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Wir müssen den Menschen vor vielen Gedanken der Moderne schützen

Kreuz am Tegernsee

[Lesungen HIER]

Wir haben gerade gehört, dass Jesus den Vater im Himmel bittet, seine Jünger zu bewahren. Ich frage mich: Hatte Jesus kurz vor seinem Tod Angst um seine Jünger? Warum bittet er den Vater, sie zu bewahren? Hat er Angst, dass sie überfordert sind mit dem Auftrag der Verkündigung des Evangeliums? Hat er Angst, dass sie feige sind und sich vor dem Auftrag drücken? Hat er vor allem Angst vor der Welt, in die Jesus sie schickt?

Im weiteren Verlauf seiner Rede sagt Jesus: „Ich habe ihnen dein Wort gegeben, und die Welt hat sie gehasst, weil sie nicht von der Welt sind, wie auch ich nicht von der Welt bin. Ich bitte nicht, dass du sie aus der Welt nimmst, sondern dass du sie vor dem Bösen bewahrst.“

Mit einem Wort: Jesus weiß vor seinem Tod, dass seine Jünger konfrontiert sein werden mit einer Welt, die keineswegs auf die frohe Botschaft wartet, sondern sie im Gegenteil eher ablehnt. Er erlebt es bei sich selbst. Er wird abgelehnt. Und so weiß Jesus, dass seine Jünger auch abgelehnt werden, wenn sie auf seinen Spuren bleiben.

Noch einmal: Es gibt einen tiefen Gegensatz zwischen dem Reich Gottes und dem, was Jesus „die Welt“ nennt. Daher kommt das Wort ‚bewahren‘ in unserem Evangelium viermal vor. Jesus bittet in Anwesenheit seiner Jünger den Vater, sie zu bewahren, denn sie werden streiten müssen. Denn sie werden in eine feindliche Welt geschickt. Jesus spricht ja auch an anderen Stellen davon, dass die konkrete Welt, in der er mit seinen Jüngern lebt, sie verfolgen wird.

Wir müssen uns mit dieser Frage auseinandersetzen. Für uns heutige stellt sich die Frage in einer besonderen Weise. Das Zweite Vatikanum hat vor rund 60 Jahren vor allem erklärt, dass die Kirche offen ist für die Welt, dass sie alles, was in der Welt gut und richtig ist, annimmt. Das Konzil hat damit eine kleine Kehrtwende gemacht, denn vorher machte die Kirche den Eindruck, dass sie alles Moderne ablehnt: Demokratie, Menschenrechte, Gewissensfreiheit, Religionsfreiheit.

Wir sind aber heute wohl ein gutes Stück weiter und sind in der Gefahr, uns mit dem, was die moderne Welt für richtig hält, zu arrangieren.

Daher glaube ich, dass wir uns heute wieder stärker auf Konfrontation einstellen müssen. Ich will nicht zurück, sondern nach vorne. Wir müssen den Menschen vor vielen Gedanken der Moderne schützen.

Ich nenne nur drei Stichworte: Das erste lautet „Selbstbestimmung“. Die derzeitige Regierung bereitet ein Gesetz vor, nach dem jeder Mensch selbst entscheiden soll, ob er ein Mann oder eine Frau ist. Er hat absolute Freiheit. Das ist nicht nur fragwürdig, sondern es ist eine Leugnung Gottes. Denn kein Mensch hat sich selbst ins Leben gerufen, sich selbst geschaffen. Er findet sich in der Welt vor und muss sich annehmen. Es gibt eine winzige Minderzeit von Menschen, deren Geschlecht tatsächlich unklar ist. Entscheidend aber ist, dass die heutige Moderne einfach leugnen will, dass der Mensch sich vorfindet und sich annehmen muss. Er kommt aus einem Geheimnis, hat sich nicht selbst gemacht. Der Jünger Jesu muss sich mit diesem Irrtum – mit dieser Form von Welt – auseinandersetzen und absetzen.

Das zweite Stichwort heißt Leihmutterschaft. Kauf und Verkauf von Kindern soll zwar verboten bleiben, aber wenn eine Frau ein Kind kostenlos austrägt, soll das erlaubt sein. Auch das ist Augenwischerei. Es wird immer um Ausbeutung von Armen gehen. Mutter und Kind leiden zudem unter der Trennung.

Das dritte Stichwort heißt Abtreibung. Deutschland hat eine der weltweit besten Lösungen mit der Pflicht, dass sich jede Frau vor einer Abtreibung beraten lassen muss. Nun soll das abgeschafft werden. Jede Frau soll ein Recht auf Abtreibung haben. Verschwiegen wird dabei auch, wie sehr Frauen darunter leiden, dass sie abgetrieben haben.

Ich will mit diesen Beispielen nur zeigen, dass es kein leichtfertiges Arrangement des Christen mit der Welt geben kann. Entweder ein aufgeklärtes Ja zu Jesus Christus oder Arrangement mit dem Zeitgeist.

Hinweis: Meinungsbeiträge wie dieser spiegeln die Ansichten der jeweiligen Gast-Autoren wider, nicht notwendigerweise jene der Redaktion von CNA Deutsch.

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