Während der Pressekonferenzen der Weltgesundheitsorganisation in Genf in der vergangenen Woche wurde große Vorsicht vor Massenversammlungen empfohlen.   

"Jede Woche stellen wir der Welt neue und aktualisierte fachliche Leitlinien zur Verfügung, die auf den neuesten Erkenntnissen über diese Pandemie basieren", sagte Dr. Tedros Adhanom Ghebreyesus der Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation.

"Wir haben gesehen, dass Massenversammlungen das Potenzial haben, spektakuläre Virus Verbreitungs-Ereignisse zu sein."

Dr. Tedros verwies darauf, das man mit vielen Organisationen eng zusammen arbeite, darunter die FIFA, die UEFA, die Formel 1 und religiöse Gruppen, wie die Organisation für Islamische Zusammenarbeit, die die Wahrung der Sicherheit bei der Durchführung von Risikobewertungen im Zusammenhang mit Massenversammlungen überwachen.

Für Gläubige, wie uns Katholiken, liegen soziale Gewohnheiten wie der Kirchenbesuch in unsrem DNS. Verstößt es also nicht gegen den Glauben, den Restriktionsanweisungen der Regierung Folge zu leisten?

Wir sprachen mit Erzbischof Ivan Jurkovič , Ständiger Beobachter des Heiligen Stuhls bei der UNO und anderen internationalen Organisationen in Genf. 
"Was die Kirche betrifft, so bestehen keine Zweifel, denn es gab eine Idee nicht nur in der katholischen Kirche, sondern auch in anderen Kirchen, insbesondere in den orientalischen Kirchen, bei denen ich in der Vergangenheit gedient habe. Sie sagen, dass spirituelle Gesundheit wichtiger ist als physische Gesundheit.  Und die Menschen glauben, dass dies wahrscheinlich der Fall ist ... und allein betrachtet stimmt das. Aber wir müssen auch die Soziallehre der Katholischen Kirche berücksichtigen, eine sehr ausgefeilte Lehre. An einer Stelle gibt es die Erklärung, dass die Kirche die Verantwortung der öffentlichen Behörden für die öffentliche Gesundheit anerkennt. Es besteht also kein Zweifel, dass dies nicht gegen unsere religiöse Überzeugung verstößt."

Dr. Maria Van Kerkhove, Technische Leiterin Covid 19 , Weltgesundheitsorganisation
"Was nun die Übertragbarkeit betrifft, so hat sich nichts geändert und auch an der Gefährlichkeit hat sich nichts geändert. Aber was ich für wichtig halte ist, dass es Maßnahmen gibt, die wir ergreifen können, um die Übertragung zu reduzieren, ja sogar die Übertragung zu unterdrücken. Und dazu gehören das Finden, Testen, Isolieren, Betreuung aller Fälle, das Aufspüren und die Quarantäne aller Kontakte, die Gewährleistung einer mobilisierten und engagierten Öffentlichkeit, die Gewährleistung eines gesamtgesellschaftlichen und staatlichen Ansatzes."


Im Jahr 2018 sagte der Chef von Apple, Tim Cook in einer US Talkshow: "Wir werden nicht in Ihrem persönlichen Leben verkehren. Ich denke, wäre eine Verletzung der Privatsphäre. Für uns ist die Privatsphäre ein Menschenrecht."

Heutzutage bleibt jedoch die Frage, wie es möglich ist, Menschen zu verfolgen, aufzuspüren und zu überwachen, ohne ihre Privatsphäre oder ihre religiösen Rechte zu verletzen.

