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Die christliche Familie – Hüterin der Liebe

Papst Johannes Paul II.

Das hochheilige Weihnachtsfest lädt – wie kein anderes Hochfest des Kirchenjahres – die Gläubigen und Suchenden dazu ein, über die christliche Familie nachzudenken. Wir feiern die Geburt unseres Erlösers und tun dies in der Gemeinschaft der Familie, im liebevollen Gedenken an unsere Verstorbenen und in herzlicher Verbundenheit mit der Familie Gottes. Diese Tage begehen wir in stiller Dankbarkeit, in andächtigem Schweigen und in der gotteskindlichen Freude, nicht zuletzt in der Gemeinschaft der Kirche, die alle Zeiten und Orte umschließt, verbunden mit den Heiligen. Auch heute sei, im Licht von Weihnachten, auf „Familiaris consortio“ verwiesen, jenes Nachsynodale Apostolische Schreiben, das gerade in unserer Zeit so viel Beachtung und aufmerksame Leser verdienen würde.

Johannes Paul II. erinnert daran, dass es für die christliche Familie notwendig sei, „auf den ‚Anfang‘ des göttlichen Schöpfungsaktes zurückzugehen, wenn sie nicht nur ihr Wesen, sondern auch ihr geschichtliches Handeln in seiner inneren Wahrheit erkennen und verwirklichen will“. Die Familie sei dazu bestimmt, immer mehr die „Gemeinschaft des Lebens und der Liebe“ zu werden, auch in eschatologischer Perspektive.

Das „Wesen“ und die „Aufgaben der Familie“ seien von der Liebe her bestimmt: „Deshalb empfängt die Familie die Sendung, die Liebe zu hüten, zu offenbaren und mitzuteilen als lebendigen Widerschein und wirkliche Teilhabe an der Liebe Gottes zu den Menschen und an der Liebe Christi, unseres Herrn, zu seiner Braut der Kirche.“ Diese Teilhabe steht jeglichem modernen und postmodernen Zeitgeist entgegen.

Die Familie wird als Hüterin der Liebe vorgestellt, die durch Zeugnis und Beispiel vor den Augen der Welt den Glauben lebt: „Die innere Grundlage, die ständige Kraft und das letzte Ziel dieser Aufgabe ist die Liebe: Wie ohne die Liebe die Familie keine Gemeinschaft von Personen ist, so kann ohne die Liebe die Familie nicht als Gemeinschaft von Personen leben, wachsen und sich vervollkommnen.“ Die Liebe von Mann und Frau, die im Sakrament der Ehe verbunden sind, und darüber hinaus die Liebe zwischen den Mitgliedern der Familie, sei von einer „inneren und bleibenden Dynamik“ erfüllt und beseelt. Johannes Paul II. erinnert an die „Ganzhingabe“, an das notwendige Wachstum der Treue der Ehepartner.

Naturrechtlich und gemäß der Schöpfungsordnung sind Mann und Frau aufeinander hin geordnet: „Die Ehegemeinschaft wurzelt in der natürlichen Ergänzung von Mann und Frau und lebt aus dem persönlichen Willen der Gatten, ihr ganzes Leben zu teilen, das, was sie haben und das, was sie sind. Deshalb ist eine solche Gemeinschaft die Frucht und das Zeichen eines tief menschlichen Anspruchs. Aber in Christus, dem Herrn, sagt Gott ja zu diesem menschlichen Anspruch, bestätigt, läutert und erhebt ihn und führt ihn durch das Ehesakrament zur Vollendung: Der in der sakramentalen Eheschließung geschenkte Heilige Geist eröffnet den christlichen Ehegatten eine neue Gemeinschaft, eine Liebesgemeinschaft, die lebendiges und wirkliches Bild jener einzigartigen Einheit ist, die die Kirche zum unteilbaren Mystischen Leib des Herrn Jesus Christus macht.“

Exemplarisch und explizit weist Johannes Paul II. die Polygamie ab, diese widerspreche der „gleichen personalen Würde von Mann und Frau, die sich in der Ehe mit einer Liebe schenken, die total und eben deshalb einzig und ausschließlich ist“. Er betont die Unauflöslichkeit der Ehe und bezeichnet die Notwendigkeit, die „Frohbotschaft von der Endgültigkeit“ der ehelichen Liebe gegen alle kulturellen Strömungen zu verkünden.

Das Fundament der Ehe ist Jesus Christus. Der heilige Papst schreibt: „Verwurzelt in der personalen Ganzhingabe der Ehegatten und vom Wohl der Kinder gefordert, findet die Unauflöslichkeit der Ehe ihre letzte Wahrheit in dem Plan, den Gott in seiner Offenbarung kundgetan hat: Er will und schenkt die Unauflöslichkeit der Ehe als Frucht, Zeichen und Anspruch der absolut treuen Liebe, die Gott dem Menschen, die Christus seiner Kirche entgegenbringt.“ Wichtig sei, den „unschätzbaren Wert der Unauflöslichkeit und der ehelichen Treue“ heute zu bezeugen, auch und trotz aller mitunter oft „erheblichen Schwierigkeiten“.

Johannes Paul II. würdigt das Zeichen der treuen Ehepaare und betont zugleich: „Aber auch der Wert des Zeugnisses jener Ehegatten muß Anerkennung finden, die, obwohl sie vom Partner verlassen wurden, in der Kraft des Glaubens und der christlichen Hoffnung keine neue Verbindung eingegangen sind. Auch diese Ehegatten geben ein authentisches Zeugnis der Treue, dessen die Welt von heute sehr bedarf. Die Hirten und Gläubigen der Kirche schulden ihnen Ermutigung und Hilfe.“

Die christliche Familie – so sagt Johannes Paul II. mit Verweis auf das Zweite Vatikanische Konzil und die Konstitution „Lumen gentium“ – sei dazu bestimmt, „Hauskirche“ zu sein. Er erinnert auch an den „großen Opfergeist“, der nötig sei, um die Familiengemeinschaft zu bewahren: „Jede Familie weiß, wie Ichsucht, Zwietracht, Spannungen und Konflikte ihre Gemeinschaft schwer verletzen und manchmal tödlich treffen: daher die vielfachen und mannigfaltigen Formen von Spaltung im Familienleben. Aber gleichzeitig ist jede Familie immer vom Gott des Friedens gerufen, die frohe und erneuernde Erfahrung der ‚Versöhnung‘ zu machen, der wiederhergestellten Gemeinschaft, der wiedergefundenen Einheit. Insbesondere der Empfang des Bußsakraments und die Teilnahme am Mahl des einen Leibes Christi schenkt der christlichen Familie die Gnade und die Verantwortung, alle Spaltungen zu überwinden und auf die volle Wirklichkeit der von Gott gewollten Gemeinschaft zuzugehen und so dem innigen Wunsch des Herrn zu entsprechen, daß ‚alle eins seien‘ (Joh 17,21).“

Diesen Wunsch, dass alle eins sein mögen, auf Erden und im Himmel, verbunden mit Gott und so auch untereinander, hegen gewiss alle christlichen Familien, die – das darf nicht allein zu Weihnachten gesagt sein – ein Zeichen des gelebten Glaubens und zugleich ein Segen für diese Welt sind.

Hinweis: Meinungsbeiträge wie dieser spiegeln allein die Ansichten der jeweiligen Gastautoren wider, nicht die der Redaktion von CNA Deutsch.

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