20 September, 2025 / 7:00 AM
Am 13. Januar 1982 nimmt Johannes Paul II. die Katechesen zur „Theologie des Leibes“ wieder auf und spricht ein letztes Mal über die Eschatologie (veröffentlicht in L’Osservatore Romano 82/4).
Christus spreche von der Auferstehung der Toten und überschreite damit die Erfahrungsgrenze des Menschen in der Welt, doch es werde möglich, den Sinn der personalen Existenz zu erschließen: „Die Erfahrung des Menschseins und insbesondere die Erfahrung des Leibes erlauben dem Zuhörer, mit jenen Worten eine Vorstellung von seiner neuen Existenz in der ‚künftigen Welt‘ zu verbinden, für die die irdische Erfahrung Nährboden und Grundlage bildet.“
Johannes Paul II. greift auf den biblischen Anfang des Menschen zurück, auf die Erschaffung des Menschen in der „körperlichen Zweiheit“, die eine Einheit bilden könne, wenn diese mit dem „Segen der Fruchtbarkeit“ verbunden ist.
In der künftigen Welt aber werden die Menschen nicht mehr heiraten: „Christus weist auf die Identität des Menschen hin, auch wenn sich diese Identität in der eschatologischen Erfahrung in anderer Weise verwirklicht als in der Erfahrung des ‚Anfangs‘ und der ganzen Geschichte. Dennoch wird es immer derselbe Mensch sein, wie er aus den Händen seines Schöpfers und Vaters hervorgegangen ist. Christus sagt: ‚Sie werden nicht mehr heiraten‘, aber er behauptet nicht, dieser Mensch der ‚künftigen Welt‘ sei nicht mehr Mann und Frau, wie er es ‚von Anfang an‘ war. Es ist also offenkundig, dass die Bedeutung der geschlechtlichen Differenzierung des Leibes in der ‚künftigen Welt‘ außerhalb von Ehe und Fortpflanzung zu suchen ist, was aber keineswegs dazu berechtigt, sie außerhalb dessen zu suchen, was (unabhängig vom Segen der Fortpflanzung) sich aus dem Geheimnis der Schöpfung selbst herleitet und infolgedessen auch die tiefste Struktur der Geschichte des Menschen auf Erden ausmacht, da diese Geschichte zutiefst vom Geheimnis der Erlösung durchdrungen worden ist.“
Es ist also irreführend, über die künftige Welt Gedanken zu hegen, die auf eine Aufhebung der Zweigeschlechtlichkeit abzielen. Johannes Paul II. legt dar: „Doch die ursprüngliche und fundamentale Bedeutung, Leib und als solcher auch männlichen oder weiblichen Geschlechts zu sein – also eben jene ‚bräutliche‘ Bedeutung –, ist mit der Tatsache verbunden, dass der Mensch als Person geschaffen und zum Leben ‚in Personengemeinschaft‘ berufen ist. Ehe und Fortpflanzung an sich bestimmen weder endgültig die ursprüngliche und fundamentale Bedeutung des leiblichen Seins noch die Bedeutung dieses Seins als Mann und Frau. Ehe und Fortpflanzung verleihen jener Bedeutung in den Dimensionen der Geschichte nur konkrete Wirklichkeit. Die Auferstehung bildet den Schlusspunkt der geschichtlichen Dimension.“
Die Bedeutung des Leibes wird als „vollkommen personale und gemeinschaftliche Bedeutung“ verwirklicht werden: „Wenn wir vom Leib sprechen, der durch die Auferstehung zum künftigen Leben verherrlicht wurde, denken wir an den Menschen – als Mann und Frau – in der ganzen Wahrheit seines Menschseins: an den Menschen, der zugleich mit der eschatologischen Erfahrung des lebendigen Gottes (dem Schauen ‚von Angesicht zu Angesicht‘) ebendiese Bedeutung des eigenen Leibes erfahren wird. Das wird eine völlig neue Erfahrung sein, zugleich aber wird sie in keiner Weise von dem entfernt sein, an dem der Mensch ‚im Anfang‘ teilgehabt hat, und auch nicht von dem, was in der geschichtlichen Dimension seines Daseins in ihm die Quelle der Spannung zwischen Geist und Leib, die eigentliche Bedeutung der körperlichen Fortpflanzung und Geschlechtlichkeit, ausmachte.“
Die „Verherrlichung des Leibes“ sei die endgültige „eschatologische Frucht seiner Vergeistigung und Vergöttlichung“. In lichtreicher Klarheit legt Papst Johannes Paul II. dar: „Jene ewige Bedeutung des menschlichen Leibes, für welche die Existenz jedes vom Erbe der Begierde belasteten Menschen notgedrungen eine Reihe von Einschränkungen, Kämpfen und Leiden mit sich gebracht hat, wird sich dann aufs neue erweisen, und das in solcher Einfachheit und zugleich Herrlichkeit, dass jeder, der an der ‚anderen Welt‘ teilhat, in seinem verherrlichten Leib die Quelle der freien Hingabe wiederentdecken wird.“
Unmöglich sei es, vom Standpunkt der Zeitlichkeit aus ein angemessenes Bild der „künftigen Welt“ darzulegen: „Doch gleichzeitig besteht kein Zweifel daran, dass mit Hilfe der Worte Christi zumindest eine gewisse Annäherung an dieses Bild möglich und erreichbar ist. Wir bedienen uns dieser theologischen Annäherung, wenn wir unseren Glauben an die ‚Auferstehung der Toten‘ und an das ‚ewige Leben‘ sowie auch den Glauben an die ‚Gemeinschaft der Heiligen‘ bekennen, die zur Wirklichkeit der ‚künftigen Welt‘ gehört.“
Auf diese kommende Welt gehen wir voller Hoffnung zu, wenn wir im Credo verwurzelt sind, gemeinsam in der Weggemeinschaft der Kirche, auf der Pilgerfahrt unseres eigenen Lebens.
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