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Die missionarische Familie

Familie

Heute erleben wir verbreitet ein Verschweigen des Evangeliums Jesu Christi oder eine Neuerfindung des Begriffs Familie unter säkularen Vorzeichen. Für Johannes Paul II., so legt er in „Familiaris consortio“ dar, ist der „missionarische Eifer“ elementar wichtig. Er argumentiert gemäß der Lehre und Theologie des Zweiten Vatikanischen Konzils, wenn er schreibt: „Auch der Glaube und der Verkündigungsauftrag der christlichen Familie sind von diesem ‚katholischen‘ Missionsgeist geprägt. Das Sakrament der Ehe, das den Tauf- und Firmungsauftrag zur Verteidigung und Verkündigung des Glaubens wiederaufgreift (vgl. Lumen gentium, 11), macht die christlichen Gatten und Eltern zu Zeugen Christi ‚bis an die Grenzen der Erde‘ (Apg 1,8.), zu wahren ‚Missionaren‘ der Liebe und des Lebens.“

Mission beginnt in der Familie. Ein „gelebtes Glaubenszeugnis“ wirkt sodann vorbildhaft. Die „Hauskirche“ ist ein „leuchtendes Zeichen der Gegenwart Christi“, sowohl „für die Familien, die noch nicht glauben“, als auch „für jene christlichen Familien, deren Leben dem einst empfangenen Glauben nicht mehr entspricht; sie ist berufen, ‚durch Beispiel und Zeugnis ... jene, die die Wahrheit suchen, zu erleuchten‘ (Lumen gentium, 35; vgl. Apostolicam actuositatem, 11)“.

Heute erleben wir in vielen geistlichen Gemeinschaften in der Kirche die „ungebrochene Frische“ von Familien, die ihren christlichen Glauben leben und das Evangelium verkünden, „indem sie den Menschen mit der Liebe Jesu Christi dienen“. Johannes Paul II. nennt die Familie das „Hausheiligtum der Kirche“: „Auch die christliche Familie gehört zur Kirche, zum priesterlichen Volk. Durch das Ehesakrament, in dem sie gründet und aus dem sie ihre Kraft schöpft, wird sie dauernd von Jesus, dem Herrn, belebt und zum Dialog mit Gott berufen und verpflichtet, zum Dialog durch das sakramentale Leben, durch den Einsatz der eigenen Existenz und durch das Gebet. Das ist die priesterliche Aufgabe, welche die christliche Familie in tiefster Verbundenheit mit der ganzen Kirche durch den Alltag ehelichen und familiären Lebens verwirklichen kann und muß; so ist sie berufen, sich selbst sowie die kirchliche Gemeinschaft und die Welt zu heiligen.“

Die „allgemeine Berufung zur Heiligkeit“ gelte für die christlichen Eheleute und Eltern. Durch den sakramentalen Bund ergebe sich die Gnade, aber auch die Verpflichtung zu einer „echten und tiefen Spiritualität der Ehe“. Die „christliche Eheschließung“ sei „in sich selbst ein liturgischer Akt der Gottesverherrlichung in Jesus Christus und in der Kirche“: „Durch die Feier der Trauung bekennen die christlichen Gatten ihre Dankbarkeit gegen Gott für das ihnen zuteil gewordene hohe Geschenk, daß sie in ihrem Ehe- und Familienleben die Liebe Gottes selbst nachvollziehen dürfen, die Liebe Gottes zu den Menschen und die Liebe Christi zu seiner Braut, der Kirche.“ Aus dem Sakrament komme die Gnade, ebenso die Verpflichtung, das ganze Leben in ein „geistliches Opfer“ umzuwandeln – und damit wird deutlich, dass der Ehebund eben nicht eine säkulare Verheißung beliebigen Glücklich-Seins ist, sondern auf Christus hingeordnet bleibt.

Der heilige Johannes Paul II. verweist auf den Bezug zur Eucharistie. Wir bezeugen heutzutage, dass nur selten noch ein Brautamt gefeiert wird, sondern dass Trauungen stattfinden – also Wortgottesdienste. Das ist zu bedauern, denn: „Die Eucharistie ist die Quelle der christlichen Ehe. Das eucharistische Opfer macht ja den Liebesbund Christi mit der Kirche gegenwärtig, der mit seinem Blut am Kreuz besiegelt wurde (vgl. Joh 19,34). In diesem Opfer des neuen und ewigen Bundes finden die christlichen Eheleute die Quelle, aus der ihr Ehebund Ursprung, innere Formung und dauernde Belebung empfängt. Als Vergegenwärtigung des Liebesopfers Christi durch die Kirche ist die Eucharistie eine Quelle der Liebe. Diese in der Eucharistie geschenkte Liebe ist das lebendige Fundament der Gemeinschaft und Sendung der christlichen Familie. Das eucharistische Brot macht aus den verschiedenen Gliedern der Familiengemeinschaft einen einzigen Leib, in dem die umfassendere Einheit der Kirche sichtbar und gegenwärtig wird; die Teilnahme am "hingegebenen" Leib und am "vergossenen" Blut wird unerschöpfliche Quelle der missionarischen und apostolischen Dynamik der christlichen Familie.“

Die Familie entspreche indessen nicht immer dem Gesetz der Heiligkeit. Wir sehen Konflikte und Schwierigkeiten auch in vielen christlichen Familien. So wirbt Johannes Paul II. insbesondere für das Sakrament der Versöhnung in der Familie: „Reue und gegenseitige Vergebung im Schoß der christlichen Familie, die in deren täglichem Leben einen so breiten Raum einnehmen, finden ihren besonderen sakramentalen Vollzug in der Beichte.“ Die Familie also ist nicht eine bessere Welt, sie muss weder idealisiert noch säkular verklärt werden. Das Entscheidende ist die Gottesbeziehung und die Bereitschaft zur Umkehr: „Die Gatten und alle Glieder der Familie entdecken im Licht des Glaubens, daß die Sünde nicht nur dem Bund mit Gott widerspricht, sondern auch dem Bund der Gatten und der Familiengemeinschaft; sie finden zur Begegnung mit Gott, ‚der voll Erbarmen ist‘ (Eph 2,4) und der in seiner Liebe, die stärker ist als die Sünde, die Gemeinschaft der Ehe und der Familie wiederherstellt und vertieft.“ Den Glauben der Kirche kann die Familie auf diese Weise missionarisch in der Welt von heute beispielhaft vorleben.

Hinweis: Meinungsbeiträge wie dieser spiegeln die Ansichten der jeweiligen Gast-Autoren wider, nicht notwendigerweise jene der Redaktion von CNA Deutsch.

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