Francesco Scupoli wurde um das Jahr 1530 in Otranto, gelegen im südlichen Zipfel im Absatz des Stiefels von Italien, geboren. Am 4. Juni 1569 konnte er nach zahlreichen vergeblichen Versuchen als Postulant in das Kloster San Paolo Maggiore in Neapel eintreten. Dieses Kloster war der Stammsitz eines damals neuen und strengen Ordens, der Regular-Kleriker der Theatiner, der 1524 von dem heiligen Kajetan von Thiene gegründet wurde. Hier verbringt Francesco sein Noviziat unter der geistlichen Leitung des heiligen Andreas Avellino (1521-10.11.1608). Bei seiner Profess am 25. Januar 1571 erhält er den Ordensnamen Laurentius (Lorenzo).

Lorenzo Scupoli erhält Weihnachten 1577 die Priesterweihe. Er wird ein beliebter und guter Beichtvater. Obwohl er sich durch psychologisches Feingefühl und weiser Maßhaltung auszeichnete, wird er als Beichtvater verleumdet (LThK). Daraufhin klagt ihn 1585 das Generalkapitel seines Ordens wegen eines mutmaßlichen Verbrechens vor einem Kirchengericht an. Er wird zu einer Gefängnisstrafe verurteilt und "a divinis" suspendiert und in den Stand eines Laienbruders versetzt. In diesem Zustand verblieb er demütig bis zum Vorabend seines Todes.

Eine lange und abenteuerliche Reise führt Lorenzo in die Theatinerklöster von Piacenza, Mailand, Genua, Venedig, Padua, Rom. Er ist Mitarbeiter des heiligen Karl Borromäus und verschwendet seine Zeit in der Unterstützung seiner Mitbrüder und besonders der Kranken und der Pestopfer.

Bekannt wurde Lorenzo Scupoli vor allem als aszetischer Schriftsteller. In Venedig erschien 1589 (zuerst noch anonym) die erste gedruckte Ausgabe des berühmten Buches "Der geistliche Kampf". Dieses Grundlagenwerk der Aszetik wurde in mehreren hundert Ausgaben gedruckt und in unzählige Sprachen übersetzt.

Unter dem Gesichtspunkt des "geistlichen Kampfes" findet das Bild von einer "Schlacht des Soldaten der Gegenreformation" eine beispielhafte und mächtige Verwandlung. Gesucht wird nun der neue Soldat Christi, der alte Elemente des soldatischen Kampfes zum Nutzen neuer Bedeutungen aufgreift und das eigene Schwert nach innen, gegen sich selbst, richtet. Der Soldat Christi will die Einheit mit Gott, dem Schöpfer und Herren über Himmel und Erde. Er erwartet in Demut allein Gottes Gnaden. Dafür ordnet er sich unter.

Demut und Selbstentäußerung stärken das inneren Leben und entzünden die Flamme der Nächstenliebe. Lorenzo war ein erfahrener Meister dieses geistlichen Kampfes, da er darauf vertraute, dass es wichtig und richtig ist, sich stets dem göttlichen Willen zu fügen. Dies lehrte er nicht nur in dem, was er sagte und schrieb, sondern auch anhand des eigenen Beispiels.

1599 kehrte Lorenzo Scupoli in das Kloster der Theatiner in Neapel zurück, wo er seine letzten Jahre verbringt und am 28. November 1610 stirbt.

Seine Auffassung vom geistlichen Leben beeinflusste unter anderem den großen Bischof und Lehrer im geistlichen Leben Franz von Sales.

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In dem Kapitel 26 seines Buches "Der geistliche Kampf" beleuchtet Lorenzo Scupoli das Verhalten des Christen bei jenen Verwundungen, die ihn tagtäglich zu schaffen machen und gibt ihm notwendige und wirkmächtige Hinweise:

Fühlst du dich verwundet, weil du aus Schwachheit oder sogar mit Wissen und Willen fehltest, dann werde nicht kleinmütig und unruhig, sondern kehre auf der Stelle zu Gott zurück und sage zu ihm:

"Siehe, Herr, da habe ich wieder gezeigt, was ich bin; von mir aus war ja nichts anderes als ein Fehltritt zu erwarten."

