21 März, 2020 / 7:01 AM
Zweimal im Jahr sehen wir liturgisch rosarot, am dritten Adventssonntag und am vierten Fastensonntag. In meinem alten Schott-Messbuch von 1962 lese ich: "In Rom beschenkte man sich mit Rosen." Auch "Rosensonntag" ist dieser Festtag der Freude genannt. Weiterhin steht im Schott: "Der Papst weiht auch heute noch eine goldene Rose, die er dann meist einer fürstlichen Persönlichkeit als Ausdruck besonderer Aufmerksamkeit schenkt."
Eine "fürstliche Persönlichkeit"? Wissen Sie, wem Sie am Sonntag "Laetare" gern eine Rose schenken würden? Es genügt, wenn diese Rose von Herzen kommt, darum etwas Edles, Leuchtendes und Schönes ist, kostbarer als jedes Edelmetall. Ich habe noch nie darüber nachgedacht, ob ich an diesem Sonntag Rosen verschenken würde. Wenn ich heute – in Zeiten wie diesen – auf solche Überlegungen komme, so weiß ich, dass die "fürstlichen Persönlichkeiten", die ich gern mit diesem Zeichen bedenken wollte, einfach gläubige Christen sind. Mir kommen die Sängerinnen der Schola in den Sinn, die für ihren Dienst in der Liturgie in jeder Weise "rosenwürdig" wären. Natürlich denke ich in gleicher Weise an die leidenschaftlich tätige Küsterin, an die freundliche Organistin, die an diesem Sonntag die Orgel spielen dürfte. Nicht weniger denke ich auch an jene "fürstlichen Persönlichkeiten", die in den Messen des "Novus Ordo" gemäß den Vorgaben der Liturgie den ihnen zukommenden Dienst voll Freude, mit Hingabe und Dankbarkeit ausüben. Ich denke auch an die fromme, hochbetagte Beterin in der letzten Bank, die an diesem Sonntag sich nur verborgen vor der Welt in das Gebet der Kirche einfügen, aber nicht die heilige Messe mitfeiern kann. Alle diese Damen sind fürstliche Persönlichkeiten. Auf Adelstitel kommt es so wenig an wie auf akademische Auszeichnungen. Wie gern würde ich an diesem Sonntag einer Dame, einigen oder allen diesen Frauen – und das ist vermutlich meine große Schwäche, dass ich trotz allem auch zu "Laetare" mir nur vorstellen kann, einer Frau eine Rose zu schenken – als leisen Dank eine Rose zum katholischen Rosensonntag schenken.
Das Graduale des Sonntags lautet: "Wie freute ich mich, da man mir sagte: Wir ziehen zum Hause des Herrn …" Wir sehr würden wir uns freuen, in der Wüste dieser Zeit, wenn wir zum Haus des Herrn ziehen und die Sonntagsmesse feiern dürfen. Das Evangelium berichtet uns davon, wie Jesus über das galiläische Meer fährt: "Eine große Volksmenge folgte Ihm, weil sie die Wunder sahen, die Er an den Kranken wirkte." Wie viele Menschen, wie viele Schwestern und Brüder im Glauben, wie viele Priester werden in diesen Tagen eingeschrieben in die Passionsgemeinschaft mit dem Herrn. Wir können diesen Schrifttext lesen, meditieren und in unser derzeit so ganz anderes Leben einlassen. Wir können an die wundersame Brotvermehrung – ein Evangelium, das wir so oft gehört haben – gläubig denken. Warum können wir nicht teilhaben und den Leib Christi empfangen? Worin, so fragen viele Menschen in diesen Tagen, liegt der Sinn in den Geschehnissen, die uns auch daran hindern, die heilige Messe – so wie immer – in der Kirche mitzufeiern? Die Fragen bleiben, bedrängen und belasten uns. Ja, das alles tut so weh. Das Evangelium endet mit dem Ausblick des Herrn auf die Passion. Er weiß, was auf ihn zukommen wird. Einige wollen ihn zum König machen, und sie werden wenig später rufen: "Ans Kreuz mit ihm!" Der Weg Jesu führt nach Jerusalem. Er geht darauf zu, aber im Augenblick, nach dem Wunder der Brotvermehrung, zieht er sich "auf den Berg zurück", in die Höhe, um allein zu sein.
Vom Alleinsein hören wir oft in diesen Tagen, in dieser Wüstenzeit. Wie gern würden wir den Sonntag "Laetare" feiern, so wie in jedem anderen Jahr auch. Und ich werde so wie am Sonntag "Oculi" sagen: Jetzt sollte ich aufbrechen, um rechtzeitig in der Kirche zu sein. Jetzt möchte ich aufbrechen, um … zum Haus des Herrn zu gehen. Jetzt bleibe ich zu Hause. Jetzt muss ich zu Hause bleiben. Und wie gerne nähme ich an diesem Sonntag ein paar Rosen mit.
Papst Franziskus betete vor dem Angelus-Gebet am 11. April 2018: "Maria, Mutter der Barmherzigkeit, gebe uns im Herzen die Gewissheit, dass wir von Gott geliebt sind. Sie sei uns in den Momenten nahe, in denen wir uns allein fühlen, in denen wir versucht sind, angesichts der Schwierigkeiten des Lebens aufzugeben." Bleiben wir einander verbunden im Gebet der Kirche aller Zeiten und Orte und im Vertrauen auf den Herrn. Unser Papst sagte an jenem Sonntag: "Wir haben auch viel Kummer, doch wenn wir wahre Christen sind, dann ist da jene Hoffnung, die eine kleine Freude ist, die wächst und die Sicherheit schenkt. Wir dürfen den Mut nicht verlieren, wenn wir unsere Grenzen, unsere Sünden, unsere Schwächen sehen: Gott ist nahe, Jesus ist am Kreuz, um uns zu heilen." Ja, wir dürfen den Mut nicht verlieren.
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