04 November, 2019 / 6:09 AM
In unserem Sprachraum war "Unsere Liebe Frau von Guadalupe", die Schutzpatronin Mexikos, bis vor 15 Jahren noch so gut wie unbekannt. Erst durch den Journalisten Paul Badde und sein Buch "Maria von Guadalupe" erreichte das Gnadenbild der Ureinwohner Mexikos einen gewissen Bekanntheitsgrad. Seit Ostern 1999 beschäftigte den heutigen EWTN-Romkorrespondenten und langjährigen Autor der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" und der "Welt" die schier unglaubliche Geschichte dieses Gnadenbildes, das "nicht von Menschenhand geschaffen" war. Bevor Badde seinen neuen Job als Korrespondent für "Die Welt" in Jerusalem beginnen sollte, reiste er im Juni 1999 nach Mexiko, um sich an Ort und Stelle ein eigenes Bild zu machen.
Doch erst im Jahr 2003, nachdem er schon 3 Jahre Jerusalem-Korrespondent war und sich auch in dieser Zeit intensiv mit dem Geheimnis von Guadalupe beschäftigt hatte, veröffentlichte er sein Buch, dem er den Untertitel gab: "Wie das Erscheinen der Jungfrau Weltgeschichte schrieb". (CNA Deutsch hat es bereits vorgestellt).
Seit Wochen frage ich mich, wie eine Synode katholischer Bischöfe über die lateinamerikanischen Ureinwohner stattfinden kann, ohne dass die Muttergottes präsent ist, wie sie vor Ort geliebt und gewürdigt wird.
Da ist einmal die "echte" Muttergottes vom Amazonas: Unsere Liebe Frau von Nazareth, zu deren Prozession Círio de Nazaré in Bélem (Brasilien) regelmäßig über zwei Millionen Katholiken kommen. Es ist eine der größten religiösen Ansammlung von Menschen weltweit, und wir auch von den Vereinten Nationen gewürdigt.
Dann ist da natürlich die – ganz Amerika vereinende – Madonna von Guadalupe.
Diese Tatsachen werfen unbequeme Fragen auf. Haben sich somit die Indigenen des Amazonien-Beckens ebenso längst bekehrt, wie auch die Azteken Mexikos? Haben moderne "Missionare" beziehungsweise Befreiungstheologen jedoch jahrzehntelang nicht weiter den christlichen Glauben verkündet, sondern einfach Menschen ermutigt, sich heidnischen Ritualen zuzuwenden? Wie ist sonst zu verstehen, dass der katholische Bischof Erwin Kräutler offenbar behaupten kann, er habe niemals einen Indio getauft – was eigentlich nicht zu glauben wäre.
Der letzte Wille von Jesus Christus war ein anderer. Er hat seinen Aposteln – dem heiligen Evangelisten Markus zufolge – aufgetragen: "Geht hinaus in die ganze Welt und verkündet das Evangelium der ganzen Schöpfung! Wer glaubt und sich taufen lässt, wird gerettet; wer aber nicht glaubt, wird verurteilt werden."
Das gilt auch und gerade für Geistliche, die schließlich in der Apostolischen Sukzession stehen.
Das größte Marienheiligtum der Erde befindet sich nicht in Rom, sondern in Mexiko. Es ist das Eigentum der Indios, jener Eingeborenen, die bei der Amazonas-Synode in Rom aber nicht mehr als die Verehrer der Morenita vorgestellt wurden, wie die Einwohner Mexikos in liebevoller Zuneigung ihre Muttergottes nennen, oder der Madonna von Lujan, sondern als die Anbeter der heidnischen "Göttin", der Pachamama und anderer Götzen.
Sichtbar wurde dies für alle Welt in Formen der "Zelebration" religiöser Riten, insbesondere die Gegenwart der Figuren der sogenannten Pachamama. Entgegen der Aussagen des Vatikans, dies sei "nicht geschehen" haben sich tatsächlich Menschen vor dieser Figur verbeugt – und sie umtanzt.
In diesen letzten Wochen habe ich mich deshalb gefragt: Wo bleibt da die Jungfrau von Guadalupe, die Morenita, die Paul Badde mir nahe gebracht hat als die heilige Mutter der Indios? Warum ist sie kein Thema? Wieso nimmt ihren Namen kein Bischof, kein Missionar, kein Eingeborener in den Mund?
Es sollen jährlich über 20 Millionen Pilger sein, die ihr Heiligtum in Mexiko besuchen. Sie kommen zur Morenita, damit sie teilhaben an der wundersamen Begegnung der Jungfrau mit dem 51-jährigen Indio Juan Diego.
"Dann erschien ein großes Zeichen am Himmel: eine Frau, mit der Sonne bekleidet; der Mond war unter ihren Füßen und ein Kranz von zwölf Sternen auf ihrem Haupt. Sie war schwanger und schrie vor Schmerzen in ihren Geburtswehen."
Sie sind sich begegnet: die Muttergottes und der Indio. Und am vierten Tag lässt sie ihr Abbild auf seinem Mantel zurück. Natürlich glaubt das kein Mensch, Schon gar nicht die Kirche. Der Bischof von Mexiko verlangt darum ein Zeichen. Da bittet ihn die Jungfrau bei ihrer letzten Begegnung am 12. Dezember 1531, dass Diego mitten im Winter auf den Gipfel des Tepeyak-Hügels gehen soll, um Blumen zu pflücken. Er soll die Blumen in seinen Umhang einschlagen und dem Bischof zu bringen. Diego öffnete also vor dem Bischof seinen Umhang aus groben Agaven-Fasern, aus dem die Blumen herabfielen und dabei das Bild der Gottesmutter und immerwährenden Jungfrau und heiligen Maria in dem Umhang hinterließen, das in der Basilika Unserer Lieben Frau von Guadalupe am Stadtrand von Mexiko bis heute, besucht und verehrt wird.
Nach dieser Erscheinung ließen sich über 6 Millionen Azteken in der größten Massenkonversion der Geschichte taufen. Wie passt das alles zusammen? Da stimmt doch etwas nicht im modernen Rom. Kennen Franziskus und all die vermeintlichen Fachleute Amazoniens die Geschichte von Diego und der Muttergottes nicht?
Paul Badde notierte einmal für "Die Welt" einen Satz über die Beziehung von Papst Johannes Paul II. und die Muttergottes von Guadalupe, wo er schrieb: "Den innersten Ton seiner Erinnerung hören wir aber vielleicht dennoch eher, als er an seine allererste Auslandsreise als Papst zurückdenkt, die ‚richtungsweisend für alle folgenden Jahre des Pontifikats' war, wie er sagt, und die 1979 nach Mexiko ging, zur Madonna von Guadalupe, bei deren Erwähnung der alte Mann noch jetzt ‚Ay Morena, Morenita mia', auf Spanisch vor sich hinsummt: ‚Ach, mein Kleines! Meine kleine Dunkle! - Conocí a una linda Morenita / y la quise mucho. / Por las tardes iba yo enamorado / y cariñoso a verla. / Al contemplar sus ojos, mi pasión crecía. / Ay Morena, Morenita mía, no te olvidaré. / Hay un Amor muy grande ...'"
(Die Geschichte geht unten weiter)
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Das Spanisch habe ich damals nicht verstanden, und verstehe es bis heute nicht, aber ich habe die Liebe erspürt, die aus diesen Worten hervorquillt. Von dieser Liebe habe ich bei der Amazonas-Synode nichts gespürt.
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