Der Himmel über Deutschland zeigt so ein wunderschönes Blau. Die Frühlingssonne leuchtet. Aber neue Nachrichten über den Ernst der Corona-Lage erreichen uns fast im Minutentakt. Viele Vorhaben ruhen. Unsere Wege werden kürzer. Ärzte und Pflegekräfte sind im Dauereinsatz. Auch tüchtige Mitarbeiter in den Supermärkten geben ihr Bestes. Noch nie habe ich das so bewusst gedacht wie am Montag an der Kasse und dann leise gesagt: "Danke für Ihren Dienst." Nächstes Mal murmele ich das nicht einfach nur so vor mich hin. Eine Kassiererin von vielen, die ihren Job macht – in sehr besonderen Zeiten.

Auf dem Weg nach Hause achtete ich auf Lieferwagen und freute mich, wann ich immer einen sah. Autos mit Kühlanlagen, die anzeigen: Lebensmittel … Die Lieferkette ist da. Wenig später fährt ein Wagen an mir mit dem Schriftzug "Obst und Gemüse" vorüber. Bayern hat den "Katastrophenfall" ausgerufen. Wir alle befinden uns im Ausnahmezustand. Wir können nicht weit vorausschauend planen, nicht einmal für wenige Tage. Eigentlich ist das fast immer so, weil wir nicht wissen und wissen können, was uns bevorsteht oder verhängt sein wird. Aber es ist uns selten so bewusst wie in diesen Tagen.

Die Unheilspropheten, die vielleicht sogar in frommer Absicht gegenwärtig sich zu Wort melden, schenken uns weder Freude noch Hoffnung noch Trost. Wir müssen das Gute wahrnehmen, das Gute sehen, das Gute wertschätzen und für das Gute arbeiten. Achten Sie auf Zeichen der Hoffnung in Ihrem Alltag. Vielleicht sehen diese heute etwas anders aus als erwartet. Aber es gibt sie.

Benedikt XVI. hat 2007 in der Enzyklika "Spe salvi" über Hoffnung nachgedacht. Dort schreibt er: "Nicht die Wissenschaft erlöst den Menschen. Erlöst wird der Mensch durch die Liebe." Damit sagte der Papst etwas sehr Richtiges: Erlöst werden können wir von der Wissenschaft nicht. Die Liebe zueinander wie die Liebe Gottes gibt es nicht auf Rezept. Nur die Liebe erlöst uns. Aber die Wissenschaft wird dringend gebraucht. Medizin ist gut. Hygienische Regeln und Vorschriften sind notwendig. Wir schützen uns so selbst und unsere Mitmenschen. Wer auf die Wirksamkeit von Tabletten vertraut, misstraut nicht Gott. Wir sollten für den medizinischen Fortschritt dankbar sein, für alle Möglichkeiten der Gesundheitsfürsorge und des Schutzes vor Infektionen. Ja, unser Leben liegt in Gottes Hand. Aber Leichtsinn ist mitnichten ein Ausdruck von Gottvertrauen. So schreibt Benedikt auch: "Die Liebe Gottes zeigt sich in der Verantwortung dem anderen gegenüber." Liebe, damit auch Nächstenliebe, und Verantwortung lassen sich nicht voneinander trennen. Benedikt fährt fort: "Unsere Existenzen greifen ineinander, sind durch vielfältige Interaktionen miteinander verbunden. Keiner lebt allein. Keiner sündigt allein. Keiner wird allein gerettet. … Unsere Hoffnung ist immer wesentlich auch Hoffnung für die anderen; nur so ist sie wirklich auch Hoffnung für mich selbst. Als Christen sollten wir uns nie nur fragen: Wie kann ich mich selber retten? Sondern auch: Wie kann ich dienen, damit andere gerettet werden und daß anderen der Stern der Hoffnung aufgeht? Dann habe ich am meisten auch für meine eigene Rettung getan."

Der betende Mensch ist von Hoffnung erfüllt. Das Gebet vermehrt die Hoffnung. Wir dürfen vielleicht auch hoffen, dass in dieser Wüstenzeit die Sehnsucht nach Gott, der Hunger nach der Eucharistie wachsen wird. Viele Möglichkeiten bestehen, um zumindest per Livestream einem Gottesdienst beizuwohnen. Morgens um 7 h feiert Papst Franziskus die heilige Messe in Santa Marta. Seit dem vergangenen Freitag zelebriert Pater Karl Wallner um 12 h eine heilige Messe.

Dennoch: Es ist unsagbar schmerzhaft, dass die meisten von uns gegenwärtig nicht die heilige Messe mitfeiern dürfen. Doch was uns bitter wehtut, das raubt uns – hoffentlich – nicht die Hoffnung. Unser Hunger nach dem Brot des Lebens ist so groß und wird noch wachsen. Wir verzehren uns danach. Wir dürfen in geöffneten Kirchen das Sakrament des Altares im Tabernakel anbeten und verehren. Vielleicht gelingt es uns allen in diesen schweren Zeiten, Hoffnungszeichen zu sehen, zu achten, dafür dankbar zu sein und auch selbst Zeugnis für die Hoffnung zu geben, die uns trägt und hält.  

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