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Die Freiheit des Sich-Schenkens in der „Theologie des Leibes“

Papst Johannes Paul II.

Erleben Mann und Frau heute die „Personengemeinschaft als Geschenk“? Die Katechese vom 16. Januar 1980 (publiziert in L’Osservatore Romano 80/4) trägt diesen einladenden, schönen Titel, mit dem Johannes Paul II. über das Buch Genesis im Licht der Lehre des Herrn nachdenken möchte: „Die Offenbarung und gleichzeitig Entdeckung der ursprünglichen ‚bräutlichen‘ Bedeutung des Leibes besteht darin, dass der Mensch, als Mann und Frau, in der ganzen Wirklichkeit und Wahrheit seines Leibes und Geschlechts (‚sie waren nackt‘) und zugleich im totalen Freisein von jeglichem körperlichen und sexuellen Zwang dargestellt wird.“

Mann und Frau waren frei in der „Freiheit des Sich-Schenkens“, welche die Grundlage der „bräutlichen Bedeutung des Leibes“ bildet: „Der menschliche Körper mit seiner Geschlechtlichkeit, seiner Männlichkeit und Weiblichkeit, ist, vom Geheimnis der Schöpfung her gesehen, nicht nur Quelle der Fruchtbarkeit und Fortpflanzung wie in der gesamten Naturordnung, sondern umfasst von ‚Anfang‘ an auch die Eigenschaft des ‚Bräutlichen‘, d. h. die Fähigkeit, der Liebe Ausdruck zu geben: jener Liebe, in welcher der Mensch als Person Geschenk wird und – durch dieses Geschenk – den eigentlichen Sinn seines Seins und seiner Existenz verwirklicht.“

Die „volle Wahrheit über den Menschen“ liege in der „von Scham freien Nacktheit“. Um füreinander in aufrichtiger Hingabe in eine Beziehung einzutreten, müssen sie auf eine solche Weise frei sein: „Wir verstehen hier die Freiheit vor allem als Herrschaft über sich selbst (Selbstbeherrschung).“ Johannes Paul II. argumentiert weiter: „Völlig frei von dem Zwang des eigenen Körpers und ihres Geschlechts, frei verfügend über die Freiheit der Hingabe, konnten Mann und Frau die ganze Wahrheit, die ganze menschliche Wirklichkeit genießen, so wie Gott Jahwe sie ihnen im Geheimnis der Schöpfung offenbart hatte.“

Die Hingabe, und zwar die „uneigennützige Selbsthingabe“, erlaubt Mann und Frau, „sich gegenseitig zu finden“: „So findet der Mann in der ersten beseligenden Begegnung die Frau, und sie findet ihn. Auf diese Weise nimmt er sie innerlich an; er nimmt sie an, wie sie vom Schöpfer ‚um ihrer selbst willen‘ gewollt wurde, wie sie im Geheimnis der Gottesebenbildlichkeit durch ihre Weiblichkeit geformt worden ist; und umgekehrt nimmt sie ihn in gleicher Weise an, wie er vom Schöpfer ‚um seiner selbst willen‘ gewollt wurde und wie er von ihm durch seine Männlichkeit geformt worden ist. Darin besteht die Offenbarung und Entdeckung der ‚bräutlichen‘ Bedeutung des Leibes.“ Der Körper ist auf die Hingabe der Person hingeordnet, einmal in der physisch sichtbaren Männlichkeit oder Weiblichkeit, aber auch in dem Wert und in der Schönheit, die „über die rein physische Dimension der ‚Geschlechtlichkeit‘ hinausgehen“.

In der „besonderen Fähigkeit zur Liebe“ wird der Mensch, der aufgrund des Leibes einzigartig und nicht austauschbar ist, zum Geschenk und erfährt, „dass der andere – die Frau für den Mann und der Mann für die Frau – wegen seines Leibes jemand ist, der vom Schöpfer ‚um seiner selbst willen‘ gewollt ist – also einzigartig und unwiederholbar, erwählt von der ewigen Liebe“: „Die ‚Bestätigung der Person‘ ist nichts anderes als die Annahme des gegenseitigen Schenkens, die darin die Personengemeinschaft herstellt; diese wächst aus dem Innern, umfasst aber auch das ganze Äußere des Menschen, das heißt alles, was zur körperlichen Existenz von Mann und Frau in ihrer reinen und einfachen Nacktheit gehört.“

Johannes Paul II. hebt auch die „subjektive Dimension“ von Mann und Frau hervor, als zwei bestimmte „Ich“, die „im Geheimnis ihres glückseligen ‚Anfangs‘“ erscheinen. Er schreibt: „Ein solch bräutlicher Sinn ist auch beseligend und offenbart als solcher schließlich die ganze Wirklichkeit jener Hingabe, jenes Sich-Schenkens, von dem die ersten Seiten der Genesis reden. Bei ihrer Lektüre kommen wir zu folgender Überzeugung: Das Bewusstsein vom Sinn des Leibes, das sich im besonderen von seiner bräutlichen Bedeutung her ergibt, ist eine grundlegende Komponente menschlicher Existenz in der Welt. Dieser bräutliche Sinn des menschlichen Leibes lässt sich nur im Zusammenhang mit der Person verstehen.“

Von hier aus erläutert Johannes Paul II. mit Verweis auf Christus nicht nur die Berufung zur Ehe, sondern auch die Berufung zum Verzicht auf die Ehe: „Wenn Christus Mann und Frau über die Berufung zur Ehe hinaus eine weitere Berufung – nämlich die des Verzichts auf die Ehe um des Himmelreiches willen – offenbart hat, hat er mit dieser Berufung dieselbe Wahrheit über die menschliche Person hervorgehoben. Wenn ein Mann oder eine Frau imstande ist, sich an das Himmelreich hinzugeben, beweist das nur um so stärker, dass es im Bereich der körperlichen Existenz die Freiheit des Schenkens, der Hingabe gibt. Das heißt, dass diesem Körper ein voller bräutlicher Sinn zukommt.“

Hinweis: Meinungsbeiträge wie dieser spiegeln die Ansichten der jeweiligen Gast-Autoren wider, nicht notwendigerweise jene der Redaktion von CNA Deutsch.

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