doch in seinem Pascha hat der Herr den Geist ausgegossen und ihn seiner Kirche geschenkt.

In der ersten Lesung (Ez 47,1–12) sieht der Prophet einen Strom lebensspendenden Wassers, der unterhalb der rechten Seite des Tempels herabfließt. Die Christen haben diese Vision stets als ein Symbol für die Seite des gekreuzigten Christus gedeutet, aus der das lebendige Wasser des Geistes strömt.

Doch jetzt – wie bereits erwähnt – sind wir der Tempel Gottes, wir sind der Leib Christi: Er ist das Haupt, wir sind die Glieder. Wenn wir mit ihm verbunden bleiben, der die Quelle ist, fließt aus unserer Gemeinschaft der Fluss des Geistes, der die Wüsten der Menschheit belebt – ein frei geschenktes, überströmendes, heilendes Wasser. Ezechiel schreibt: „Dieses Wasser fließt hinaus in den östlichen Bezirk, es strömt in die Áraba hinab und mündet in das Meer, in das Meer mit dem salzigen Wasser. So wird das salzige Wasser gesund.“

Hier ist die Rede vom Toten Meer. Es steht für die Welt, in der Ungerechtigkeit, Egoismus, Verzweiflung und Unfruchtbarkeit herrschen. Die Menschheit braucht Heilung, sie hat es nötig, das Leben und die Fruchtbarkeit wiederzuentdecken. Wir, unsere Kirche, sind das Werkzeug, das Sakrament, das Gott auserwählt hat, um dieses Werk zu vollbringen.

Was für ein Geschenk! Und was für eine Verantwortung, die in unseren Händen liegt! Denn es besteht – wie der heilige Paulus sagt – immer die Gefahr, „den Tempel Gottes zu zerstören“. Derjenige zerstört ihn, der ihn nicht richtig baut, der versucht „einen anderen Grund zu legen als den, der gelegt ist: Jesus Christus“.

Die Seite des Evangeliums, die wir in diesem Gottesdienst hören (Joh 2,13–22), ist erschütternd: Wir sehen Jesus, der sanftmütig und von Herzen demütig ist, diesmal zu Gewalt greifen. Er macht eine Geißel aus Stricken und treibt die Händler aus dem Tempel, stößt die Tische der Geldwechsler um und wirft ihr Geld zu Boden. Das ist eine Warnung an uns.

In der Kirche können wir die „lebendigen und auserwählten Steine“ sein, die das himmlische Jerusalem aufbauen und das lebendige Wasser des Geistes in die Welt bringen. Gott bewahre, dass wir zu Händlern werden, die die Kirche Gottes für ihre eigenen kleinlichen Interessen nutzen!

Uns wurde ein immenses Geschenk gemacht: Mitten unter unseren Häusern steht das Haus Gottes, mitten unter den Leuten sind wir das Haus Gottes. In den „Wüsten der Seele“ empfangen und bringen wir „die Ströme lebendigen Wassers, die aus Christus fließen“. Das heutige Fest mahnt uns: Bleibt diesem Geschenk treu, denn Gottes Tempel ist heilig – und der seid ihr.

Aldo Vendemiati ist Priester und Professor an der Philosophischen Fakultät der Päpstlichen Universität Urbaniana. Sein Blog findet sich HIER. Die Predigt wurde mit freundlicher Genehmigung veröffentlicht.

Hinweis: Meinungsbeiträge wie dieser spiegeln die Ansichten der jeweiligen Gast-Autoren wider, nicht notwendigerweise jene der Redaktion von CNA Deutsch.

Erhalten Sie Top-Nachrichten von CNA Deutsch direkt via WhatsApp und Telegram.

Schluss mit der Suche nach katholischen Nachrichten – Hier kommen sie zu Ihnen.