Max Thürkauf, dessen Tod in diesem Dezember schon 27 Jahre zurückliegt, hat in seinen Schriften stets die vermeintliche Fortschrittsgläubigkeit angeprangert. In dem gerade erschienenen Buch "Die geistgelenkte Hand greift nach der Erde: Über die technologischen Maßlosigkeiten unserer Zeit – Ihre Ursachen, Konsequenzen und ihre Überwindung" setzt er sich mit der Religion der Technomanie und anderer pseudoreligiösen Verirrungen auseinander, denen man heutzutage die Pseudoreligiöse Sehnsucht nach immerwährenden Gesundheit, ja nach irdischen Unsterblichkeit hinzufügen muss. Leben wir nicht in einer Zeit, in der sich die Menschheit einem Impfdiktat der Politik auszuliefern scheint?

In diesem Buch lesen wir unter der Überschrift "... und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Amen." einen Text, der nicht nur Wissenschaftlern und Politikern zu lesen empfohlen werden kann. Gerade dem Mensch, der in diesen Corona-Zeiten völlig verunsichert ist, nicht weiß, wem und was er noch glauben kann, sei der nachstehende Abschnitt empfohlen:

"... und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Amen."

In den Laboratorien wird das getan, was die Wissenschaftler einen Versuch oder - mit dem Fremdwort - ein Experiment nennen. Es ist dem Menschen erlaubt, zu suchen und etwas zu ver-suchen. Aber er muss so handeln, dass er dabei nicht in Versuchung kommt; er muss den Vater im Himmel bitten, ihn zu führen, damit er nicht in Versuchung gerät, etwas Böses zu tun. Ohne die Führung des Vaters, ohne Gehorsam gegenüber seinen Geboten, verirrt sich der Mensch, weil er ohne Gott dem Bösen gegenüber machtlos ist.

Die Intelligenz des Menschen reicht nicht aus, um dem Teufel nicht in die Falle zu laufen. Als gestürzter Engel ist der Satan mit seiner Intelligenz der Intelligenz der Menschenwelt überlegen. Ohne das Gebet führen die Versuche in den Laboratorien die Wissenschaftler in die Versuchung der "Wertfreiheit", so dass das gewollte Gute zum Bösenführt. In Goethes "Faust" dreht Mephisto zynisch den Spieß um: "\[Ich bin] ein Teil von jener Kraft, die stets das Böse will und stets das Gute schafft"

Das lateinische Wort experimentum für Versuch stammt vom griechischen peirasmös, was ebenfalls Versuch, aber auch Versuchung und Gefahr bedeutet. Der griechische Originaltext von "Und führe uns nicht in Versuchung" heißt: "Kai me eisénenkes hemás eis peirasmón", wobei peirasmón der
Akkusativ von peirasmós ist. Es ist offensichtlich, dass der Wortwurzel nach, also dem Sinn nach, die sechste Vaterunser-Bitte mit dem Begriff Experiment beziehungsweise Versuch der modernen Naturwissenschaft in einem direkten Zusammenhang steht.

Der Forscher hat allen Grund zu beten: "Und führe uns nicht in Versuchung." Im griechischen Wörterbuch steht bei peirasmós ein Wort, das damit verwandt ist: peiratés - Seeräuber, Pirat. Das ist erschreckend, aber erklärbar. Die Spartaner nannten die Seeräuber peiratés, weil sie den peirasmós, den Versuch, wagen zu rauben.

Wenn Wissenschaftler Experimente - Versuche - machen, ohne Gott um Erleuchtung zu bitten, geraten sie bei ihren Versuchen in Versuchung, unter dem Vorwand des Guten das Böse zu tun. Auch nach dem Verlust des Paradieses hört die Schlange nicht auf zu flüstern: "Ihr werdet sein wie Gott" (Gen 3,5). Wie die Geschichte unserer "wertfreien" Wissenschaft lehrt, haben ihre Experimente zu einer Piraterie an der Schöpfung geführt.

Die Tochter der Wissenschaft, die Technik, hat Maschinen hervorgebracht, die wie Räuber über die wehrlose Erde herfallen, die der Schöpfer uns zur Hege und Pflege geschenkt hat. Bei einer Arbeit, die dermaßen gefährlich ist wie die Naturforschung in einer gefallenen Schöpfung, wo es dem "Fürsten dieser Welt" durch das Geheimnis des Bösen bis zur Wiederkunft Christi erlaubt ist, Einfluss zu nehmen, muss mehr als bei anderen Arbeiten gebetet werden.

Wie bei allen Tätigkeiten, die ein Mensch allein nicht tun kann, hängt der Segen Gottes davon ab, wie groß die Zahl der Beter ist.

