In meinem letzten Bericht über die Veranstaltung der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO): "Überdenken der Arbeit und der Zukunft der Arbeit - Eine interreligiöse Perspektive" hatte ich mit dem Vertreter des Ökumenischen Rates der Kirchen gesprochen.

Für den heutigen Bericht traf ich mich mit dem Nuntius in der Mission des Heiligen Stuhls in Genf, Erzbischof Ivan Jurkovic.

Chris Peschken, EWTN-Korrespondent: Exzellenz, diese Veranstaltung bzw. Die Idee dazu kam von ja von Ihnen. Sie sprachen also mit den Leuten bei der ILO und die sagten OK, wir werden das organisieren. Nun ist es ja so, dass die ILO ein Teil der Vereinten Nationen ist, und ich finde es doch eher ungewöhnlich, dass sie das akzeptiert haben, denn Sie haben sogar Themen wie das Gebet in die ganze Mischung eingebracht. Wie haben sie darauf reagiert?

Erzbischof Ivan Jurkovic, Ständiger: "Ja, zunächst möchte ich unsere Position bei der IOL klarstellen. Wie Sie wissen als die ILO vor 100 Jahren begann, war die Kirche von Anfang an sehr stark präsent, und deshalb wurden wir von Anfang an eingeladen, uns offiziell an der ILO zu beteiligen. Die katholische Kirche ist also ein Mitglied der ILO, auf der Ebene einer Person des Mitgliedsrates, einem katholischen Priester.

Mein Eindruck war, dass jeder die Fragen aus seiner eigenen Sicht verstanden hat. Wir haben es vermieden, uns mit technischen Dingen zu beschäftigen. Denn wir und so viele Delegationen werden ein Jahr lang Folgen der künstlichen Intelligenz, einer Umstrukturierung der Arbeit, der Automatisierung und so weiter untersuchen. Wir wollten uns daher hier auf die 'Arbeit' und Menschenwürde konzentrieren. Du sprachst einen sehr spirituellen Aspekt an, das Gebet. Interessant war, dass dafür eine hohe Sensibilität in der jüdischen Tradition und in der buddhistischen Tradition präsent ist, und dass man verstehen sollte das Arbeit eine Berufung ist, ein Mittel. Wir sollen nicht nur arbeiten, um Geld zu verdienen, OK. wir arbeiten auch und verdienen Geld, aber wir sollen arbeiten, um damit unsere Berufung zu erfüllen, die eine Berufung Gottes ist. Und ich halte es für wichtig, dass wir genau diesen spezifischen Aspekt herausstellen, der immer mit der Menschenwürde verbunden ist und jeden anderen Aspekt den die Arbeit mit sich bringt: Wohlstand, eine erfolgreiche Wirtschaft, ein erfolgreiches Leben, eine Verbesserung des Lebens, das ist die Idee."

Es gibt viele Dimensionen der Arbeit, in denen es notwendig ist, eine Brücke zu bauen, eine ist zwischen Bildung und Arbeit, und der Erzbischof hat uns an eine andere erinnert.

Erzbischof Ivan Jurkovic: Du und unsere Zuhörer wissen sicherlich, dass die westliche Kultur auf dem Sprichwort "Ora et Labora" basiert, "was bedeutet, dass es zwei Elemente der westlichen Kultur gibt, eines ist das Gebet und das andere ist die Arbeit."

Nun haben wir in den letzten Jahren ja wirklich eine starke Zunahme des Engagements von religiösen Organisationen im U.N.-System erlebt. Glauben Sie, dass dies in Zukunft noch stärker zunehmen wird, und dass die UN sogar noch mehr religiöse Organisationen einbeziehen und um Rat fragen werden?

Erzbischof Ivan Jurkovic, Ständiger Beobachter des Heiligen Stuhls bei den Vereinten Nationen:

"Auf der einen Seite glaube ich, dass nun jedem klar ist, dass das religiöse Phänomen wichtiger ist, als es früher, sagen wir vor 20 Jahren, vor 10 Jahren war. Es war damals eine Art Trugbild, dass das religiöse Phänomen nicht so relevant für das gesellschaftliche Leben sei, und das fand man im Grunde genommen in den westliche Kulturen. Und heute haben wir plötzlich auch durch Migration erkannt, dass Religion ein Teil der kulturellen Identität ist und auch des sozialen Zusammenhalts. Die Vereinten Nationen suchen zwar den Zusammenhalt, aber was wir sehen, ist Spaltung... Und das bringt ein wenig Unbehagen bei internationalen Organisationen, und wenn man, sagen wir, irgendein globales Problem oder sich eines abzeichnet, sucht man nach jeder denkbaren Lösung, und daher glaube ich das spirituelle Ressourcen und religiöse organisatorische Ressourcen absolut relevant sind. Ich denke, wir sollten daher nicht locker lassen.

Ich denke auch, wenn die Botschafter in den Sitzungen sprechen, auch wenn man jede religiöse Organisation, jedes religiöse Wesen oder ich weiß nicht was kritisieren kann, sie erkannt haben und nun wissen, dass es eine Quelle für einen Zusammenhalt gibt, und Ereignisse in der Zukunft, auf der wir aufbauen müssen. "

Erzbischof Paul Richard Gallagher, Sekretär für die Beziehungen des Heiligen Stuhls mit den Staaten zitierte Papst Franziskus' inspirierende Worte: "Wir selbst werden zum Werkzeug Gottes, um das Potenzial hervorzuheben, das er selbst in die Dinge eingeschrieben hat".

Der Erzbischof wies auf die Gefahr hin, dass die Volkswirtschaften in naher Zukunft von einer erheblichen Zahl von Arbeitslosen und großen Ungleichheiten geprägt sein werden, die zu sozialen Unruhen führen werden.

"Es ist unsere Pflicht, diesen Trend umzukehren," sagte er, " Die Anerkennung der Zentralität des Menschen deutet darauf hin, dass wir mehr in den Menschen als in die Technologie investieren müssen, denn Technologie ist letztlich das Ergebnis menschlicher Intelligenz und Kreativität. Indem wir in Menschen investieren, werden wir eine wohlhabendere und gerechtere Gesellschaft schaffen, in der die Menschen durch ihre Arbeit ihre vollständige Identität, die Erfüllung ihrer Wünsche und schließlich die Wirksamkeit ihrer Talente finden.

Eine Zusammenarbeit zwischen der katholischen Kirche, der ILO, religiösen Frauen und Männern und allen Menschen guten Willens, unter Anerkennung der Zentralität der menschlichen Person und ihrer Würde und der unverzichtbaren Dimension der Arbeit, scheint der beste Weg zu sein, eine neues Bewusstsein zu schaffen, das nicht nur das Wohlbefinden und den Gewinn weniger sondern Aller zu Ziel hat."

Chris Peschken ist UN Genf-Korrespondent für EWTN. Das Thema wird auch bei EWTN – Katholisches Fernsehen zu sehen sein im Rahmen des Magazins 'Vatikano'. Weitere Informationen: www.peschken.media

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