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Aufopferung, Liebe und "der Haken"

Die Aufopferung an die barmherzige Liebe klingt großartig, doch, was ist der Haken?

Zur Vorbereitung auf den Sonntag der Barmherzigkeit am 24. April veröffentlichen wir mit Erlaubnis des Fe-Medienverlags, dem CNA Deutsch herzlich dafür dankt, einen Ausschnitt aus dem Buch: "33-Tage zur barmherzigen Liebe. Selbstmach-Exerzitien als Vorbereitung zur Weihe an die Göttliche Barmherzigkeit". 

Was ist der Haken?

Die Aufopferung an die barmherzige Liebe klingt großartig: Für die Absicht Jesus zu trösten, erbitten wir und akzeptieren wir all die abgelehnte Liebe und zärtliche Barmherzigkeit, die andere Seelen nicht haben wollen. Wunderbar. Aber was ist der Haken? Eindeutig ist da ein Haken, wenn es darum geht, eine Aufopferung an die göttliche Gerechtigkeit zu machen: eine Menge Leiden! (Erinnern Sie sich an Schwester Marie von Jesus?) Was aber ist der Haken, wenn es darum geht, eine Aufopferung an die barmherzige Liebe zu machen? Da ist in der Tat ein Haken – aber es ist kein beängstigender. Lassen Sie es mich erklären.

Wir sind gerade außerhalb der Mauern von Jerusalem, auf Kalvaria, und Jesus stirbt am Kreuz. Sehen Sie Ihn dort, alles ist blutig, gequetscht und gebrochen. Er ist eine Opferseele für die Göttliche Gerechtigkeit.97 Nach alldem macht Jesus eine Art Geschäft mit dem Vater. Im Grund sagt er: „Vater, bitte gib Mir all die Strafe, die den Sündern gebühren würde, und dann gib den Sündern all den Segen Meiner eigenen Sohnschaft.“ Das ist in Wirklichkeit das, was am Kreuz geschah: Jesus zahlt den Preis für die Sünden und erträgt die strenge Last der Göttlichen Gerechtigkeit, so dass wir das nicht zu ertragen brauchen, und so vermögen wir uns an der Gnade der Erlösung zu freuen. Der „Haken“ für Ihn, als Opfer für die Göttliche Gerechtigkeit, ist der schreckliche Schmerz Seiner Passion, die in Seiner drei Stunden langen Agonie am Kreuz gipfelte. Maria ist ebenfalls auf Kalvaria, am Fuß des Kreuzes stehend. Ihre Gegenwart hilft uns, den „Haken“ zu verstehen, der damit einhergeht, eine Opferseele an die barmherzige Liebe zu sein. Ich sage das, da sie zwar nicht körperlich auf Kalvaria gekreuzigt wurde, aber eine Art geistliche Kreuzigung erlitt. Wie? Ich bin sicher, dass jede Mutter, die ihr Kind während einer qualvollen Krankheit leiden gesehen hat, Ihnen sagen wird, dass sie sofort mit ihrem Kind getauscht hätte, wenn ihr die Möglichkeit gegeben worden wäre. Mit diesem Faktum im Hinterkopf bedenken Sie jetzt, dass Maria wahrscheinlich mehr mütterliche Liebe in ihrem Unbefleckten Herzen hat als alle anderen Mütter zusammen. Nicht nur das, sondern ihr Sohn ist das liebenswürdigste Kind von allen. Nicht nur das, sondern Maria musste mitansehen, wie ihr Kind durch schlimmeres Leiden hindurchging, als irgend jemand anderes jemals zu ertragen hatte. All das sollte uns ein Gespür für Mariens Leiden geben, als sie am Fuß des Kreuzes stand. Aber wenn wir darüber nachdenken, ist dieses Leiden nicht so grausam – zumindest ist es nicht so abstoßend, wie der Gedanke an einen gewaltsamen, blutigen und quälenden Tod. Warum nicht? Weil Mariens Leiden auf Kalvaria ein Leiden aus Mitleid war.

Mitleid bedeutet, „mit zu leiden“, und ein solches Leiden ist von seiner Natur her fremdbestimmt. Mit anderen Worten, der Fokus richtet sich auf eine andere Person, nicht auf uns selbst. Wenn unser Fokus nicht auf uns selbst gerichtet ist, wenn wir leiden, bemerken wir unseren Schmerz oft nicht, obwohl er real vorhanden ist. Wir sind zu sehr fokussiert auf den Geliebten, der leidet. Auf der anderen Seite, wenn wir unseren Zeh anstoßen oder schreckliche Kopfschmerzen haben, ist es schwer, den Fokus nicht auf uns selbst zu richten, und dann nehmen wir unseren Schmerz wirklich wahr. Also ist in gewissem Sinn mitleidendes Leiden einfacher zu ertragen und weniger grausam als körperliches Leiden. Es ist auch etwas, das den Kern dessen trifft, wozu wir berufen sind.

