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Der Tod. Meditationen über einen Lebensweg

Arzt, Bioethiker – und Erzbischof von Paris: Monsignore Michel Aupetit.

Bereits in seiner Einleitung schreibt Erzbischof Michel Aupetit von Paris, mit dem Blick auf die Corona-Krise gerichtet, die höchst aktuellen Worte:

Das Erschrecken, das sich unter unseren Mitbürgern und darüber hinaus in einem großen Teil einer Menschheit ausgebreitet hat, die sich aufgrund ihrer Technologien und ihrer scheinbaren Beherrschung der Materie für unbesiegbar hielt, zwingt uns, über den Tod als existenzielle Wirklichkeit nachzudenken. Er ist aus der Versenkung wiederaufgetaucht, dieser Tod, den wir verdrängt hatten, und er erweist sich als schrecklich und unerbittlich. Als Reaktion darauf haben wir versucht, uns mit allen Mitteln vor dem Tod zu schützen. Aber in Wirklichkeit haben wir uns vor dem Leben geschützt.

Ob der studierte Mediziner und Theologe mit seiner Einschätzung recht behält? Sehr viele Menschen scheinen doch gerade jetzt mehr den Gesundheitspolitikern, Chemikern und Medizinern zu vertrauen als Gott. Die Menschen drängen danach, geimpft zu werden …

„Meditationen über einen Lebensweg“ legt der Erzbischof von Paris vor. Nicht über irgendeinen Lebensweg, sondern jenen, der mit dem Tod endet. Der eines jeden Menschen. Das schmale Bändchen von hundert Seiten ist geradezu eine „Fastenlesung“ – sehr geeignet, sich in der Fastenzeit über den eigenen Tod im Zusammenhang mit Jesu Leiden und Sterben zu befassen.

Der Pariser Erzbischof Michel Aupetit (geboren 1951) studierte nach seiner Hochschulreife Medizin und arbeitete zwölf Jahre lang als Arzt. In einer nichtchristlichen Familie aufgewachsen, hatte er zunächst keinen Zugang zum Glauben. Im Alter von 20 Jahren kaufte er sich eine Bibel; - so erschloss sich ihm langsam der christliche Glaube. Erst im Alter von 39 Jahren ist er in das Priesterseminar eingetreten und wurde darum erst mit 44 Jahren zum Priester geweiht. 2014 ernannte ihn Papst Franziskus zum Bischof von Nanterre und 2017 zum Erzbischof von Paris. 

Von Kindesbeinen an lernt der Mensch, dass er nicht alles haben kann. Und er lernt, dass er vieles wieder abgeben muss. Sich trennen von Dingen und von geliebten Menschen ist dem Menschenleben eigen. All das können wir dazu nutzen, das Sterben einzuüben. Schließlich müssen wir alle lernen, uns selbst zu sterben: „Das Sich-selbst-Sterben, das uns im Leben immer wieder abverlangt wird, kann ein Segen sein, wenn es uns lehrt, das Glück zu entdecken, das in einem Zuwachs an Menschlichkeit liegt.“

Unsere Illusionen müssen weichen – früher oder später. Dies versucht Aupetit deutlich zu machen. In den zwölf Kapiteln seines Buches lässt er seine Leser an der Erkenntnis teilhaben, was Sünde und Tod bedeuten, was das innere und äußerliche Leben ist, und dass die Auferstehung des Fleisches „die Einheit der Person mit Leib und Seele“ bewahrt.

Dabei blickt er immer wieder auf die Gegenwart und zeigt Verirrungen der Menschen und Gesellschaften auf:

Manche meinen, dass das, was wir soeben durch die Pandemie erleben, unseren Blick verändern und uns wachrütteln kann in Bezug auf den Zustand der Welt. Die Frage, die sie stellen, ist die folgende: Werden wir die Alarmglocke hören?  Nichts ist weniger sicher. […]

Man sieht dies heute am Coronavirus, bei dem wiederum der erste Reflex darin bestand, sich vor den anderen zu schützen. 

Das große Gebot der Liebe, das Christus uns übergeben hat, »Liebt einander! Wie ich euch geliebt habe, so sollt auch ihr einander lieben« (Joh 13,34), wurde abgelöst von der Anordnung »Schützt euch voreinander«.

Seine hoffnungsfrohen Meditationen lockert der Erzbischof von Paris mit persönlichen Erlebnissen auf. Er, der erst spät selbst ein Glaubender wurde, erinnert an die Taufe, die das Merkmal der Gnade in unsere Seelen legt. „Das ist der Sinn unserer Weihe bei der Taufe. Vereint mit Christus sterben wir nicht nur der Sünde, sondern uns selbst durch die Liebe zu Gott und zu unseren Schwestern und Brüdern.“

Das „uns selbst sterben“ ist eine Lebensaufgabe. Beachten wir die Worte des Priesters und Bischofs Michel Aupetit:

Im Tod gibt es einen Widerspruch. Der Tod bedeutet die vollkommenste Passivität, die radikale Auslöschung, das Verschwinden, und zugleich zeigt seine verborgene, geheime Dimension, auf welche Weise die Passivität wie der größte Akt der Liebe erlebt werden kann. 

Wenn wir sterben, bleibt uns nur noch ein einziger Akt, den wir ausführen können, den Akt, der die Welt für das ewige Leben öffnet: zu lieben.

(Die Geschichte geht unten weiter)

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Erzbischof Michel Aupetit, Der Tod. Meditationen über einen Lebensweg, ist im Verlag Media Maria erschienen und hat 112 Seiten.

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