Erzbischof Ivan Jurkovič , Ständiger Beobachter des Heiligen Stuhls bei der UNO und anderen internationalen Organisationen in Genf seit Februar 2016

"Seit meiner Ankunft hier in Genf war die Privatsphäre eines der  herausragenden Themen. Menschenrechte, Menschenwürde und Privatsphäre.... und die sind sicherlich in Gefahr. Man sagt, dass sie gerade jetzt gefährdet seien. Aber sie waren schon immer gefährdet. Es gab immer ein unberechtigtes Interesse am Leben der anderen. Besonders von den staatlichen Behörden, die behaupten, sie hätten dieses Recht aus Gründen der Sicherheit, der nationalen Sicherheit... Aber in gewisser Weise  haben wir selbst verursacht, dass wir bloßgestellt werden. Wir haben uns dafür entschieden, weil jeder diese Mittel nutzt. Wenn wir vermeiden würden diese modernen 'Werkzeuge' zu verwenden, sagen wir Smartphones......Ohne Smartphone wären wir unauffindbar.... aber wir müssen uns verteidigen. Es ist eine heikle Frage, vor allem, wenn es um das   persönliche geistige Umfeld geht.......sollte man alles vermeiden, was die Menschenwürde, ja das Menschsein beeinträchtigt oder sogar verletzt oft also die Freiheit vor Gott...Aber wir sind mitverantwortlich. Es ist nicht so, dass die anderen uns etwas antun.
Wir hätten das vermeiden können, aber wir haben uns für diese Entwicklung entschieden. Und jetzt warten wir darauf, dass etwas Besseres und noch Eindringlicheres kommt."

Wie können Katholiken angesichts neuer Ebola-Ausbrüche in Afrika, Proteste in der ganzen Welt und ohne einen potenziellen Impfstoff gegen COVID-19 hoffnungsvoll bleiben?

Erzbischof Ivan Jurkovič , Ständiger Beobachter des Heiligen Stuhls bei der UNO und anderen internationalen Organisationen in Genf  

"Es ist so wichtig, dass wir die Dinge ernst nehmen, aber auf der anderen Seite sollten wir alles vermeiden was unnötige Angst auslöst, denn das blockiert den gesunden Menschenverstand... Ich glaube als eine religiöse Organisation, als Kirche sollte unser Ansatz der sein, dass wir irgendwie furchtlos sind, wissen Sie. ...Also, wir sollten die Ersten sein, die diese Epidemie der Panik aushalten ... und ich denke, das können wir sicherlich mit einer harmonischen und richtigen Erziehung und mit religiösem Gebet überwinden. Sicherlich mit Gebet. Denn das Gebet ist eine unserer wichtigsten Quellen, zur Überwindung. 

Der Heilige Stuhl sagte auch, dass es wichtig sei, zwischen öffentlichen und privaten Interessen zu unterscheiden und dass nun eine klare juristische Definition notwendig sei. .

Erzbischof Ivan Jurkovič ist Konventualkaplan ad honorem des Großkreuzes des Souveränen Militärhospitalier-Ordens des Heiligen Johannes von Jerusalem, von Rhodos und von Malta. Für Verdienste um die Ukrainisch-Orthodoxe Kirche (Moskauer Patriarchat) wurde Erzbischof Ivan Jurkovič mit dem Orden des Großfürsten St. Wladimir, Gleichberechtigter der Apostel, II. Erzbischof Ivan Jurkovič wurde mit dem Orden für Ruhm und Ehre, I. Grad, der Russischen Orthodoxen Kirche ausgezeichnet.

In den Jahren 1993-1996 hielt Monsignore Ivan Jurkovič Vorlesungen über Kirchenrecht an der Katholischen Theologischen Hochschule St. Thomas von Aquin in Moskau, wo er auch publizierte: Eherecht, Moskau 1993, auf Russisch; Kanonisches Recht über das Volk Gottes, Moskau 1993, auf Russisch; Lateinisch-Russisches Wörterbuch der Begriffe und Ausdrücke des Kodex des Kanonischen Rechts (in Co-Autorenschaft mit A. Koval), Moskau 1995; Gott in seiner Mitte, Kiew 2011, auf Ukrainisch; Ein Vierteljahrhundert, Moskau 2016, auf Russisch. 

Original-Interview aufgenommen vom EWTN-Korrespondenten an der UNO in Genf, Ignatius Mugwagwa. Redaktion, Übersetzung und Schnitt : Christian Peschken (EWTN Deutschland)

Sprecher: Thomas Kröger, Christian Peschken 

Hinweis: Dieser Blogpost – sein Inhalt sowie die darin geäußerten Ansichten – sind kein Beitrag der Redaktion von CNA Deutsch.