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Die Apostelfürsten, der katholische Priester, und die Heilige Messe

Statue des Apostel Paulus vor dem Petersdom von Bildhauer Adamo Tadolini.

In den Kalendertagen um den Festtag der Apostelfürsten Petrus und Paulus herum, den die Kirche am 29. Juni begeht, finden in der katholischen Kirche üblicherweise die Priesterweihen statt. So ist dieser Tag in besonderer Weise geeignet, einmal aus der Sicht eines Laien auf die Priester zu schauen. Dies sei insbesondere deswegen gestattet, da die Priester, der Priesterstand, heutzutage nicht nur von Kirchenkritikern verächtlich gemacht werden, sondern auch, weil es Priester geben soll, die nicht mehr wissen, was ein katholisch geweihter Priester überhaupt ist. 

Ein weiterer Grund für die folgenden Gedanken ist die heute allzu oft anzutreffende Tatsache, dass die Heilige Messe lediglich als „Gottesdienst“ angesehen wird. Dabei wird keine Unterscheidung mehr getroffen, ob ein Gottesdienst von einem Priester, Diakon, oder einem anderen „pastoralen Mitarbeiter“ geleitet wird. Denn Tatsächlich werden priesterlose Gottesdienste „veranstaltet“. Selbst eine Eucharistiefeier, womit eigentlich die Heilige Messe gemeint ist, wird teilweise nicht von Priestern „geleitet“.

Hier soll aber die Heilige Messe nicht theologisch erklärt werden, auch nicht ihre Riten und Zeremonien. Es geht hier um die Würde des Priesters, um seine Berufung und um seine wichtigste Aufgabe. Denn der Priester ist von Gott berufen, aus-er-wählt, zu tun, was er tun soll. Bei der Priesterweihe wird dem Priester anvertraut, dass er das priesterliche Opfer, die unblutige Hinopferung vollziehe. 

Am Altar stellt der Priester Christus nicht nur als Hohenpriester beim letzten Abendmahl dar. Und auch dies: Jesu Leben, Leiden und sein Tod am Kreuz sind ein unwiederholbares Opfer von ewig wirksamer Kraft. Denn es ist Jesus, der Gottes Sohn, ein wirklich erhabenes Opfer, das ewige Erlösung bewirkt hat; einmalig. Jesus, der Sohn Gottes, ist am Kreuz gestorben, war im Grab und ist von den Toten auferstanden.

Dennoch kann das Kreuzesopfer in anderen Opfern fortdauern, ja, so oft diese Opfer am Altar dargebracht werden. Der Priester wird im Auftrag der Kirche zum Mittler. Der Priester handelt dann im Namen Christi und an seiner Stelle. Er bringt ein heiliges Opfer dar, er vollzieht es, aber er vollzieht es nur Kraft jenes blutigen Opfers, des ersten und einzigen, das Jesus selbst dargebracht hat. Daraus zieht der Priester seine ganze Wirksamkeit, denn nur er ist diesem „einzigen Opfer“ quasi einverleibt. Des Priesters Opfer am Altar fügt dem Kreuzesopfer Jesu nichts hinzu. Aber es bildet ein einziges Opfer mit ihm selbst. Daher vollzieht sich auf dem Altar ein wahres Schlachtopfer. Es ist das Wesen jedes heiligen Messopfers, jeder Heiligen Messe, die der Priester zelebriert und der Laie mitfeiert.

Der Priester, ausgestattet mit Vollmachten und Gewalten Christi durch die Kirche, die ihn einsetzt und weiht, vollzieht auf dem Altar einen priesterlichen Opferritus. Er geht einher mit jenem ersten Opfer auf dem Kalvarienberg, wo Jesus sein Blut vergoss und von seinem Leib trennte. Jene blutige Hinopferung Jesu geschah freiwillig. Er tat es Kraft seiner eigenen Macht. Darin offenbarte er nach außen seine innere Opfergesinnung.

Auf dem Altar vollzieht der Priester den Ritus einer unblutigen Hinopferung und Opferdarbringung. Es handelt sich um einen Ritus, der eine blutige Ausgießung, nämlich die Trennung seines Blutes von seinem Leib umfasst, was durch die doppelte Konsekration von Brot und Wein sichtbar wird. Jesu Schlachtopfer am Kreuz wird durch die Hände des Priesters vollzogen. Es ist ein wahrhaftiges, furchtgebietendes und hochheiliges Opfer.

Dies ist die Berufung des Priesters: er erhält gewissermaßen Vollmacht über Jesu Leib und Blut. Ein Geheimnis der Liebe.

Doch hüten wir uns davor zu meinen, dass die Heilige Messe nur ein Mahl sei; und auch, dass Christus bei der Heiligen Messe gekreuzigt und getötet würde. Wir glauben vielmehr, dass das, was auf dem Altar geschieht, dasjenige ist, was Jesus einst am Kreuz, sich opfernd und darbietend, zugleich Priester und Opfergabe, Gott, dem Vater war: ein ewiges Opfer. Dieses wurde einmal durch Christus dargebracht, und zwar so, dass es auch heute vom Priester auf dem Altar wiedergeopfert wird.  

Christus beim Abendmahl und Christus am Kreuz! – Er lässt sich herab, sich durch seinen Priester auf dem Altar zu zeigen.

Herr Jesus Christus, ewiger hoher Priester, 

bewahre alle Deine Priester im Schutze Deines Herzens, wo ihnen niemand schaden kann. 

Bewahre unbefleckt ihre Hände, die täglich Deinen heiligen Leib berühren. 

Bewahre rein ihre Lippen, die gerötet sind von Deinem kostbaren Blut. 

Bewahre rein und unirdisch ihr Herz, das gesiegelt ist mit diesem erhabenen Zeichen Deines glorreichen Priestertums. 

Lass sie wachsen im Eifer und in der Liebe zu Dir, und schütze sie vor der Ansteckung der Welt. 

Gib ihnen mit der Verwandlungskraft über Brot und Wein, auch die Wandlungskraft über die Herzen der Menschen. 

Segne ihre Arbeit mit reichlicher Freude und Frucht, und schenke ihnen dereinst die Krone des Lebens. Amen. 

Hl. Therese vom Kinde Jesu (1873-1897)

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