Denke etwas darüber nach und verdemütige dich vor dir selbst. Bereue die Beleidigung Gottes und verabscheue, ohne die Fassung zu verlieren, deine sündhaften Leidenschaften, namentlich jene, die dich zur Sünde führten. Und fahre dann fort:

"Herr, auch hier wäre ich weiter gegangen, wenn deine Güte mich nicht zurückgehalten hätte."

Sage ihm jetzt Dank. Umfasse ihn mit noch innigerer Liebe und bewundere seine Güte, daß er dir trotz deiner Sünde seine Rechte bot, um dich vor weiterem Falle zu bewahren. Und voll Vertrauen auf seine unendliche Barmherzigkeit sprich:

"Herr, zeige dich, wie du bist: Verzeihe mir und laß nie zu, daß ich mich je im Leben von dir trenne; daß ich von dir weggehe und dich noch einmal beleidige."

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Dann aber grüble nicht mehr darüber nach, ob Gott dir auch wirklich verziehen hat oder nicht; denn das wäre nur Hochmut, Beunruhigung des Geistes, Zeitvergeudung und Hinterlist des bösen Feindes, der dich durch scheinbar gute Vorstellungen täuschen will.

Überlaß dich rückhaltlos Gottes liebevoller Vatersorge und fahre in deinen Übungen gerade so fort, als ob du gar nicht gestrauchelt wärest. Und solltest du tagsüber wiederholt fallen und verwundet werden, dann tu, was ich dir gesagt habe, mit nicht geringerem Vertrauen ein zweites, drittes und auch das letzte Mal genau so wie das erste Mal.

Und mit größerer Selbstverachtung und wachsendem Abscheu vor der Sünde gib dir Mühe, behutsamer zu wandeln. Diese Übung mißfällt dem bösen Feind ungemein, weil er weiß, wie wohlgefällig sie Gott ist, und weil er sich von dem beschämt und überwunden sieht, den er vorher besiegt hatte.

Darum bemüht er sich, uns durch mannigfache heimtückische Kunstgriffe davon abzuhalten, was ihm leider wegen unserer Fahrlässigkeit und geringer Wachsamkeit über uns selbst vielfach gelingt. Stößt du daher auf Schwierigkeiten, dann mußt du dir noch mehr Gewalt antun, indem du diese Übung auch bei einem einzigen Fehltritt öfters wiederholst. Bist du nach einem Fehler unruhig, verwirrt und verzagt, dann mußt du zuallererst den Frieden und die Ruhe des Herzens zugleich mit dem Vertrauen wieder zu erlangen trachten.

Die Unruhe, die du nämlich der Sünde wegen empfindest, hat ihren Grund nicht in der Beleidigung, die du Gott, sondern in dem Schaden, den du dir selbst zugefügt hast.

Das Mittel, um diesen Frieden wiederzugewinnen, besteht darin, daß du dir für den Augenblick den Fehltritt ganz aus dem Sinn schlägst und einzig die unaussprechliche Güte Gottes betrachtest, wie er mit unsagbarem Verlangen bereit ist, dir jede, auch die schwerste Sünde zu vergeben, und wie er den Sünder auf die verschiedenste Weise und auf vielerlei Wegen ruft, damit er komme und sich in diesem Leben durch die heiligmachende Gnade und im Jenseits durch die ewig beseligende Glorie mit ihm vereine.

Hast du durch solche oder ähnliche Erwägungen dein Herz beruhigt, dann führe dir deinen Fehltritt wieder vor die Seele und verfahre, wie ich es dir oben sagte. Kommt die Stunde zum Empfang des Bußsakramentes - dessen häufigen Empfang ich dir nicht genug ans Herz legen kann -, dann überdenke wieder alle deine Fehltritte und bekenne sie aufrichtig deinem Beichtvater mit erneutem Reueschmerz und Mißfallen über die Gott angetane Beleidigung und mit dem Vorsatz, ihn nicht mehr zu beleidigen.

(Lorenzo Scupoli. Der geistliche Kampf. Kapitel 26)

Link-Tipp: Das vollständige Buch kann hier online gelesen und geladen werden.

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