Am 16. November hat der ehemalige Nuntius bei den Vereinten Nationen Genf, Erzbischof Silvano M. Tomasi, in der Bibliothek der UN in Genf im Rahmen einer Podiumsdiskussion zum Thema "Eine Kultur des Friedens" sein Buch "Der Vatikan in der Familie der Nationen" vorgestellt.

Er war 13 Jahre lang Nuntius in Genf. Auf über 870 Seiten dokumentierte er, wie der Heilige Stuhl immer danach strebte, die Botschaft des Evangeliums in Worten und Wegen zu formulieren, die von den Mitgliedern des UN Forums, den Menschen von heute, erreicht und verstanden werden können.

In seiner Eröffnungsrede sagte Michael Møller, Generaldirektor der Vereinten Nationen, Genf: ...und es handelt sich um eine Sammlung von Aussagen, die die diplomatischen Aktivitäten des Heiligen Stuhls hier in Genf über mehr als 13 Jahre hinweg aufzeichnet, sowie um eine engagierte persönliche Betrachtung durch Erzbischof Tomasi. So stark und ein eindrucksvolles Beispiel, dass der Heilige Stuhl ein unverzichtbarer Bestandteil zur Förderung gemeinsamer Werte und des Dialogs ist.

Christian Peschken, UN Genf Korrespondent für EWTN:  Ihre Exzellenz, zunächst freue ich mich Sie hier in Genf wiederzusehen, und ich möchte unser Publikum daran erinnern, dass der Erzbischof einer der ersten Unterstützer und Förderer unserer Mission hier bei den Vereinten Nationen für EWTN war, das war im Jahr 2014.

Erzbischof Silvano M. Tomasi, ehemaliger Nuntius bei den Vereinten Nationen, Genf: Ja, es war mir eine Ehre!

 Ja, vielen Dank!...... Aus Ihrer Sicht während Ihrer Zeit als Nuntius.... ist dies wirklich eine Familie oder ist es eine Gruppe von konkurrierenden Staaten, die versuchen, ihre eigenen Ziele voranzutreiben?

Erzbischof Tomasi: Ich habe mich für "Der Vatikan in der Familie der Nationen" entschieden, mehr als eine Idee und ein zu erreichendes Ziel, als die Realität, der wir heute gegenüberstehen. ... Heute gibt es noch zu viel Eigeninteresse der einzelnen Länder. Dass sie vergessen, dass wir alle in der gleichen Schöpfung auf dem gleichen Planeten sind. Es gibt nur einen Planeten Erde, auf dem die ganze Menschheitsfamilie funktioniert. Aber manchmal verteidigen Menschen ihre Grenzen als oberstes Ziel ihrer Arbeit. Und das bereichert sie nicht, sondern macht sie ärmer, denn wir müssen den Schwerpunkt auf die stattfindende Globalisierung und das Niveau der Kommunikationsökonomie legen und ihre politischen Strukturen auf ihre sozialen Realitäten ausrichten.

Und wir Christen behaupten, dass wir alle Gottes Kinder sind, die tatsächlich nach dem Bild Gottes geschaffen wurden. Es gibt also diese gemeinsame Menschlichkeit, die wir haben und die wir verteidigen und fördern sollten. Und das führt dazu, dass wir entschlossen für eine globale Gesellschaft handeln und uns nicht innerhalb der Grenzen schließen.

Wie Papst Franziskus immer wieder sagt: "Wir müssen Brücken, keine Mauern bauen.

In seiner Eingangsrede, bezugnehmend auf das Buch von Erzbischof Tomasi, "Der Vatikan, in der Familie der Nationen" sagte  Erzbischof Ivan Jurkovic, Nuntius bei den Vereinten Nationen Genf, dass es genau jener Ansatz sei, der die Aktivitäten des Heiligen Stuhls in der Familie der Nationen, immer gelenkt habe und weiterhin lenke. “Es ist ein Zeugnis des Engagements und der Bemühungen der multilateralen Diplomatie des Heiligen Stuhls und seiner ständigen Einladung zum Dialog und zur Förderung der Einheit der Menschheitsfamilie.”

