Gestern Abend saß ich mit vielen anderen aufgeregten Eltern beim ersten Elternabend der Schulneulinge 2019. Der Schulrektor, ein junger, redegewandter Mann, der mit Kompetenz und den richtigen Witzen an passender Stelle durch den Abend führte, vermittelte uns, was auf unsere Kinder in der Schule zukommen würde.

Schon als ich die Schule betrat, stellte sich bei mir dieses Schülergefühl von früher ein. Mit einigen befreundeten Müttern kicherten wir rum, ich riss ein Blatt aus meinem Notizblock für eine Freundin, die ihre Schreibsachen vergessen hatte und niemand wollte sich in die erste Reihe setzen. In den Fluren und in den Räumen roch es nach Schule. Ein Geruch, den wir alle in der Nase haben, wenn wir an unsere Kindheit zurückdenken. Mit diesem Geruch stiegen in mir auch viele Erinnerungen an meine Schulzeit auf.

Erfolgserlebnisse, Niederlagen, Mathe pauken mit meinem Vater bis tief in die Nacht, das Gefühl eines Sonntagnachmittags, wenn man montags eine Mathearbeit schrieb und feststellte den Stoff nicht verstanden zu haben. Lateinvokabeln lernen mit meiner Mutter, die enthusiastisch Eselsbrücken für mich suchte, aber lediglich meinen Zorn erntete, da sie ja keine Klausur darüber schreiben musste und sie ihren Spaß an Latein bitte nicht in meinem Zimmer ausleben sollte…und dann sind da noch die vielen schönen Erinnerungen an meine liebe Klassenlehrerin in der Grundschule, an die Bundesjugendspiele und an das Gefühl, als ich mein Abiturzeugnis in der Hand hielt.

Nun sollte es also ab Sommer für unsere Große losgehen. Ich empfand Aufregung während des Vortrags des Rektors und wurde gleichzeitig durch das gute Konzept und die neusten didaktisch-methodischen Maßgaben beruhigt. "Kinder dürfen scheitern!" "Kinder sollen Fehler machen!" "Unser Ziel ist, Kindern Freude am Lernen zu vermitteln und sie nicht zu frusten!" "Wir suchen nach den Talenten der Kinder, nicht nach ihren Fehlern!"

Ich sah unsere Große auf meinem Platz sitzen, den ich mir während des Elternabends ausgesucht hatte. Genau mit dieser Freude am Lernen, mit dem Wissensdurst, der sie ausmacht und mit Lehrern, die ihr versuchen, diese Freude zu lassen und sie darin unterstützen immer mehr zu können und immer mehr zu wissen.

Doch dann kommen mir auch Zweifel, denn sie muss ja auch den Schulweg schaffen, sich auf dem Schulhof behaupten, in die Klassengemeinschaft einfinden und dann wollte ich sie vor vielen Enttäuschungen beschützen. Plötzlich waren die letzten Jahre wie im Flug vergangen und aus der kleinen Maus ist eine große Erstklässlerin geworden, die hochgewachsen in die Welt hinauszieht.

In Gesprächen mit anderen Müttern, war immer wieder Thema, was man denn in die Schultüte packen würde. Alle hatten das Bedürfnis auch eine Art Talisman einzupacken, eine Sorgenfresserpuppe o.ä. Da wurde mir wieder einmal mehr klar, welche Bedeutung der Glaube in diesem Zusammenhang spielt. "Du bist nie alleine!" kann ich ihr guten Gewissens mit auf den Weg geben, ich kann ihr helfen, ihre Sorgen in Gebete zu verpacken und ich kann ihr Mut machen, dass sie als Kind Gottes bei Gott und bei uns zu Hause immer einen sicheren Hafen hat.

Sie wird in ihrer Schultüte, neben einer Armbanduhr und Süßigkeiten, einen Anhänger finden, der sie immer daran erinnern soll, dass sie geschützt durch Gottes Hand ihren Weg beschreiten kann!

 

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