Als Christen sollen unsere Herzen barmherzig sein. Mit anderen Worten, wir sollen von Mitleid bewegt sein beim Leiden des anderen. Unglücklicherweise eignen sich unsere Sünden, die Sünden der anderen und die Schmerzen des Lebens sehr gut dazu, unsere Herzen zu verhärten, was uns weniger mitleidsvoll macht, weniger barmherzig und weniger Jesus gleich.

Bei der Aufopferung an die barmherzige Liebe geht es darum, uns zu helfen, dass unser Mitleid wächst, und es beginnt damit, Mitleid mit Jesus zu haben. Es beginnt damit zu sehen, dass Er Sich danach sehnt, Seine barmherzige Liebe über die Sünder zu ergießen, und dass so viele Seine Liebe ablehnen. Dann, mit dem Ziel, Jesus zu trösten, bitten wir um all die abgelehnte Barmherzigkeit. Und was passiert als Nächstes? Jesus gibt sie. Seine zärtliche Barmherzigkeit eilt, in unsere verhärteten Herzen zu kommen, sie zu reinigen und sie dadurch mitleidsvoller, liebender und einfühlsamer zu machen.

Das ist der Haken!

Sich der barmherzigen Liebe aufzuopfern, bedeutet, unsere Herzen tiefer bewegen zu lassen für die Leiden der anderen. Es bedeutet zu erlauben, dass unsere Herzen mehr wie das Herz des heiligen Franz von Assisi werden, der in seinem großen Mitleid mit Jesus weinend umherging und laut schrie: „Die Liebe wird nicht geliebt, die Liebe wird nicht geliebt!“ Es bedeutet zu erlauben, dass unsere Herzen mehr wie das Herz der seligen (jetzt heiligen) Mutter Teresa von Kalkutta werde, die aufmerksam auf Jesu schmerzhaften Schrei vom Kreuz hörte: „Mich dürstet!“98 Es bedeutet zu erlauben, dass unsere Herzen von der Gleichgültigkeit gegenüber dem Schmerz und den Leiden unserer Nächsten geheilt werden. Kurz gesagt, es bedeutet zu erlauben, dass Jesus unsere Herzen dem Seinen ähnlicher macht.

Jetzt sorgen Sie sich nicht. Die das Herz heilenden Gnaden der Aufopferung an die barmherzige Liebe kommen gewöhnlich nicht plötzlich. Ich meine, Jesus neigt dazu, unsere Herzen allmählich zu heilen, während wir die Aufopferung leben. Aber es bringt auch wirkliche Schmerzen mit sich. Schließlich verwundet Mitleid mit denen, die leiden, das Herz. Aber es ist eine schöne Wunde – die Wunde der Liebe! Theresias Schwester Céline (Schwester Geneviève vom Heiligsten Antlitz) beschreibt es am besten:

Wir dürfen [das Verlangen meiner Schwester, ein Opfer an die barmherzige Liebe zu sein] nicht verwechseln mit … dem Opfer an die Gerechtigkeit. Theresias Herz war verwundet, das ist wahr, aber hier antwortet die Liebe mit der Liebe … die Wunde der Liebe! In der Tat ist nichts lieblicher oder noch furchtbarer.

Die Aufopferung an die barmherzige Liebe tröstet nicht nur das Herz Jesu, sondern sie heilt unser Herz, indem sie es paradoxerweise mit Liebe verwundet. Die Aufopferung macht dadurch das Leben zugleich „lieblich“ und „furchtbar“ (auf eine gute Art!), indem unsere Herzen in Mitleid erwachen zur Wirklichkeit des mystischen Leibes Christi (der Kirche), die zugleich im Haupt und in den Gliedern leidet. Aber wenn das alles nicht genug ist, um uns zu überzeugen, uns dafür zu entscheiden, die Aufopferung an die barmherzige Liebe zu machen, dann wird uns vielleicht Folgendes überzeugen: Wenn wir die Aufopferung machen und leben, brauchen wir das Fegefeuer nicht zu fürchten. Wie bitte?

Leseprobe aus: Michael E. Gaitley:33 Tage zur barmherzigen Liebe. Selbstmach-Exerzitien als Vorbereitung zur Weihe an die Göttliche Barmherzigkeit.

Hier geht es los mit dem ersten Teil der Leseprobe.

(Die Geschichte geht unten weiter)

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