Bei der modernen Naturwissenschaft war diese Zahl im Verhältnis zur Zahl aller Wissenschaftler sehr klein. So kam die Inspiration statt vom Heiligen Geist zur Hauptsache von unten. Der Naturforscher muss sich bemühen, die höchste der Stufen des Gebetes zu erreichen, die – aufsteigend - sind: Gespräch mit Gott, Hingabe an Gott und Entäußerung - kénosis - für Gott.

Wer die Stufe der Entäußerung erreicht hat, wird nur um den größten Lohn arbeiten wollen, um Gotteslohn. Er wird alles "ad maiorem Dei gloriam" - "zur größeren Ehre Gotte" - tun. Er wird beten wie der heilige Ignatius von Loyola:

"Herr, lehre mich die wahre Großmut. Lehre mich, dir zu dienen, wie du es verdienst: zu geben, ohne zu zählen, zu kämpfen, ohne der Wunden zu achten, zu arbeiten, ohne Ruhe zu suchen, mich zu opfern, ohne einen anderen Lohn zu erwarten, als das Bewusstsein, deinen heiligen Willen erfüllt zu haben."

Gott ist der Schöpfer des Himmels und der Erde, so lehrt uns der erste Artikel des apostolischen Glaubensbekenntnisses". Sein Reich ist die ganze Welt, das Dies- und das Jenseits, das Sichtbare und das Unsichtbare. Das Jenseits ist viel größer als das Diesseits, es leben dort viel mehr Menschen als auf der Erde, jene, die uns vorausgegangen sind - alle Verstorbenen.

Das Jenseits steht über Raum und Zeit, es umfasst das Diesseits. Die Lichtjahrmilliarden der Astrophysik sind im Jenseits enthalten. Eine Naturwissenschaft ohne Gebet vermag nur den kleineren Teil der Welt in Betracht zu ziehen: das Diesseits.

Im Diesseits gelten die Erhaltungssätze der Physik, die feststellen, dass Energie und Masse weder aus Nichts entstehen noch zu Nichts werden können. Wenn die Wissenschaftler statt an das ewige Sein Gottes an die Unveränderlichkeit der Naturgesetze glauben, ist für sie eine Schöpfung aus dem Nichts unmöglich. Dann sind sie blind für das Licht aus der Raum- und Zeitlosigkeit des Jenseits Raum und Zeit ins Diesseits fließen zu lassen. In Laboratorien, die nicht auch Oratorien sind, kann dem Schöpfer des Himmels und der Erde kein Platz eingeräumt werden. Es bleibt alles beim kleineren Teil der Welt, beim Sichtbaren, weil der Weg zum größeren Teil, zum Unsichtbaren, verschüttet ist: das Gebet.

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Ein Naturforscher ohne Gebet erkennt den für ihn bedeutungsvollsten Bereich der unsichtbaren Welt nicht: seine eigene Geist-Seele. Er sieht sich daher gezwungen, seinen Geist als ein Produkt seines Gehirns zu betrachten, statt wie es der Ganzheit der Welt entspricht sein Gehirn als ein Instrument seines Geistes, der nach dem Tod in den größeren Teil der Welt eingeht. Er sieht immer nur das Objekt unter dem Mikroskop und vergisst das Subjekt über dem Mikroskop, also das, was ins Mikroskop sieht, d.h. jener, der die Wissenschaft hervorbringt, wird vergessen: der Mensch.

Deshalb ist eine Wissenschaft ohne Gebet unmenschlich. Eigentlich ist es ein Widerspruch in sich, eine Wissenschaft unmenschlich zu nennen, weil nur die Menschen Wissenschaft betreiben können. Aber man kann auch nicht von einer tierischen Wissenschaft sprechen, da Tiere keine Wissenschaft haben. Voraussetzung für jede Wissenschaft ist die Sprache, der Geist, der Logos. Die Tiere haben keine Sprache, bloß beschränkte Informationsmöglichkeiten, die zur Wahrnehmung vitaler Interessen hinreichend sind. Als eine Gabe des Heiligen Geistes steht die Wissenschaft über allen Bedürfnissen des Leibes.

Etwas Unmenschliches ist nicht etwas Tierisches, sondern etwas, das sich gegen die Würde des Menschen wendet.


Max Thürkauf, "Die geistgelenkte Hand greift nach der Erde:
Über die technologischen Maßlosigkeiten unserer Zeit – Ihre Ursachen, Konsequenzen und ihre Überwindung" ist beim
Christiana-Verlag im FE-Medienverlag 2020 erschienen und hat 176 Seiten.

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