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Liebe und Selbsthingabe in der „Theologie des Leibes“

Papst Johannes Paul II.

Johannes Paul II. fährt in der Katechese vom 21. April 1982 (veröffentlicht in L’Osservatore Romano 82/18) mit den Darlegungen zur Ehelosigkeit um des Himmelreiches willen fort. Die eschatologische Dimension stellt er erneut heraus.

Alle Menschen sind zur Teilhabe am Reich Gottes eingeladen: „Wenn er einige zur Ehelosigkeit ‚um des Himmelreiches willen‘ beruft, so geht aus dem Inhalt dieses Ausdrucks hervor, dass er sie beruft, in ganz besonderer Weise an der Errichtung des Reiches Gottes auf Erden teilzunehmen, durch welche die Schlussphase des ‚Himmelreiches‘ ihren Anfang nimmt und vorbereitet wird.“

Aus den Worten Christi lässt sich nicht erschließen, welche besondere Bedeutung der Verzicht auf die Ehe für das Reich Gottes in eschatologischer Perspektive hat: „Denn bekanntlich ist das Himmelreich ja für alle gedacht: auch jene, die heiraten, gehören ihm auf Erden (und im Himmel) an. Es ist für alle der ‚Weinberg des Herrn‘, in dem sie hier auf Erden arbeiten müssen; und es ist später das ‚Haus des Vaters‘, in dem sie in der Ewigkeit ihre Heimat finden sollen. Was ist nun jenes Reich für diejenigen, die um seinetwillen freiwillig die Ehelosigkeit wählen?“

Der Herr sage allein, dass die Ehelosigkeit um des Himmelreiches willen bisweilen nötig, mitunter unerlässlich sei: „Damit betont er, dass sie in dem Reich, das Christus verkündigt und in das er die Menschen ruft, einen besonderen Wert in sich selber hat. Diejenigen, die sich freiwillig für die Ehelosigkeit entscheiden, müssen sie um jenes Wertes willen wählen und nicht aus irgendeiner anderen Berechnung heraus.“

Der Verzicht auf die Ehe um des Himmelreiches willen ist ein Handeln entsprechend der spezifischen Berufung des Menschen: „Das ‚Himmelreich‘ ist gewiss die endgültige Erfüllung der Sehnsucht aller Menschen, an die Christus seine Botschaft richtet: es ist die Fülle des Guten, das das Menschenherz über die Grenzen all dessen hinaus ersehnt, woran es im irdischen Leben teilhaben kann, es ist die höchste Fülle der Belohnung des Menschen durch Gott.“

Johannes Paul II. stellt nun Reflexionen zur „Theologie der Jungfräulichkeit“ an und wird nicht müde zu wiederholen, welche Bedeutung der Verzicht hat: „Durch all das, durch den Ernst und die Tiefe der Entscheidung, durch die Schwere der Verantwortung, die sie mit sich bringt, scheint und leuchtet zweifellos die Liebe durch: die Liebe als Bereitschaft zur Ganzhingabe um des ‚Reiches Gottes‘ willen. In den Worten Christi scheint diese Liebe allerdings von dem verhüllt, was stattdessen an die erste Stelle gerückt wird. Christus verbirgt seinen Jüngern nicht, dass die Wahl der Ehelosigkeit ‚um des Himmelreiches willen‘ – in den Kategorien der Zeitlichkeit gesehen – einen Verzicht bedeutet. Diese Weise, mit den Jüngern zu sprechen, die klar die Wahrheit seiner Lehre und der in ihr enthaltenen Forderungen formuliert, ist bezeichnend für das ganze Evangelium; sie ist es auch, die ihm unter anderem einen Stempel aufdrückt und eine so überzeugende Kraft verleiht.“

In der Berufung zum Verzicht entdecken die Jünger und später auch die Kirche die Liebe zu Christus, die als ein Akt der Selbsthingabe verstanden wird: „So ist die Ehelosigkeit ‚um des Himmelreiches willen‘, die Wahl der Jungfräulichkeit für das ganze Leben, in der Erfahrung der Jünger und der Nachfolger Christi zum Ausdruck einer besonderen Antwort auf die Liebe des göttlichen Bräutigams geworden und hat darum die Bedeutung eines Aktes bräutlicher Liebe angenommen: das heißt einer bräutlichen Selbsthingabe, um in besonderer Weise die Liebe des Erlösers zu erwidern; einer Selbsthingabe, die als Verzicht verstanden, aber vor allem aus Liebe vollzogen wird.“

In unserer Zeit ist dieses Verständnis verdunkelt, und wir erkennen dies besonders an vielen Reformbestrebungen, die den Zölibat – so zumindest in Europa und Nordamerika – als etwas bloß Zeitbedingtes ansehen und die Schönheit dieser Lebensform verkennen. Die Signaturen der Zeit, insbesondere die Macht der sogenannten Humanwissenschaften, die auf der atheistischen Philosophie Michel Foucaults fußen, scheinen bestimmend geworden zu sein.

Wer bereits die Ehe zwischen Mann und Frau angreift, als überkommen ansieht oder relativieren will, der wird auch nie verstehen können, was die Selbsthingabe im Zölibat und in der Jungfräulichkeit bedeutet. Doch wer von Selbsthingabe nichts weiß, der weiß zuinnerst auch nichts über Liebe. Johannes Paul II. zeigt deutlich, dass die Entscheidung zur Ehelosigkeit um des Himmelreiches willen ein tiefer Akt der Liebe zu Christus ist.

Hinweis: Meinungsbeiträge wie dieser spiegeln die Ansichten der jeweiligen Gast-Autoren wider, nicht notwendigerweise jene der Redaktion von CNA Deutsch.

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