Die damaligen Stellungnahmen von Nuncio Tomasi und heute von Nuncio Jurkovic sind auch als Motivation für einige grundlegende Konzepte gedacht, wovon viele bereits in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte zu finden sind. 

Jetzt arbeiten Sie in Rom im "Vatikan Dikasterium zur Förderung einer ganzheitlichen menschlichen Entwicklung". Frage, zieht Papst Franziskus Sie manchmal zur Seite oder kommt zu Ihnen und bittet Sie um Ihren Rat in diplomatischen Fragen.

Erzbischof Tomasi: Also ich hatte vor ein paar Tagen die Gelegenheit, mich mit dem Heiligen Vater zu treffen. Wir sprachen über viele Dinge, aber er hat sozusagen sein eigenes “Kabinett”, und die ihm nahestehenden Personen wie der Außenminister, der Sekretär für die Beziehungen zu den Staaten, geben ihm ihren guten Rat. Und wir bringen unser Wissen da auch ein, damit sie die richtigen Informationen haben und der Papst zu einem objektiven und auf der aktuellen Realität basierenden Urteil kommen kann.

Die aktive Teilnahme des Heiligen Stuhls und anderer religiöser Organisationen im internationalen Forum der Staaten ist ein wesentlicher Bestandteil der Mission der Kirche und ein Beitrag zur Suche nach geeigneten Antworten.  

Erzbischof Tomasi: Ich denke, diese Rolle hat in den letzten Jahren zugenommen, und wir sollten diese Entwicklung nutzen.... Nichtregierungsorganisationen, Einzelpersonen, und Gruppen, die Zugang zu den Abteilungen der Vereinten Nationen haben, sollten in ihrer Lobbyrolle ihre Stimmen erheben und mutig sein, ihre Werte nicht so sehr wegen eigennützigen Überlegungen vorzuschlagen, sondern weil dies Ziele der ganzen Menschheitsfamilie sein sollten.

Was hat Sie am stärksten geprägt oder beeindruckt, wenn Sie auf die Zeit zurückblicken, als Sie hier in Genf Nuntius waren?

Ich habe mehrere Jahre in Genf verbracht, wie Sie erwähnt haben, und ich würde sagen, dass es mich beeindruckt hat, im Laufe der Jahre ein anderes Bild der UN zu formen. Dass trotz aller Fehler des UN-Systems, der Schwächen, des Rufs, der Energieverschwendung trotzdem möglich ist, ein positives Ergebnis zu erzielen, das sich auf die gesamte Menschheitsfamilie auswirkt und daher ein sehr wertvoller Dienst ist, den diese Institution leistet.

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Und der zweite Punkt ist, dass wir einen Ort haben, an dem Staaten miteinander kommunizieren, miteinander reden können. Wenn wir die Vereinten Nationen nicht hätten, müssten wir sie erfinden, denn heute sind sie dringend notwendig. Die Menschen sprechen hier miteinander, führen einen Dialog, anstatt sich nur auf sich selbst zu konzentrieren und damit Barrieren und Misstrauen schaffen die zu Konflikten führen können.

Vielen Dank für dieses Interview, es war mir eine Freude

Erzbischof Tomasi: Christian, Dankeschön, du hast im Laufe der Jahre hier eine großartige Arbeit geleistet und so Gott will, hoffe ich, dass du es weiterhin tust.

Vielen Dank, Eure Exzellenz!

Erzbischof Tomasi: Pass auf dich auf. Gottes Segen.

Erzbischof Tomasi schreibt in seinem Buch, die UN müsse über den Status einer steifen Verwaltungsinstitution hinauswachsen und zu einem moralischen Zentrum werden, in dem sich alle Nationen der Welt zu Hause fühlen und ein gemeinsames Bewusstsein entwickeln, eine Familie von Nationen zu sein.  Die Anwesenheit des Heiligen Stuhls bei der UN sei eine ständige Erinnerung an dieses Ziel.

Christian Peschken ist UN Genf-Korrespondent für EWTN. Das Thema wird auch bei EWTN – Katholisches Fernsehen zu sehen sein im Rahmen des Magazins 'Vatikano'. Weitere Informationen: www.peschken.media

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