In den gegenwärtigen Diskussionen – ob im publizistischen Mainstream der postmodernen Unmoral oder sogar in Theologie und Kirche – wird über den Wert der Jungfräulichkeit nicht mehr ernsthaft gesprochen, im Gegenteil. Johannes Paul II. hat in „Familiaris consortio“ in seinen Darlegungen über die Jungfräulichkeit hingegen den hohen Wert derselben herausgestellt: „Ehe und Jungfräulichkeit sind die beiden Weisen, das eine Geheimnis des Bundes zwischen Gott und seinem Volk darzustellen und zu leben. Ohne Achtung für die Ehe kann es auch keine gottgeweihte Jungfräulichkeit geben; wenn die menschliche Sexualität nicht als ein hoher, vom Schöpfer geschenkter Wert betrachtet wird, verliert auch der um des Himmelreiches willen geleistete Verzicht auf sie seine Bedeutung.“

Heute lässt sich mit Blick auf die Bestrebungen, die Ehe zu relativieren – auf allen gesellschaftlichen Ebenen –, bestätigen, was der heilige Johannes Chrysostomus bereits ausgeführt hat. Johannes Paul II. zitiert seine Worte: „Wer die Ehe abwertet, schmälert auch den Glanz der Jungfräulichkeit; wer sie hingegen preist, hebt deren Bewunderungswürdigkeit mehr hervor und macht sie leuchtender.“

Der jungfräulich lebende Mensch stehe auch leiblich in der „Erwartung der eschatologischen Hochzeit Christi mit der Kirche“, er schenke sich ganz der Kirche und hoffe, dass Christus sich der Kirche schenken werde, „in der vollen Wahrheit des ewigen Lebens“: „Der jungfräuliche Mensch nimmt so in seinem Fleisch die neue Welt der kommenden Auferstehung vorweg (vgl. Mt 22,30).“

Wir dürfen auch sagen: Wer die Jungfräulichkeit abwertet, der stellt sich auch gegen das Evangelium Jesu Christi. Johannes Paul II. betont: „Kraft dieses Zeugnisses hält die Jungfräulichkeit in der Kirche das Bewußtsein für das Mysterium der Ehe wach und verteidigt es vor jeder Verkürzung und jeder Verarmung.“ Im Verzicht auf leibliche Fruchtbarkeit werde der „jungfräuliche Mensch“ auf seine Weise „geistlich fruchtbar“, werde in diesem Sinn „Vater oder Mutter vieler“ und „hilft mit bei der Verwirklichung der Familie nach dem Plan Gottes“: „Die christlichen Eheleute haben daher das Recht, sich von den jungfräulichen Menschen das gute Beispiel und das Zeugnis der Treue zu ihrer Berufung bis zum Tod zu erwarten. Ebenso wie für die Eheleute die Treue manchmal schwierig wird und Opfer, Abtötung und Selbstverleugnung verlangt, so kann dies auch für die jungfräulich Lebenden zutreffen. Die Treue der letzteren, auch in eventueller Prüfung, muß der Treue der ersteren dienen.“

Der Papst weitet zudem die Perspektive jener, die jungfräulich leben, ohne dass sie zu einem geistlichen Stand berufen sind. Wer diese Lebensform teilt, darf vielleicht dem Beispiel folgend teilhaben an der Freude der Familie – etwa in der Patenschaft – und den Dienst in der Ehelosigkeit annehmen: „Diese Überlegungen zur Jungfräulichkeit können auch jenen zur Erleuchtung und zur Hilfe werden, die gegen ihren Willen auf die Ehe verzichten mußten und dann ihre Situation im Geist des Dienens bejaht haben.“

Insgesamt sehen wir, dass es in den Lebensweisen vieler einen großen Reichtum und viele Möglichkeiten gibt, dem Herrn zu dienen und die Kirche zu lieben. Die Jungfräulichkeit ist ein Geschenk, ein kostbares Gut und ein wertvoller Schatz. Vergessen dürfen wir auch nicht, dass diejenigen, die sich despektierlich über den Zölibat artikulieren, über die Lebensform Jesu ihr Verdikt äußern.

Hinweis: Meinungsbeiträge wie dieser spiegeln allein die Ansichten der jeweiligen Gastautoren wider, nicht die der Redaktion von CNA Deutsch.

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