08 März, 2025 / 7:00 AM
Über den Begriff und das Verständnis von Begierde denkt Johannes Paul II. in der Katechese vom 17. September 1980 nach (veröffentlicht in L’Osservatore Romano 80/39). Er nimmt die Überlegungen über den Ehebruch und die Lüsternheit auf, ebenso stellt er fest, dass Christus auf die „Abkehr von der bräutlichen Bedeutung des Körpers hinweisen wollte“, die der Mann erlebe, wenn er inwendig der fleischlichen Begierde nachgehe.
Man könnte dies zunächst als Zeichen von Respektlosigkeit ansehen, auch im besten Sinne weltlich als schlicht unwürdig erachten. Eine solche Handlung missachtet letztlich auch die Würde des Menschen, die Würde der Person. Johannes Paul II. legt dar: „Die Abkehr von der bräutlichen Bedeutung des Körpers besagt gleichzeitig einen Konflikt mit seiner Würde als Person: einen echten Gewissenskonflikt.“
Die biblische und theologische Bedeutung reicht über jede psychologische Betrachtung hinaus. Die ethische Dimension wird angesprochen, die Verletzung des Wertes: „Die Begehrlichkeit ist, so möchte ich sagen, die Täuschung des menschlichen Herzens angesichts der ewigen Berufung von Mann und Frau – einer Berufung, die im Schöpfungsgeheimnis selbst geoffenbart wurde – zur Gemeinschaft durch gegenseitiges Sich-Schenken.“
Der Papst erinnert an die „ewige Berufung“, die mit der ewig bestehenden „gegenseitigen Anziehung“ von Mann und Frau zueinander verbunden ist, als eine „vom Körper ausgehende Einladung“, nicht aber als ein bloßes „Aufbrechen der fleischlichen Begierde“, die auch in der inneren Handlung das verringere, „was jene Einladung, jene gegenseitige Anziehung waren und ihrem Wesen nach immer sind“: „Das ‚ewig Weibliche‘ wie übrigens ebenso das ‚ewig Männliche‘ trachtet auch historisch gesehen danach, sich von der bloßen Begierde zu befreien, um sich auf dem Niveau des Persönlichen zu behaupten.“
Weiterhin erläutert der Papst: „Die Dimension der bewussten Ausrichtung von Gedanken und Gefühlen bildet eine der wichtigsten Tendenzen der universalen Menschheitskultur.“
Die Begehrlichkeit gehöre zur „Realität des menschlichen Herzens“. Die fleischliche Begierde bezeichnet er als eine „bewusste Verminderung“ oder „Verschließung des Horizonts von Geist und Herz“: „Es ist ein Unterschied, ob man einmal den Wert des Geschlechts zum ganzen Reichtum der Werte zählt, mit denen das weibliche Wesen dem männlichen erscheint, oder ob man diesen ganzen personalen Reichtum des Weiblichen nur auf einen Wert verkürzt, nämlich auf das Geschlecht als geeignetes Objekt für die Befriedigung der eigenen Sexualität.“
Diese Begehrlichkeit trübe die „Ordnung der Werte“, die in der „ewigen Neigung von Mann und Frau“ besteht: „Das Begehren bewirkt, dass sich im Innern, also im ‚Herzen‘ des Mannes und der Frau die Bedeutung des Körpers und damit der Person verdunkelt. Die Weiblichkeit hört damit auf, für den Mann in erster Linie Subjekt zu sein; sie hört auf, ein besonderer Ausdruck des Geistes zu sein; sie verliert den Zeichencharakter. Ich möchte sagen, sie hat nicht mehr länger die großartige bräutliche Bedeutung des Körpers. Sie steht nicht mehr im Zusammenhang des Bewusstseins und der Erfahrung dieser Bedeutung. Der Besitzwunsch, der aus der fleischlichen Begierde entsteht, geht vom Augenblick, wo er im Menschen – in seinem ‚Herzen‘ – vorhanden ist, gewissermaßen an diesem Zusammenhang vorbei (in einem Bild könnte man sagen, sie geht über die bräutliche Bedeutung des Leibes und aller seiner subjektiven Komponenten hinweg) und strebt kraft ihrer Intention direkt und ausschließlich zu einem Ziel: einzig und allein die sexuellen Bedürfnisse an einem Körper als Objekt zu befriedigen.“
Das Begehren ist also zu kritisieren, ein Begehren, das in dem „lüstern ansehen“ besteht, „von dem die Bergpredigt handelt, die Frau für den Mann, der sie so ‚ansieht‘, nicht mehr Subjekt der ewigen Anziehung ist, sondern nur noch Objekt fleischlicher Begierde“. Die „tiefe innere Abkehr von der bräutlichen Bedeutung des Leibes“ ist damit verknüpft.
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